Deutscher Architekturpreis geht an das Studierendenhaus der TU Braunschweig Architektonischer Leuchtturm ist ein hervorragender Lernort für Studierende
Das Studierendenhaus der Technischen Braunschweig wurde mit dem Deutschen Architekturpreis 2023 ausgezeichnet. Die beiden Architekten Gustav Düsing und Max Hacke sowie die beiden Vertreterinnen der TU Braunschweig, Professorin Tatjana Schneider und Bettina Nöhren, nahmen den mit 30.000 Euro dotierten Staatspreis am 28. September 2023 in Berlin entgegen. Der Preis zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen für Architekt*innen in Deutschland.
Die beiden Berliner Architekten Gustav Düsing und Max Hacke realisierten im Auftrag der TU Braunschweig das Studierendenhaus mitten auf dem Zentral-Campus. Beide kennen die TU Braunschweig und die räumlichen Gegebenheiten gut: Sie haben an der TU Braunschweig am Institut für Entwerfen und Raumkomposition gearbeitet und 2017 den Wettbewerb, der unter den Assistent*innen der TU-Architektur ausgeschrieben wurde, gewonnen. Bauherrin ist die TU Braunschweig. Für die Betreuung sowie die Umsetzung war das eigene Gebäudemanagement verantwortlich.
Zirkuläre, nachhaltige Bauweise
Das Studierendenhaus bietet mit seiner Stahl-Holzkonstruktion in zirkulärer, nachhaltiger Bauweise und mit seinem räumlichen Konzept nicht nur hervorragende Bedingungen für 160 studentische Arbeitsplätze. Es vermittelt Transparenz und fördert Begegnungen und Teamarbeit.
„Es ist ganz wunderbar, dass der Preis an zwei Architekten geht, die ihre Kompetenzen an der TU Braunschweig entwickeln konnten. Dieses Haus ist aus einem internen Wettbewerb unter unseren Nachwuchsarchitekt*innen hervorgegangen. Mein herzlicher Glückwunsch an Gustav Düsing und Max Hacke. Der Preis unterstreicht, wie hervorragend die Architekturausbildung an der TU Braunschweig ist. Unser Studierendenhaus im Herzen der Universität mit einer so fantastischen, zeitgemäßen Architektur ist ein architektonischer Leuchtturm und fällt sofort ins Auge. Es ist ein vortrefflicher Ort für das studentische Lernen und Leben an der TU Braunschweig. Es fördert den Austausch und das gemeinsame Arbeiten und steigert die Attraktivität unseres Studienstandortes für Studierende aus dem In- und Ausland“, so die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel.
„Junge, frische und kühne Architektur“
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „Mit dem Studierendenhaus haben die beiden Berliner Architekten nicht nur den Studentinnen und Studenten in Braunschweig etwas Gutes getan. Sie haben eine innovative Stahl-Holz-Hybridkonstruktion eingesetzt, die leicht montiert und wieder in seine Grundkomponenten zerlegt werden kann, und gleichzeitig ein einladendes Gebäude geschaffen, das dank seiner offenen Struktur von den Studierenden flexibel genutzt werden kann.“
Das Studierendenhaus wurde unter insgesamt 191 Einreichungen von 164 Büros ausgewählt.
Dem Preisträger sei es gelungen, so die Jury, mit dem pavillonartigen Bau eine bemerkenswerte Architektur zu verkörpern, die einen bedeutsamen Schritt in der Entwicklung einer zeitgemäßen akademischen Lernumgebung markiere. Die besondere Stahl-Holz-Hybridkonstruktion sei kein einseitiges Statement zur Frage eines zukunftsfähigen Lernortes, sondern agiere aktiv im Einklang mit den sich wandelnden Anforderungen der Zeit. Die junge, frische und kühne Architektur habe den Campus in Braunschweig auf bereichernde Weise verändert.
Zur Architektur
Der zweigeschossige filigrane Bau ähnelt einem Pavillon. Das Studierendenhaus zeichnet sich durch eine vollverglaste Fassade aus, die eine hervorragende Tageslichtqualität für alle Bereiche bietet und den Innen- und Außenraum nahtlos verbindet. Die Stahl-Holzhybridkonstruktion ist demontierbar und ermöglicht eine einfache Montage und De-Montage und folgt dem Prinzip des „Design for Disassembly“. Das auf einem quadratischen 3 x 3 Meter Achsmaß konzipierte Primärtragwerk, bestehend aus Trägern und Stützen, ist modular und setzt sich aus immer gleichen 10 x 10 cm Quadrathohlprofilen zusammen. Die in die Trägerrahmen eingelegten Holzrippendecken sind nur punktuell verschraubt, die Fassade ist nicht verklebt und ebenso demontierbar. So können die Gebäudematerialien nicht nur wiederverwendet werden, sondern ganze Bauteile im Sinne des „zirkulären Bauens“ neue Verwendung finden.
Das energetische Konzept basiert auf einer Fernwärmeversorgung aus 80 Prozent regenerativen Energiequellen in Kombination mit Erdsonden zur sommerlichen Kühlung. Ein drei Meter tiefer Laubengang mit Vordach und Balkonen sowie die umstehenden Bäume verschatten die Fassade im Sommer. Be- und entlüftet wird das Gebäude über Kippfenster und eine zentrale Oberlichtkuppel. Die Arbeitsplätze sind alle mit Steckdosen ausgestattet. Die Steckdosen und die Beleuchtung im Obergeschoss sowie die Kabelführung sind in die Stützen und Träger integriert. Schallschluckende Vorhänge, Teppich und Akustikdecken sorgen für eine angenehme Raumakustik, so dass in Gruppen diskutiert werden und an anderen Arbeitsplätzen konzentriert gelernt werden kann.
Hintergrund Deutscher Architekturpreis
Der Staatspreis wird alle zwei Jahre für herausragende baukulturelle Leistungen vergeben und ist die bedeutendste Auszeichnung für Architekt*innen in Deutschland. Neben dem Deutschen Architekturpreis vergab die Jury in diesem Jahr weitere fünf Auszeichnungen und fünf Anerkennungen. Mit dem Deutschen Architekturpreis werden für die Entwicklung des Bauens beispielhafte Bauwerke ausgezeichnet, die eine herausragende architektonische und baukulturelle Qualität aufweisen und im Neubau oder bei der Sanierung und Modernisierung historischer Bausubstanz von einem vorbildlichen Umgang mit Konstruktion und Material zeugen. Sie sind dem nachhaltigen Bauen in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Hinsicht verpflichtet und tragen positiv zur Gestaltung des öffentlichen Raumes bei. Von den ausgezeichneten Bauwerken sollen zum einen Anregungen für zukünftige Planungen ausgehen, zum anderen sollen sie die Bedeutung der Baukultur und des nachhaltigen Bauens der Öffentlichkeit näherbringen.