Braunschweig zeigt, wie Quanten die Zukunft gestalten
Quantentechnologien stehen an der Schwelle, viele Bereiche unserer Wirtschaft zu revolutionieren, zum Beispiel in den Branchen Energieversorgung, Sensorik, Kommunikation sowie Informationstechnologie und Cyber-Sicherheit. Unter dem Motto „Quantum Revolution – Mit Quanten die Zukunft gestalten“ wurden beim gemeinsamen Parlamentarischen Abend der Stadt Braunschweig mit führenden Forschungseinrichtungen aus der Region Braunschweig am 27. November in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin die neuesten Entwicklungen und Anwendungen der Quantentechnologie vorgestellt.
Die Botschaft des Abends an die etwa 220 Gäste: Braunschweig zählt zur internationalen Spitze in der Quantenforschung, und um aus dem Innovationspotenzial im Quantum Valley Lower Saxony auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine führende Wettbewerbsposition für Deutschland in diesem weltweiten Milliardenmarkt zu erreichen, braucht es einen engen Schulterschluss zwischen Forschung, Industrie und Politik.
Quantentechnologie ist in Braunschweig ein aufstrebender Bereich, der durch intensive Forschung und Entwicklung unter anderem an der Technischen Universität Braunschweig mit dem Exzellenzcluster QuantumFrontiers und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) als eine der ersten Adressen in der internationalen Welt der Metrologie geprägt ist. Diese Institutionen beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der Quantentechnologie wie Computing, Kommunikation und Sensorik. Zudem sind bereits einige aufstrebende Startups entstanden, die die exzellente Braunschweiger Quantenforschung in industrielle Anwendungen und neue Geschäftsmodelle übersetzen. Der Quantum Valley Lower Saxony (QVLS) e.V. führt die Aktivitäten aus Wissenschaft, Industrie, Politik und öffentlicher Hand zusammen. Gemeinsam steht dieses Netzwerk für Spitzenforschung und erfolgreichen Transfer von Quantentechnologien mit dem Ziel, die Potenziale auf diesem maßgeblichen wirtschaftlichen Zukunftsfeld zu heben.
Der Parlamentarische Abend wurde von Dr. Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, eröffnet. In seinen Begrüßungsworten betonte er die zentrale Rolle Braunschweigs und der Region als Wissenschafts- und Innovationsstandort mit einer agilen Startup-Szene. Grußworte von Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, sowie Dr. Alexandra-Gwyn Paetz, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, unterstrichen die Relevanz der Quantentechnologie für die technologische Souveränität Deutschlands und Europas.
Den thematischen Auftakt bildete die Eröffnungskeynote von Prof. Dr. Andreas Waag, Leiter des Instituts für Halbleitertechnik an der Technischen Universität Braunschweig, unter dem Titel „Bausteine für Deutschlands technologische Quanten-Souveränität“. Im Anschluss präsentierten renommierte Expertinnen und Experten in kurzen Pitches konkrete Anwendungsbeispiele und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Quantentechnologie. Prof. Dr. Piet Schmidt (PTB) stellte die Potenziale der Quantentechnologie für Metrologie und Sensorik am Beispiel der Atomuhren vor.
Prof. Dr. Christian Ospelkaus (Leibniz Universität Hannover) sprach über den Bau von Quantencomputern „Made in Niedersachsen“. Dr. Nicolas Spethmann (PTB) beleuchtete die Bedeutung eines fruchtbaren Innovationsökosystems für den Technologietransfer in den Mittelstand sowie die Förderung von Startups. Hier setzen die PTB, die TU Braunschweig und die Braunschweig Zukunft GmbH mit ihrem vom Land Niedersachsen geförderten QIMP High-Tech Incubator neue Maßstäbe in der Förderung technologieintensiver Startups.
Drei junge Unternehmen zeigten beim Parlamentarischen Abend, wie sie sich bereits jetzt auf den Weg gemacht haben, Quantentechnologien durch innovative Anwendungen wirtschaftlich nutzbar zu machen: Dr. Heiko Brüning präsentierte eine europäische Erfolgsgeschichte. Sein Startup QubeDot steht für die integrierte LED-Produktion als Ergebnis technologieübergreifender Forschung. Dr. Henning Hahn (QUDORA Technologies GmbH) zeigte, wie sein Startup die Entwicklung von Ionenfallen-Quantencomputern vorantreibt.
Zum Abschluss der Veranstaltung gaben führende Persönlichkeiten einen Ausblick auf die Zukunft der Quantentechnologie und die notwendigen Schritte für deren erfolgreiche Implementierung in Deutschland. Zu den Rednern zählten Prof. Dr. Angela Ittel (Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig), Prof. Dr. Cornelia Denz (Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt), Naz Pourmalek (Geschäftsführerin des Quantum Valley Lower Saxony e. V.) und Dr. Thorsten Kornblum (Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig).
Die Vorträge wurden ergänzt durch Messestände der Einrichtungen und Unternehmen aus der Region, die Quantentechnologien erforschen und entwickeln.
Stimmen zum Parlamentarischen Abend
Dr. Thorsten Kornblum (Oberbürgermeister Stadt Braunschweig): „In der Region Braunschweig ist in den vergangenen Jahren ein herausragendes Forschungsumfeld für Quantenforschung als Schlüsseltechnologie der Zukunft entstanden. Damit aus diesem Potenzial marktfähige Lösungen werden, setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnern einen neuen Wirtschaftszweig in der Region aufbauen. Mit dem vom Land Niedersachsen geförderten QIMP High-Tech Incubator haben wir gemeinsam mit unseren Partnern des Parlamentarischen Abends bereits einen wichtigen Hebel geschaffen, um High-Tech- und Deep-Tech-Startups finanziell und infrastrukturell zu unterstützen. Diese Botschaft haben wir beim Parlamentarischen Abend kraftvoll vorgetragen, um unsere Initiativen auf allen Ebenen bekannt zu machen.“
Prof. Dr. Angela Ittel (Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig): „Quantenforschung zeigt uns, was möglich wird, wenn Neugier, Können und Kooperation zusammenkommen. In Braunschweig erleben wir genau das: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Grenzen verschieben; Ingenieurinnen und Ingenieure, die Technologie in etwas Alltagswirksames übersetzen; Partner aus Industrie und Politik, die gemeinsam Verantwortung übernehmen. Unsere Region verfügt über eine besondere Kraft – sie wächst aus hoher Forschungsdichte, Entdeckergeist und dem Willen miteinander Lösungen für die Zukunft entwickeln. Darum ist Braunschweig heute ein Ort, an dem Innovation internationale Strahlkraft gewinnt. Wenn wir weiter so zusammenarbeiten, schaffen wir nicht nur Technologien für die nächste Generation, sondern gestalten eine Zukunft, die nachhaltiger, innovativer und friedlicher ist.“
Prof. Dr. Cornelia Denz (Präsidentin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt): „Es gilt als sicher: Der technologische Fortschritt wird Quantenphänomene in einem heute kaum vorstellbaren Ausmaß nutzbar machen – und die zugehörigen Anwendungen werden unsere Zukunft prägen. Diese Zukunft hat längst begonnen, und wir alle in der Region Braunschweig – Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – gestalten sie gemeinsam. Ich bin stolz darauf, dass die PTB ihre jahrzehntelange Erfahrung in Quantenphysik sowie ihre metrologische Kompetenz in alle technologischen Bereiche einbringt, die heute zur ‚Zweiten Quantenrevolution‘ zählen. Ob Computing, Kommunikation oder Sensorik – überall kommt es darauf an, bei der Kontrolle von Quantenzuständen an die Grenzen des Messbaren zu gehen. Dieses Know-how ist unser Beitrag, unsere Mitgift als metrologischer Partner für die Innovationen des regionalen Quantenökosystems von morgen.“
Naz Pourmalek (Geschäftsführerin des Quantum Valley Lower Saxony e. V.): „QVLS ist ein eindrucksvolles Ergebnis gemeinsamen Handelns in Niedersachsen. Wie stark dieser Schulterschluss ist, zeigte der diesjährige Parlamentarische Abend, bei dem Präsidentinnen von Forschungseinrichtungen, Landesminister, Oberbürgermeister, das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt sowie Co-Founder und Geschäftsführer unserer Quanten-Start-ups ihre Visionen und eigenen Perspektiven für Quantentechnologien einbrachten. Nur durch dieses vertrauensvolle Miteinander konnten wir uns weltweit als einer der führenden Hubs für Quantentechnologien etablieren. Nur so schaffen wir auch künftig die Voraussetzungen dafür, dass Niedersachsen seine Spitzenposition im Bereich der Quantentechnologien dauerhaft behauptet.“

