Auch in der Energiekrise: Präsenzlehre hat Priorität
Wenn in einigen Wochen die Heizperiode beginnt, hat die Technische Universität Braunschweig bereits umfangreiche Energieeinsparmaßnahmen auf den Weg gebracht und ist auf eine drohende Gas- und Energieversorgungsknappheit eingestellt. Lehre und Forschung in Präsenz sollen weiter aufrechterhalten werden, die Einsparmaßnahmen werden allerdings sichtbar und deutlich zu spüren sein.
„Unser Ziel ist es, das Campusleben aufrecht zu erhalten. Die TU Braunschweig ist ein lebendiger Lehr-, Lern- und Diskussionsort. Die Einschränkungen während der Corona-Semester haben uns alle, aber die Studierenden in besonderem Maße getroffen. Das kommende Wintersemester soll deshalb wieder in Präsenz stattfinden“, sagt Professor Knut Baumann, Vizepräsident für Studium und Lehre. „Es wäre zudem falsch, durch erneute Schließungen die Problematik der Energieversorgung und Energiekosten allein unseren Beschäftigten und Studierenden aufzubürden“, so Dietmar Smyrek, Hauptberuflicher Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau. Luca Kienel, Mitglied des AStA-Vorstands, begrüßt die Entscheidung: „Nach zwei Jahren Studium unter Corona-Bedingungen war unsere größte Sorge, dass erneut viele Studierende in weiten Teilen nur digital an der Lehre teilnehmen können. Vor Ort zu sein ist ein integraler Bestandteil des Studiums.“
Seit April läuft unter Begleitung des universitären Energiemanagements eine Kampagne mit Tipps zur Sensibilisierung für ein sparsames Verhalten. Auch der Fall einer Unterbrechung der Energieversorgung wird mitgedacht: Um sensible Forschungsgeräte etwa vor Schäden bei einem Stromausfall zu schützen, gibt es detaillierte Notfallpläne. Durch die langfristig angelegte Energiekostenbudgetierung hat die TU Braunschweig bereits erhebliche Einsparungen erzielt: Gegenüber 2013 verbraucht die TU Braunschweig etwa 14 Prozent weniger Fernwärme und 20 Prozent weniger Strom. Die TU Braunschweig ist damit einer der Vorreiterinnen unter den Niedersächsischen Hochschulen und hat sich nun das Ziel gesetzt, weitere 20 Prozent Energie zu sparen. Mit eigenen PV-Anlagen erzielt die Universität eine Gesamtleistung von über 1.000 kWp – zum Vergleich: Die hiermit erzeugte Energiemenge entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von etwa 220 Einfamilienhäusern. Durch die Erneuerung von Lüftungsanlagen in Laborgebäuden werden weitere erhebliche Einsparungen realisiert.
Angesichts der Energiekrise sollen weitere Energiesparmaßnahmen ergriffen werden. Hierzu zählen beispielsweise das spätere Einsetzen der Heizperiode, die Absenkung der Raumtemperatur und die Reduktion nicht notwendiger Beleuchtung. Die Abschaltung der Illumination am Haus der Wissenschaft ist hierbei für alle sichtbar. Zusätzliches Einsparpotenzial liegt in der Beschränkung der täglichen Heizzeiten. Auch die Schließung von ausgewählten Gebäuden oder eine Verlängerung der Winterpause ist noch im Gespräch.
„Die Maßnahmen treffen uns ernsthaft und werden die Grenzen der Komfortzone an der TU Braunschweig weit überschreiten. Alle werden die Veränderungen zu spüren bekommen. Wenn wir gemeinsam anpacken, meistern wir auch diese Krise. Dass wir das können, hat uns die Corona-Pandemie gezeigt“, sagt Dietmar Smyrek. „Das ist unser gesellschaftlicher Beitrag: Wir wollen möglichst wenig Energie verbrauchen, dabei Sicherheit und Arbeitsfähigkeit gewährleisten und die knappen Gasvorräte schonen.“
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Im Wintersemester wird Präsenz für weiterhin volle Hörsäle sorgen. Bildnachweis: Sebastian Olschewski.