Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Theresia Stradal und Prof. Dr. Klemens Rottner Die Rolle des Zytoskeletts bei Infektionen und
Molekulare Mechanismen der Zellwanderung
Prof. Dr. Theresia Stradal, Abteilung Zellbiologie des Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, und Prof. Dr. Klemens Rottner, Zoologisches Institut der Technischen Universität Braunschweig, halten ihre Antrittsvorlesung am
Mittwoch, 14. Januar 2015, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 3. OG, 38106 Braunschweig.
Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Theresia Stradal
„Die Rolle des Zytoskeletts bei Infektionen“
Die aktuellen Berichte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über „The Global Burdon of Diseases“ (GBD) belegen eindringlich die Wichtigkeit der Forschung an Wirt-Pathogen-Interaktionen. Im Jahr 2012 starben rund 15 Millionen Menschen an Infektionskrankheiten. Der großzügige Umgang mit Antibiotika hat zudem in entwickelten Ländern hochvirulente und multi-resistente Bakterienstämme hervorgebracht. Nicht zuletzt haben Veränderungen im Reise- und Migrationsverhalten der Menschen sowie des Klimas die Bedeutung einiger Bakterien als sogenannte ‚emerging pathogens‘ stark beeinflusst. Ein tiefes Verständnis des komplexen Wechselspiels von krankheitserregenden Bakterien und dem Wirt, also der sogenannten Wirt-Pathogen Interaktion, ist unabdingbar, um diesen Problemen in Zukunft angemessen begegnen zu können.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Theresia Stradal befasst sich sowohl mit den Verteidigungsmechanismen des Wirtes als auch mit den Virulenzmechanismen der Pathogene. Die Kernexpertise ihres Teams liegt in der Kombination aus Videomikroskopie und Proteinbiochemie angewandt an verschiedensten Zellbewegungsmodellen und im Kontext bakterieller Infektion. In der Vergangenheit konnte die Gruppe von Professorin Stradal sowohl grundlegende Regulationsmechanismen der Zellbewegung aufklären, als auch Beispiele für deren Beeinflussung durch bakterielle Virulenzfaktoren aufzeigen. Ihre Forschung hat überzeugend gezeigt, dass bakterielle Erreger bei der Infektion essentiell auf die Kooperation von Wirtsproteinen angewiesen sind, woraus sich neue Strategien zur Infektionsbekämpfung ergeben könnten.
Zur Person
Theresia Stradal studierte an der Paris-Lodron-Universität Salzburg/Österreich (Biologie/Botanik). Nach ihrem Promotionsstudium, 1997-2000, am Institut für Molekularbiologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Paris-Lodron-Universität Salzburg (Zellbiologie/Tumorbiologie) war sie bis 2004 Postdoc an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (jetzt Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung – HZI) in Braunschweig, und anschließend bis 2009 Forschungsgruppenleiterin am HZI. 2009 folgte Theresia Stradal einem Ruf auf eine Professur an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Molekulare Zellbiologie. Seit 2014 ist sie Professorin am Institut für Zoologie, Technische Universität Braunschweig und Leiterin der Abteilung Zellbiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Klemens Rottner
„Molekulare Mechanismen der Zellwanderung“
Leben ist Bewegung: diese schlichte Formel bringt die Tatsache auf den Punkt, dass die belebte Natur wenigstens auf molekularer Ebene ohne Bewegungsgprozesse nicht denkbar ist, selbst in makroskopisch und individuell wenig beweglichen Lebewesen wie Pflanzen. Ein besonders faszinierendes Beispiel solcher Bewegungsprozesse ist die Wanderung von tierischen Zellen und Zellverbänden, die essentiell ist für die Entwicklung vielzelliger Organismen, und nicht zuletzt des Menschen. Zellwanderung umfasst eine Vielzahl komplexer Vorgänge, die optimiert und aufeinander abgestimmt sein müssen. Sie kommt in unterschiedlichsten Geschwindigkeiten und Ausprägungen vor, benötigt aber immer Reorganisationsprozesse des sogenannten Zellskeletts/Zytoskeletts. In der Entwicklung der wissenschaftlichen Karriere hatte Klemens Rottner das Glück und Privileg, seit der Durchführung seiner Doktorarbeit diesem spannenden Thema weitestgehend treu bleiben zu können. Die molekularen Mechanismen der Reorganisation des Zytoskeletts, und hier insbesondere des Actinfilamentsystems, stellt seitdem Kern und Herzensangelegenheit gleichermaßen seines wissenschaftlichen Denkens dar. In der Antrittsvorlesung wird Prof. Klemens Rottner einige Beispiele für besonders ästhetische und funktionell spannende, zelluläre Actinreorganisationsprozesse geben, die mit moderner Methodik eindrücklich visualisiert und mechanistisch seziert werden können.
Zur Person
Klemens Rottner studierte an der Paris-Lodron-Universität Salzburg/Österreich (Biologie/Zoologie). Nach seinem Promotionsstudium, 1995-1999, am Institut für Molekularbiologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Paris-Lodron-Universität Salzburg (Zellbiologie/Immunologie) folgte ein Forschungsaufenthalt/Postdoc: EMBO-Stipendiat (2000-2002) an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (jetzt Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung), Braunschweig, wo er anschließend von 2004 bis 2010 Forschungsgruppenleiter war. 2010 folgte Klemens Rottner einem Ruf auf eine Professur, Institut für Genetik, an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und ist seit 2014 Professor, Arbeitsgruppenleiter (HZI) und Abteilungsleiter Molekulare Zellbiologie des Instituts für Zoologie der Technischen Universität Braunschweig.