Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Marc Stadler Einsatz von Methoden der Biodiversitäts- und Metabolomforschung bei der Suche nach neuen Wirkstoffen aus Pilzen
Prof. Dr. Marc Stadler, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Mikrobielle Wirkstoffe, hält seine Antrittsvorlesung „Einsatz von Methoden der Biodiversitäts- und Metabolomfoschung bei der Suche nach neuen Wirkstoffen aus Pilzen“ am
Mittwoch, 16. Januar 2013, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 3. OG.
Die Pilze spielen seit jeher in der pharmazeutisch-biotechnologischen Forschung eine wichtige Rolle. Kommerziell und therapeutisch enorm bedeutende Wirkstoffe wie die Beta-Lactam-Antibiotika (Penicilline und Cephalosporine), das immunosuppressiv wirkende Cyclosporin und die Cholesterin senkenden Statine, wurden erstmals in Pilzkulturen entdeckt. Bis heute erweisen sich die Pilze immer wieder als Quelle außergewöhnlich hoher chemischer Diversität. Dabei wurden erst ca. fünf Prozent der bekannten Pilzarten eingehend auf Produktion biologisch aktiver Substanzen untersucht, nach manchen Schätzungen sind über 90 Prozent der weltweit existenten Arten der Wissenschaft überhaupt noch nicht bekannt. Die Pilze stehen neben den Myxobakterien daher in der aktuellen Strategie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung bei der Suche nach neuen natürlichen Anti-Infektiva im Fokus.
Professor Stadler wird an Hand von Beispielen (z. B. tropische Endophyten, Basidiomyceten einschließlich der in der traditionellen asiatischen Medizin eingesetzten „Heilpilze“) erläutern, wie die gezielte Kombination von Biodiversitäts- und Wirkstoff-Forschung in einem internationalen und interdisziplinären Netzwerk zur Entdeckung neuer biologisch aktiver Naturstoffe mit Anwendungspotenzial führen kann. Für die Vorselektion von für die Wirkstoffsuche besonders geeigneten Organismen können Kriterien wie die Molekularphylogenie („Genetic Barcoding“) und Chemotaxonomie (HPLC-Profiling) sehr nützlich sein. Schließlich wird dargestellt, wie diese Stoffe über die Entwicklung moderner Fermentations-, Aufarbeitungs- und Chromatographie-Verfahren der präklinischen Entwicklung (Pharmakologie, Medizinische Chemie) zugänglich gemacht werden können.
Zur Person
Marc Stadler studierte Biologie an der Technischen Universität Kaiserslautern und promovierte 1993 im Fach Biotechnologie über neue Wirkstoffe aus räuberischen Pilzen mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Nach einer von der DFG geförderten Postdoc-Zeit an der schwedischen Universität Lund im Bereich Naturstoffchemie, wechselte Marc Stadler 1995 in die Industrie und arbeitete in der Pharma-Forschung von Bayer Healthcare. Im Jahr 2006 gründete er zusammen mit anderen Bayer-Forschern die InterMed Discovery GmbH, wo er als Abteilungsleiter bis April 2012 tätig war. In seiner insgesamt 17-jährigen Industrietätigkeit war er für die pilzlichen und mikrobiellen Stammsammlungen, die Fermentation und biotechnologische Prozessentwicklung sowie für ein naturstoffchemisches Labor verantwortlich. Zeitgleich habilitierte er sich an der Universität Bayreuth im Fachgebiet Mykologie. Er ist als weltweit anerkannter Experte für industrielle Mykologie und pilzliche Biodiversitätsforschung Mitglied in den Herausgebergremien führender mykologischer Fachzeitschriften wie Studies in Mycology, Fungal Diversity, Fungal Biology und Mycoscience. Seit 2012 forscht Marc Stadler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH und ist Professor an der Technischen Universität Braunschweig.