Zum Abschied von Professor Werner Kaag Laudatio von Professor Berthold Heinrich Penkhues
Nach über 20 Jahren am Institut für Baukonstruktion ist Professor Werner Kaag Ende März als Hochschullehrer in den Ruhestand gegangen. Professor Berthold Heinrich Penkhues würdigt seine Verdienste für das Department Architektur.
„Ein Meister seines Fachs“, Werner Kaag beendet seine Karriere als Hochschullehrer.
Werner Kaag wurde am 14. Februar 2000 an der Carolo Wilhelmina zum ordentlichen Professor ernannt und ich kann mich noch sehr gut an seinen fachlich dichten Berufungsvortrag erinnern. Danach war für uns im Kollegium einstimmig klar, wer bei uns dieses so wichtige Lehrgebiet „Baukonstruktion“ in der Architektur exzellent vertreten kann.
Werner Kaag kam gerne nach Braunschweig und war ein Garant dafür, dass „Bauko“ bei uns auch wirklich aus eigenem profunden Wissen heraus gelehrt wurde. Denn nur wer selbst den Nachweis über seine eigenen Werke, in dem das Prinzip Konstruktion erkennbar ist, erbringen kann, erhält die Bewunderung und den Respekt bei den Studierenden.
Eines seiner besten und mit Preisen ausgezeichneten Werke ist die Erweiterung der Volksbank Schönbuch in Schönaich. Hier vermittelte Kaag als Vertreter der Stuttgarter Schule der Nachfolgegeneration das Formenvokabular der Moderne ohne historisierenden Anschein. Die Verwendung des „Gauinger Travertin“ in Verbindung mit anderen Materialien zeigt die komplexe Vorstellung des konstruierenden Architekten. Die Details sind von hoher Anmutung und poetischer Kraft. Ein konstruktives Detail, welches sich aus dem Spiel von „Teile und Ganzes“ entwickelt, dient nicht nur der reinen Zweckerfüllung, es muss auch über die „Firmitas“ hinaus von Sinnlichkeit beseelt sein und eine ästhetische, semantische Präsenz ausstrahlen. Diese Eigenvorstellung hat Werner Kaag auch konsequent seinen Studierenden vermittelt und in seinen Bauten nachgewiesen.
Werner Kaag kommt aus Stuttgart und hat großes Ansehen auch bei den Studierenden. Er forderte und förderte. Unter den Studierenden sprach man liebevoll von einem „harten, aber fairen“ Schwaben.
Es gibt Architektinnen und Architekten, die können nur im Maßstab 1:100 denken. Nicht so bei Werner Kaag. Bei ihm fängt die zeichnerische Dokumentation erst dann an, wenn er den Entwurf 1:1 zu Ende gedacht hat. Die Detailzeichnungen werden damit zur Sichtbarmachung seiner Ideen. Er konnte im Rahmen seiner gut vorbereiteten Vorlesungen und Korrekturgespräche immer wieder vermitteln, dass Architektur mehr ist als nur das konstruktive Zusammenkommen von Materie zur Zweckerfüllung. Architektur muss schön sein und fängt im Detail an. Die vielen von ihm ausgebildeten Studierenden sind heute in den besten Büros der Welt als konstruierende Architektinnen und Architekten sowie Botschafterinnen und Botschafter der Braunschweiger Schule.
Werner Kaag hat sich nicht nur als Lehrer einen Namen über Braunschweig hinaus gemacht, sondern er war schon in den 1980er Jahren an vielen Forschungsthemen interessiert. So hatte er zusammen mit Professor Kurt Ackermann ein Standardwerk über die Geschichte des Industriebaus seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert verfasst. Aber auch während seiner Lehrtätigkeit in Braunschweig war er an Forschungsprojekten beteiligt. Zusammen mit anderen Kollegen in der Fakultät entstand der „Planungsleitfaden Zukunft Industriebau – Ganzheitliche Integration und Optimierung des Planungs- und Realisierungsprozesses für zukunftsweisende und nachhaltige Industriegebäude“.
Werner Kaag hat an zahlreichen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen und Preise und Ehrungen, wie zum Beispiel den Hugo-Häring-Preis, erhalten. Im Jahre 1994 erhielt er den Kunstpreis in der Sparte Baukunst. Der „Kunstpreis Berlin“ wird von der Akademie der Künste verliehen.
Werner Kaag verabschiedet sich mit einer gerade erschienenen Buchpublikation über sein Wirken am Institut für Baukonstruktion: Professor Werner Kaag 2000-2021. Ein hervorragendes Vermächtnis!
Lieber Werner, ich danke Dir für Dein großartiges Wirken an unserem Architekturdepartment über zwei Jahrzehnte und wünsche Dir für die Zukunft alles Gute und beste Gesundheit. Verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen – gerne bei einem guten Glas Wein – sende ich Dir ein herzliches „Glück auf“ und sage Ade.