Wie Studierende zu internationaler Lehre stehen Ergebnisse einer Onlinebefragung geben Einblicke in die Akzeptanz
Die TU Braunschweig richtet ihre Lehre internationaler aus und das englischsprachige Lehrangebot wird ausgebaut. Da bislang wenig Wissen dazu vorliegt, wie Studierende dazu stehen, wurde im Rahmen des Projekts „ProDiGI – Promoting Digital education through Global Interconnection“ eine Umfrage durchgeführt, um die Studierendenperspektive zu internationaler Lehre zu erfassen.
Das Projekt „ProDiGI“ unterstützt den Ausbau internationaler und englischsprachiger Studiengänge und Module an der TU Braunschweig mithilfe digitaler Elemente. Es wird bis Ende des Jahres mit rund 3,3 Millionen Euro von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert. Ein zentrales Element ist die begleitende Evaluation, in deren Rahmen eine Umfrage zu internationaler Lehre unter Studierenden der TU Braunschweig im Zeitraum November 2024 bis Januar 2025 durchgeführt wurde.
Ziel der Umfrage
Mithilfe geschlossener und offener Fragen wurden Akzeptanz, Einstellungen und Verständnis internationaler Lehre erfasst und zugleich Wünsche sowie Bedenken erhoben. Ziel war es, zu erfahren, wie Studierende zu internationaler Lehre und Internationalisierung stehen und welche Chancen und Risiken sie damit verbinden. Die Befragung liefert somit wichtige Hinweise, um internationale Lehre an der TU mit den Erwartungen der Studierenden besser in Einklang zu bringen, diese attraktiver zu gestalten und ausbauen zu können. Insgesamt beteiligten sich 1.635 Studierende an der Umfrage – davon 16,7 Prozent internationale Studierende – also etwas mehr als zehn Prozent der Studierendenschaft.
Englischsprachiges Lehrangebot zu gering
Hinsichtlich der Frage, was Studierende unter internationaler Lehre verstehen, zeigt sich, dass sie damit größtenteils „Lehre auf Englisch“ assoziieren. Internationale Studierende halten sie für ihren späteren beruflichen Erfolg für wichtiger als nicht-internationale Studierende. Beide Gruppen bewerten das aktuelle englischsprachige Lehrangebot in ihren Studiengängen als zu gering – ein Eindruck, der in allen Fakultäten geteilt wird, mit Ausnahme von Fakultät 4, deren Studierende den Umfang als „genau richtig“ ansehen.

Beurteilung des Umfangs des aktuellen englischsprachigen Lehrangebots im Studiengang. Bildnachweis: Caroline Kurtz
Bezüglich des Lernaufwands in englischsprachigen Lehrveranstaltungen zeigen die Ergebnisse, dass nicht-internationale Studierende den Lernaufwand als höher wahrnehmen, während die internationalen Studierenden ihn als niedriger empfinden im Vergleich zu deutschsprachigen Lehrveranstaltungen.
Hinsichtlich der Anzahl der bisher besuchten englischsprachigen Lehrveranstaltungen unterscheiden sich die internationalen (2,25 Veranstaltungen) und nicht-internationalen Studierenden (1,23 Veranstaltungen) signifikant voneinander.
Die Studierenden, die bisher noch keine englischsprachigen Lehrveranstaltungen besucht haben, konnten in einem offenen Antwortfeld ihre Beweggründe dafür angeben. Dabei ist für beide Studierendengruppen der häufigste Grund für eine Nicht-Teilnahme, dass es keine englischsprachigen Angebote gebe, an denen sie hätten teilnehmen können: „Die Themen, die mich interessieren, werden auf Deutsch behandelt“.
Motivation zur Teilnahme: Bessere Rahmenbedingungen
Zentrale Teilnahmemotivationen für internationale Studierende sind die Vorbereitung auf den internationalen Arbeitsmarkt sowie die Interaktion mit Kommiliton*innen, während nicht-internationale Studierende ihre Teilnahme mit guten Englischkenntnissen, dem Erwerb von Fachvokabular oder dem Fehlen deutschsprachiger Alternativen begründen. In offenen Antworten geben beide Gruppen an, dass die Veranstaltung verpflichtend war oder bessere Rahmenbedingungen als deutschsprachige Kurse bot. Für internationale Studierende ist ein weiterer Grund die Niedrigschwelligkeit englischsprachiger Lehre: „Just to understand the course better“. Hinsichtlich der Frage, ob Studierende erneut an englischsprachigen Lehrveranstaltungen teilnehmen würden, zeigen die Umfrageergebnisse, dass sich die Studierenden auf Basis ihrer bisherigen Erfahrungen mit deutlicher Mehrheit noch einmal für Veranstaltungen auf Englisch entscheiden würden.
Zwischen Aufwand und Ertrag
Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass einige Studierende nach dem Besuch englischsprachiger Lehrveranstaltungen nicht erneut teilnehmen würden. Als Hauptgründe nannten internationale Studierende eine verminderte Lehrqualität und ein zu geringes Angebot, während nicht-internationale Studierende eine geringere Lernerfolgsquote sowie einen erhöhten Zeit- und Arbeitsaufwand anführen.
Wunsch: Aktivierende Lehrmethoden
Bezüglich der erfragten Unterstützungsmaßnahmen sprachen sich die Studierenden für aktivierende Lehrmethoden und den Austausch mit Kommiliton*innen aus; auch gezielte Hilfe bei mündlicher und schriftlicher Sprachproduktion, zweisprachige Lehrmaterialien sowie begleitende Grammatik- und Vokabellisten wurden gewünscht.
Fazit
Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass viele Studierende englischsprachige bzw. internationale Lehre als Chance für internationale Karrieren wahrnehmen. Haben sie bereits positive Erfahrungen gesammelt, sind sie bereit, weitere Kurse zu belegen. Eine Ausweitung des Angebots, begleitet von Unterstützungsformaten, wird dabei begrüßt.
Ergänzend zur Studierendenbefragung wurde von Mai bis Juli 2025 ebenfalls eine Onlinebefragung der Lehrenden der TU Braunschweig zu internationaler Lehre durchgeführt. Die Ergebnisse dazu werden Ende des Jahres zur Verfügung stehen.
Text: Marie Vahldiek, Prof. Dr. Stefanie Hartz, Caroline Kurtz