10. November 2025 | Magazin:

Wie Lernen besser gelingt Julia Waldeyer ist neue Juniorprofessorin für Pädagogische Psychologie

Ob Metakognition, Ressourcenmanagement oder digitales Lernen – in ihrer Forschung widmet sich Professorin Julia Waldeyer der Frage, wie Lehren und Lernen effizienter, bewusster und zukunftsorientierter gestaltet werden können. An der Technischen Universität Braunschweig möchte die Professorin für Pädagogische Psychologie diese Themen weiter vertiefen und neue Impulse setzen. Im Interview erzählt sie, wie sie zur Lehr-Lernpsychologie fand, welche Themen sie derzeit besonders antreiben und welche Vision sie für die Bildung von morgen hat.

Julia Waldeyer ist neue Juniorprofessorin am Institut für Pädagogische Psychologie. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?

Ich hatte die Ausschreibung der Professur zu einem für mich nahezu unmöglichen Bewerbungszeitpunkt von einem geschätzten ehemaligen Kollegen aus Bochum, der nun ebenfalls an der TU Braunschweig tätig ist, zugespielt bekommen und mich kurzfristig für die Bewerbung entschieden. Retrospektiv betrachtet, war das für mich eine glückliche Fügung. Reizvoll und letztlich entscheidend waren für mich die wirklich sehr gute Passung der inhaltlichen Ausrichtung von Stelle, Institut und Fakultät zu meinem Forschungs- und Lehrprofil. Die TU Braunschweig bietet ein attraktives interdisziplinäres und innovatives Umfeld mit hervorragenden Anknüpfungsmöglichkeiten für meine Forschung. Ab dem ersten Kontakt mit und an der TU Braunschweig habe ich mich geschätzt und unterstützt gefühlt. Ich freue mich sehr darauf, meine Arbeiten hier fortzuführen und auszubauen.

Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer Person erklären, die nicht mit dem Thema vertraut ist?

Meine Forschungsarbeiten sind überwiegend instruktionspsychologisch orientiert und beschäftigen sich mit Prozessen des Lehrens und (selbstregulierten) Lernens in Schule und Hochschule. Dabei setze ich primär drei Themenschwerpunkte: Bedeutung von Ressourcenmanagementstrategien für Lernerfolg (zum Beispiel Zeitmanagement und Anstrengung), Förderung metakognitiver Urteilsgenauigkeit, also der Selbsteinschätzungsgenauigkeit eines Lernenden über sein Wissen sowie Lernen und Lehren unter Zuhilfenahme digitaler Technologien.

Personen, die nicht unmittelbar mit meiner Arbeit vertraut sind, weise ich gerne auf (inter-)nationale Schulleistungsstudien wie die PISA-Studie hin, um eine erste Assoziation zu wecken. Auch wenn ich selbst nur selten mit diesen Daten arbeite, können die allermeisten Personen etwas damit anfangen und wir haben einen Gesprächseinstieg gefunden.

Professorin Julia Waldeyer mit TU-Präsidentin Prof. Angela Ittel und Professor Eckart Voigts, Prodekan der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?

Aktuell arbeite ich an verschiedenen Projekten zu den zuvor beschriebenen Forschungsschwerpunkten, die ich großteils bereits in Bochum begonnen habe und nun fortführe. Unter anderem habe ich zusammen mit nationalen und internationalen Kolleg*innen in verschiedenen Experimenten damit begonnen zu untersuchen, wie die Urteilsgenauigkeit des eigenen Wissens, aber auch die des Wissens anderer Lernender (sogenanntes Peer-Assessment) in unterschiedlichen Lernkontexten effizient und effektiv gefördert werden kann.

Nennenswert ist zudem ein BMBF-gefördertes Verbundprojekt zur situativen Unterstützung von Schulträgern und ihren organisationalen Kooperationspartnern bei der Etablierung einer OER (Open Educational Resources)-freundlichen technischen Infrastruktur für freie Lern- und Lehrmaterialien, das ich als Mitantragstellerin eingeworben habe und das ab dem Jahr 2026 zu Teilen an der TU Braunschweig fortgeführt werden soll. Weiterhin möchte ich Zukunftsthemen wie Digitalisierung und im speziellen Erweiterte Realitäten stärker in meine Forschung einfließen lassen, um effektive und effiziente technisch-didaktische Gestaltungskonzepte zu entwickeln und experimentell zu erproben.

Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?

Ich würde sagen, ich bin thematisch „hineingewachsen“: durch mein Masterstudium mit Schwerpunkt im Bereich „Lernen“, meine damit verbundene Zeit als studentische Hilfskraft in der Lehr-Lernforschung in Bochum, mein Interesse und meine zunehmende Begeisterung schon damals an empirischer Lehr- und Lernforschung und letztlich durch meine Promotionszeit in der Lehr-Lernpsychologie in Essen im Rahmen einer interdisziplinären DFG-Forschergruppe, in der das Thema „Lernen“ abermals einen maßgeblichen Stellenwert hatte und aus der noch heute Forschungskooperationen bestehen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?

Innovieren, Austauschen, Gestalten (und begeistern!).