Wie Lehre Ländergrenzen überwinden kann Internship-Programm mit dem Indian Institute of Technology Bombay
Universitäten sind ein Ort des Austauschs zwischen Studierenden und Forschenden – innerhalb von Disziplinen, aber auch über Fach- und Ländergrenzen hinweg. Das wird in Projekten, Lehrveranstaltungen und Initiativen an der Technischen Universität Braunschweig gelebt. Die aktuelle Situation macht den persönlichen Kontakt schwieriger, die digitale Vernetzung schafft aber auch neue Möglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist das Internship-Programm mit dem Indian Institute of Technology Bombay (IITB in Mumbai): Seit zehn Jahren kommen regelmäßig Studierende aus Indien für ein Forschungspraktikum an die Institute der Informatik und Elektrotechnik der Carolo-Wilhelmina. Welche Vorteile ein länderübergreifender Austausch für alle Beteiligten bringt und wie er auch in Zeiten von Corona möglich ist, hat uns Professor Sándor Fekete erzählt.
Die Aufnahmeprüfungen an einem der über zwanzig Institutes of Technology in Indien sind besonders streng: Von etwa 1,5 Millionen Bewerberinnen und Bewerbern werden nur etwa 10.000 im Jahr zugelassen. Die TU Braunschweig arbeitet schon seit mehreren Jahren eng mit dem IIT Bombay zusammen; neben Kooperationsverträgen gibt es seit 2019 auch ein Abkommen über eine gemeinsame Promotionsbetreuung. Auch bei den indischen Studierenden genießt die TU Braunschweig einen ausgezeichneten Ruf: Seit 2010 kommen viele von ihnen zu einem Forschungspraktikum nach Braunschweig. Sie zählen zu den Besten ihres landesweiten Jahrgangs und bewerben sich für den Forschungsaufenthalt zentral über ihre Universität. Dabei können sie aus einem breiten Angebot wählen, zu dem neben Universitäten auch große Konzerne wie Google oder Microsoft gehören.
Ausgewählt werden sie von den beteiligten TU-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Für die Studierenden bietet der Aufenthalt an der Carolo-Wilhelmina gleich mehrere Vorteile: Sie sammeln internationale Erfahrungen, können an aktuellen Forschungsprojekten mitarbeiten, an relevanten Publikationen mitwirken und sich mit anderen Forschenden vernetzen.
Und auch für die Gastgeberinnen und Gastgeber bringt der Austausch einen großen Gewinn: „Man kann mit außergewöhnlichen Menschen an interessanten Themen arbeiten, hat Spaß dabei und lernt selbst noch viel dazu“, so Professor Sándor Fekete vom Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, der gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Informatik und Informationstechnik eine treibende Kraft der Partnerschaft ist. „Um erfolgreich zu sein, sind Talent und harte Arbeit wichtig. Man muss aber auch entsprechende Möglichkeiten bekommen. Als junger Mensch habe ich tolle Unterstützung für meine wissenschaftliche Karriere erhalten. Das kann ich jetzt an andere weitergeben.“
Internationale Lehre in Corona-Zeiten
Im letzten Sommer konnten die indischen Forschungspraktikanten wegen der Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht nach Europa kommen. „Das war natürlich für alle Beteiligten sehr schade. Wir haben aber geschaut, welche digitalen Formate wir anbieten können“, berichtet Fekete. Zwar ließen sich nicht alle Angebote ins Digitale übersetzen, beispielsweise die Arbeit mit bestimmten Geräten, aber es entstanden durch die digitale Kommunikation auch neue Möglichkeiten, so dass alle Studierenden ihr Praktikum erfolgreich absolvieren konnten.
Dieser Erfolg und die Verlässlichkeit auch in schwierigen Zeiten haben sich bemerkbar gemacht: Für das kommende Frühjahr haben sich 200 indische Studierende für das digitale Forschungspraktikum in Braunschweig beworben, in „normalen“ Zeiten sind es etwa 100. Aufgrund der digitalen Formate entfallen dabei die Schwierigkeiten der Anreise, Unterbringung und Laborplätze, so dass das Angebot vergrößert und 14 Studierende ausgewählt werden konnten. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Qualifikation der Studierenden: Drei von ihnen gehören zu den Top 5 des ganzen Landes, alle 14 gehören zu den Top 300.
Acht von ihnen nehmen die Gelegenheit wahr, schon jetzt an einer englischsprachigen, digitalen Master-Veranstaltung teilzunehmen und so frühzeitig Grundlagen für die kommende Forschungsarbeit zu schaffen. Gleichzeitig können sie sich auch in gemeinsamen Arbeitsgruppen mit den teilnehmenden Studierenden aus Braunschweig und den USA vernetzen.
Solche Möglichkeiten der Vernetzung sind nicht auf die Informatik beschränkt, so Sándor Fekete: „Durch die Entwicklungen im vergangenen Jahr ist es noch selbstverständlicher geworden, mithilfe von digitaler Kommunikation Distanzen und Ländergrenzen zu überwinden. Wenn man ohnehin per Video verbunden ist, wird physische Distanz unwichtig für den Austausch. Das schafft Perspektiven für einen nachhaltigen Austausch über die Pandemie hinaus, auch wenn der persönliche Kontakt natürlich weiterhin wichtig bleibt.“
Das gilt auch für andere Fächer und Länder: Das International House an der TU Braunschweig bietet zahlreiche Kontakte und Ansprechpartner für alle Fakultäten.