25. Februar 2015 | Magazin:

Wie entsteht »Geschlechterwissen« in der Informatik? Land fördert Projekt zur Geschlechterforschung in den Ingenieurwissenschaften

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der an der Technischen Universität Braunschweig angesiedelten Maria-Goeppert-Mayer-Professur sind ab Mai 2015 an einem Verbundprojekt zur Geschlechterforschung in den Ingenieurswissenschaften beteiligt. Unter der Leitung von Prof. Corinna Bath wird sich ein Teilprojekt mit dem Verhältnis von Geschlecht und Wissen am Beispiel des historischen Wandels der Informatik auseinandersetzen.

 

Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert mit Mitteln des Niedersächsischen Vorab der VW Stiftung landesweit vier Forschungsverbünde zur Geschlechterforschung. Unter den bewilligten Forschungsvorhaben im Rahmen des Programmes „Geschlecht-Macht-Wissen“ befindet sich auch das Verbundprojekt „Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen: Kritik, Transformation und dissidente Partizipation an (akademischer) Wissensproduktion“ der Universität Oldenburg und der TU Braunschweig. Es wird in den kommenden drei Jahren mit einer Gesamtsumme von bis zu 500.000 Euro gefördert.

Seitens der Technischen Universität Braunschweig leitet Prof. Corinna Bath, Inhaberin der Maria-Goeppert-Mayer-Professur, ein Teilprojekt, in dem das Geschlechterwissen in den Ingenieurwissenschaften am Beispiel der Informatik untersucht werden soll. Dieses Geschlechterwissen, erklärt Corinna Bath, entstehe nicht nur durch explizite Rede von Geschlecht oder über Geschlechterverhältnisse. Vielmehr entstehe es dadurch, dass Wissen implizit „vergeschlechtlicht“ sein kann oder Geschlecht mit hervorbringt. Damit, so Bath weiter, umfasse die akademische Wissensproduktion zumeist auch eine Herstellung von Geschlecht, die jedoch in verschiedenen Fächern höchst unterschiedlich verlaufe.

Beispielsweise in der Informatik hätten sowohl Frauen als auch Geschlechterforschung zeitweilig eine einflussreiche Rolle gespielt, jedoch seien diese Einflüsse großenteils wieder in Vergessenheit geraten. Koordiniert vom Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Oldenburg, wird das neue Forschungsprojekt diese Prozesse im interdisziplinären Vergleich untersuchen. Das Braunschweiger Teilprojekt ziele dabei auf ein fundiertes Verständnis der strukturellen Bedingungen und epistemologischen Hemmnisse, die dazu führten, dass Geschlechterforschung und Frauen als Wissenschaftlerinnen in einer ingenieurwissenschaftlichen Disziplin anerkannt werden – oder auch nicht, so Professorin Bath abschließend.

 

Maria-Goeppert-Mayer-Professur „Gender, Technik und Mobilität“

Die Maria-Goeppert-Mayer-Professur „Gender, Technik und Mobilität“ der Technischen Universität Braunschweig und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften wird im Rahmen des Programms für Internationale Frauen- und Geschlechterforschung des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums gefördert. Sie ist am Institut für Flugführung der Fakultät für Maschinenbau der TU Braunschweig angesiedelt und wird seit Dezember 2012 von Dr.-Ing. Corinna Bath bekleidet. Die Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Gender Studies für die ingenieurwissenschaftliche Forschung und Entwicklung, insbesondere von Mobilitätstechnologien. Corinna Bath arbeitet als eine der wenigen Geschlechterwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Deutschland zur Geschlechterforschung im Maschinenbau.

 

Weitere Informationen

  • Die Presseinformation „Niedersachsen stärkt die Geschlechterforschung“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kulturfinden vom 18. Dezember 2014 finden Sie hier.

 

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Corinna Bath
Institut für Flugführung
Technische Universität Braunschweig
Hermann-Blenk-Straße 27
38108 Braunschweig
Tel.: 0531/391-9835
E-Mail: c.bath@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/gtm