7. November 2024 | Magazin:

Wie die Task Force „Langer Kamp 8“ an Lösungen arbeitet Interview mit Präsidentin Angela Ittel und Vizepräsident Dietmar Smyrek

Eine Task Force wird immer dann eingesetzt, wenn die Lage zeitlich kritisch ist und in kurzer Zeit komplexe Aufgaben bewältigt werden müssen, um massive Schäden für die Universität und deren Mitarbeiter*innen abzuwenden. Ziel der Task Force ist es, durch Kompetenzbündelung und Organisationssynergien schnellere und effizientere Lösungen zu generieren, als es mit organisationsüblichen Prozessen möglich ist. Die Teilräumung des Institutsgebäudes am Langen Kamp 8 in Braunschweig ist ein solcher Fall. Hier wurde eine Gruppe über viele Organisationseinheiten und Institute hinweg gebildet, um den Weiterbetrieb der bislang dort untergebrachten Einrichtungen zu gewährleisten. Wir wollen schnellstmöglich wieder optimale Arbeitsbedingungen herstellen. Einen Einblick in die Arbeit dieser Task Force geben TU-Präsidentin Angela Ittel und Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau.

Präsidentin Angela Ittel und Dietmar Smyrek, Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Als sich eine Teilräumung des Institutsgebäudes am Langen Kamp 8 intern abzeichnete, hatte die TU Braunschweig Mitte August 2024 eine Task Force eingesetzt. Jetzt, nach gut zehn Wochen ihrer Tätigkeit: Ist eine Task Force das richtige Instrument?

Angela Ittel: Ja, eine Task Force ist in einem solchen Fall zwingend notwendig, um alle beteiligten Organisationseinheiten zügig an einen Tisch zu bekommen und konzentriert nach Lösungen zu suchen. Vertreten sind neben der Hochschulleitung Institute, die mit ihren Büros und Laboren im Langen Kamp 8 ansässig sind, das Dekanat der Fakultät Maschinenbau, der Personalrat, das Gebäudemanagement, die Personalabteilung, die Stabsstelle Arbeitssicherheit sowie die Abteilung Presse und Kommunikation. Wir treffen uns regelmäßig und mindestens einmal in der Woche. Es geht aber bei unseren Treffen nicht nur um die Umsetzung der Teilräumung, sondern auch um die Klärung und Vorbereitungen der langfristigen Lösungen. Vereinbarte Aufgaben werden abgearbeitet und geprüft, Bedarfe geklärt, Feedback von Mitarbeitenden aufgenommen, die Kommunikation mit dem Gewerbeaufsichtsamt vorbereitet.

Was ist seit Beginn der Arbeit der Task Force geschehen? Was konnten Sie auf den Weg bringen?

Dietmar Smyrek: Wir haben uns als erstes einen Überblick über die Anzahl und Größe der Arbeitsgruppen, die in dem Gebäude untergebracht sind sowie die Nutzung der Räumlichkeiten und der Forschungsgeräte (Labore, Büros) verschafft, Bedarfe geprüft und die Umzugspläne konkretisiert, Szenarien für die Reaktion des Gewerbeaufsichtsamtes entwickelt. Mit unseren schnellen Lösungsvorschlägen haben wir so erreicht, dass das Erd- und Untergeschoss unter bestimmten Bedingungen für fünf Jahre weiter genutzt werden darf. Wir konnten ebenfalls sehr schnell fast alle festgestellte Mängel beheben, die sanitäre Versorgung und die Brandmeldeanlage auf den Weg bringen und den Brandschutz verbessern. Zudem haben wir beinahe wöchentlich über die Aktivitäten direkt an die Führungskräfte des Langen Kamp 8 kommuniziert.

Warum dauern Lösungen oft so lange?

Angela Ittel: Wir haben hier eine sehr komplexe Situation. Um nicht überrascht zu werden – etwa durch ein Betretungsverbot von heute auf morgen –, hatten wir uns in der Task Force früh für eine direkte, aber planvolle Teilräumung entschieden. Dennoch müssen dafür in kürzester Zeit Ersatzräume für Forschungsgeräte und temporäre Arbeitsplätze, Dienstleister gefunden und Prozesse entwickelt werden. Und es geht manchmal langsamer als gewünscht. Reibung bleibt da nicht aus. Gewissheit besteht jedoch darin, dass der Prozess – Teilräumung, kurz- und mittelfristiger Ersatz und die Pläne für einen möglichen Neubau – von der gesamten Task Force getragen werden. Wir bemühen uns alle, die bestmöglichen kurzfristigen, mittelfristigen und langfristen Lösungen für die Beschäftigten zu finden, sind aber auch abhängig von Lieferfristen und Terminen von Fachunternehmen.

Selbst wenn wir jetzt bereits eine Option auf einen Neubau und die Finanzierung dessen hätten, wird die Fertigstellung mit den Vorgaben des öffentlichen Bauens ein paar Jahre dauern. Auch wenn wir wissen, wie wir die Kolleg*innen dauerhaft unterbringen werden, bedeutet das nicht, dass schon im Januar die Bagger rollen. Das heißt nicht, dass hier getrödelt wird. Es gibt jedoch viele Prozesse und Regelungen und auch Marktbedingungen, die es in öffentlichen Bauvorhaben zu beachten gilt und Zeit benötigen.

Wir sind uns natürlich darüber im Klaren, dass die Situation für alle Beteiligten sehr herausfordernd ist. Umso mehr danke ich allen, dass Sie mit uns gemeinsam diese großen Aufgaben annehmen und angehen.

Wird jetzt für jeden Sanierungsfall eine Task Force eingesetzt?

Dietmar Smyrek: Es ist bekannt, dass ein Großteil unseres älteren TU-Gebäudebestandes sanierungsbedürftig ist. Mit der Planung ist das Gebäudemanagement betraut. Eine Task Force wäre nicht das geeignete Organisationstool. Wir stehen darüber hinaus in sehr engem Austausch mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), um Lösungen und Spielräume zu besprechen.

Angela Ittel: In diesem Zusammenhang möchte ich trotz allem den Blick auf eine schöne Entwicklung lenken. Wir haben gerade eine Grundsteinlegung für den Chemie-Neubau hier gegenüber vom BRICS gefeiert. Drei weitere Grundsteinlegungen kommen in der nahen Zukunft auf uns zu: die Physik- und Pharmazie-Ersatzbauten sowie für die Batterieforschung der Neubau des „Center for Circular Production of Next Batteries and Fuel Cells“ (CPC).

Haben Sie vielen Dank.