Wertvolle Impulse durch intensiven Austausch Positives Fazit der ersten ProDiGI-Förderrunde
Im April dieses Jahres startete im Rahmen des Projekts „Promoting Digital education through Global Interconnection“ (ProDiGI) eine interne Förderlinie der Technischen Universität Braunschweig zur Unterstützung von Lehrenden bei der (Weiter-)Entwicklung eines zukunftsorientierten, digitalen sowie internationalen Studienangebots.
Die Vernetzung von Lehrenden zum Thema digitaler internationaler Lehre an der TU Braunschweig ist in vielerlei Hinsicht von großem Nutzen, da sind sich die teilnehmenden Projekte der ersten ProDiGI-Förderrunde einig. Ob Herausforderungen in der Kooperation mit internationalen Partnern, die Aktivierung von Studierenden in unterschiedlichen Lehr-Lern-Settings oder die Frage, welche digitalen Tools sich für welchen Kontext eignen: Für die geförderten Lehrvorhaben gibt es noch viele Fragen und Diskussionspunkte auf dem Weg zur digitalen, internationalen Lehre. Einmal im Monat tauschen sich die Projektteams deshalb zur Umsetzung ihrer Projekte aus.
Laborarbeit aus der Ferne
„Es ist spannend zu sehen, wie die Ideen und Ansätze innerhalb der anderen ProDiGI-Projekte vom Papier nun in die Praxis gebracht werden. Einige Herausforderungen, die sich dabei ergeben, wie etwa aufwändige und durch den Zeitunterschied erschwerte Abstimmungen mit den Partnern, kennen wir natürlich auch. Da ist der regelmäßige Austausch definitiv sehr hilfreich“, meint Dr. Nicolas Schlüter aus dem Vorhaben „MoonLight“. MoonLight knüpft an das bereits bestehende Projekt MoonRide an und erarbeitet Lösungen zur Digitalisierung praktischer Laborversuche im Bereich elektrochemischer Speichersysteme. Die entwickelten digitalen Kurse sind angelaufen und haben bereits einen Meilenstein erreicht, über den sich das Projektteam besonders gefreut hat: Erstmals wurden Remote-Laborversuche mit Studierenden der TU Braunschweig und der University of Rhode Island in den USA durchgeführt. Kommende Schritte sind die curriculare Verankerung des erarbeiteten Kursprogramms und die Akquise weiterer möglicher Partner im internationalen Forschungs- und Lehrumfeld.
Auch das Projekt „Metabolism in a box“ dreht sich um die Planung und Durchführung von Remote-Experimenten. Dabei geht es um ein neues Modul für Masterstudierende der Biologie im Bereich des Stoffwechsels. „Wir entwickeln dafür einen Workflow, der das wissenschaftliche Arbeiten in der Forschung widerspiegeln soll“, erklärt Kristian Roth aus dem Team um Projektleitung Prof. Thekla Cordes. Wichtige Bestandteile des Vorhabens sind die Einbindung der Studierenden in die Planung der Kursinhalte sowie die Arbeit mit digitalen Tools und der regelmäßige Austausch mit internationalen Partner*innen. Auf diese Weise haben die Studierenden die Gelegenheit, etwa mit (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen aus den USA in Kontakt zu treten.
Digitale Infrastruktur als Herausforderung
Das Zusammentreffen mit den internationalen Partnern stellt auch für das Projekt „Digital Hub: International Perspectives in Environmental Humanities“ ein Highlight dar. Hier wird eine internationale Lehrveranstaltung im Masterstudiengang Kultur der technisch-wissenschaftlichen Welt entwickelt: „Wir freuen uns besonders auf die erste Sitzung, wenn unsere Studierenden aus Braunschweig und von den beteiligten Partneruniversitäten nach Monaten der Planung und Organisation im digitalen Seminar zum ersten Mal aufeinander treffen“, erzählt Robin Auer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Für ihn ist die größte Herausforderung zurzeit die Suche nach einer geeigneten digitalen Plattform für die Projektdurchführung. Der Grund: In allen teilnehmenden Ländern gebe es unterschiedliche Vorgaben, berichtet er.
Ähnlichen Themen geht Sebastian Rothe vom Projekt „Engineering Acoustics“ nach. Dieses Vorhaben widmet sich der Konzeption eines internationalen und hybriden Masterstudiengangs für Akustik. „Wir beschäftigen uns damit, wie wir neue digitale Lehrformate unterbringen und gleichzeitig alle Teammitglieder abholen können“, schildert er. Zudem nehmen sie die Entwicklung einer wirksamen Mischung aus Online- und Präsenzlehre in den Fokus. Der Austausch mit anderen ProDiGI-Projekten zu solchen Themen helfe extrem, um potentielle Fehlerquellen schon im Vorfeld zu vermeiden, legt Rothe dar.
Aus der Theorie zur Praxis
Für Maike Krips vom Projekt „Machine Learning Challenge“, das als praxisnahe Ergänzung zu theoretischen Lehr-Lern-Materialien eine Challenge in der Medizinischen Informatik mit Projektpartnern in Indien entwickelt, war genau diese Vernetzung ein maßgeblicher Grund, sich für eine Förderung durch ProDiGI zu bewerben: „Wir können von den Erfahrungen sehr profitieren, die in ähnlichen Projekten etwa zur langfristigen Einbindung in die Lehre oder zur internationalen Kommunikation gesammelt werden. Außerdem möchten wir unsere eigenen Erfahrungen anderen zur Verfügung stellen.“ Gerade für die Erstellung von Lehrmaterialien und die Einbindung digitaler Tools sei der Input der anderen Teilnehmenden spannend. Ein Meilenstein, dem Krips bereits entgegenfiebert, ist der Übergang aus der Theorie zur Praxis: Der Moment, in dem die Daten und Lehrmaterialien für die Machine Learning Challenge mit den Partnern in Indien geteilt werden und die Vorgehensweise abgestimmt wird.
Auch im Vorhaben „Quantum VR Master“ freut sich das Projektteam schon auf die Anwendung ihrer erarbeiteten Konzepte. Sie haben ein englischsprachiges Virtual Reality Game zum Umgang mit Quanten-Logik-Gattern auf Masterniveau entwickelt. Als Grundlage dient ein bereits bestehendes Escape Game für Schüler*innen. Dieses wird aktuell im Hinblick auf den Schwierigkeitsgrad und die zu erreichenden Lernziele für Masterstudierende angepasst. Außerdem arbeitet das Team an der didaktischen Gestaltung eines Mehrspielermodus. „Wenn wir das erste Mal den Mehrspielermodus zusammen mit einer Person ausprobieren können, die sich an einem ganz anderen Standort, vielleicht sogar in einem anderen Land aufhält und wir mit dieser Person nahezu in Echtzeit im Spiel interagieren können, wird das sicher ein tolles Gefühl sein“, erzählen Alina Syring und Barbara Szafranski aus dem Quantum-VR-Master-Team.
Unterstützung durch den Blick von außen
Franz Konieczny vom Projekt „Internationale Online-Mathematikaufgaben“ kann bereits auf erste erfolgreiche Umsetzungen zurückblicken: „Wir haben den ersten Teilkurs Analysis 1 bereits vollständig zweisprachig fertiggestellt und eingesetzt. Nun versuchen wir ein gutes Gleichgewicht zwischen der Übersetzung des ausstehenden Materials und der Weiterentwicklung des Kurses zu finden.“ Ergänzend zur Vorlesungsreihe Ingenieurmathematik werden in diesem Vorhaben zweisprachige, digitale Angebote erstellt, die die Lücke zwischen Vorlesung und Übungsbetrieb schließen und die aktive Lernphase der Studierenden vorverlegen. Der Blick von außen, den die ProDiGI-Austauschtreffen ermöglichen, sei eine gute Unterstützung, da dieser stets neue Impulse und Anregungen generiert, schildert Konieczny.
Übergang zur zweiten Förderrunde im September
Im September steht der erste Wechsel in der ProDiGI-Förderlinie an: Während die Projekte aus der ersten Förderrunde mit einer geringeren Laufzeit abgeschlossen werden, starten die Projekte der zweiten Förderrunde. Auch diese zweite Ausschreibung stieß auf großes Interesse. Aus dreizehn eingereichten Anträgen wählte das Projektboard sechs Lehrprojekte für die Förderung aus. Diese haben ebenfalls eine unterschiedliche Förderdauer. Gemeinsam mit den verbliebenen Projekten der ersten Förderrunde bilden diese für die nächsten Monate den Kern der Förderlinie.