Wann entstehen Schrägrisse in Brücken? Dr. Sara Javidmehr aus dem Graduiertenkolleg 2075 im Kurzporträt
Im Graduiertenkolleg 2075 „Modelle für die Beschreibung der Zustandsänderung bei Alterung von Baustoffen und Tragwerken“ des Forschungsschwerpunkts „Stadt der Zukunft“ erforschen und entwickeln Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler neue Methoden, um Alterungsprozesse an Bauwerken zu untersuchen. Dabei wird zu verbesserten Modellen für die Bewertung von Bestandsbauwerken aber auch zu Verstärkungsverfahren dieser Bauwerke geforscht. Dr. Sara Javidmehr promovierte von Oktober 2015 bis August 2019 im Graduiertenkolleg. „Shear Capacity of Concrete Members under Monotonic and Cyclic Loading“ lautet der Titel ihrer Dissertation. Wir stellen die Absolventin im Kurzporträt vor.
Wer sind Sie und woran forschen Sie?
Ich bin in Teheran (Iran) aufgewachsen und habe auch dort mein Bachelorstudium im Bauingenieurwesen an der Universität von Teheran (University of Tehran) abgeschlossen. Während des Studiums hatte ich die Gelegenheit, ein Auslandspraktikum in Deutschland zu absolvieren. Schon damals war ich fasziniert, wie systematisch und regelmäßig der Brückenbestand in Deutschland geprüft und instandgehalten wird. So habe ich mich für ein Masterstudium an der TU Berlin, unter anderem mit der Vertiefung Brückenbau, entschieden. Als Mitglied des Graduiertenkollegs 2075 habe ich während meiner Promotion am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB), Fachgebiet Massivbau, an der Querkrafttragfähigkeit von bestehenden Brücken in Massivbauweise geforscht. Querkraft ist die in gebogenen Stäben bzw. Flächen auftretende Kraft, die eine Rolle bei der Berechnung der Stabilität von Tragwerken spielt.
Welcher Fragestellung sind Sie konkret nachgegangen?
In meiner Forschung habe ich mich konkret mit der Frage beschäftigt, wann und wie Schrägrisse als Folge von Querkraft in gealterten Brücken entstehen und wie dieser Zustand rechnerisch und numerisch abgeschätzt werden kann. Besonders für Brückenbauwerke soll hierbei auch die Alterung durch die Verkehrsbeanspruchung berücksichtigt werden. Auch diese war Bestandteil meines Forschungsvorhabens. Derzeit forsche ich als Postdoc zu Dauerstandverhalten, einem weiteren Alterungsmechanismus, welcher beim Tragwiderstand von Bauwerken berücksichtigt werden muss.
Was begeistert Sie an Ihrer Forschung?
An meiner Forschung begeistert mich vor allem, Möglichkeiten zu finden, um das komplexe Bauteilverhalten mit mechanischen Modellen abzubilden.
Welche Relevanz hat das Thema für die Stadt der Zukunft?
Denkt man an die Stadt der Zukunft stellen sich viele architektonisch anspruchsvolle Neubauten vor. Im Gegensatz dazu liegt die zukünftige Aufgabe von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren aus meiner Sicht darin, die Tragfähigkeit vorhandener, gealterter Strukturen sicherzustellen.
Was war das Besondere, in dem Graduiertenkolleg „Modelle für die Beschreibung der Zustandsänderung bei Alterung von Baustoffen und Tragwerken“ mitzuwirken?
Das Besondere am Graduiertenkolleg 2075 ist unter anderem die Gelegenheit, sich mit anderen Doktorandinnen und Doktoranden über Auswertungs- und Untersuchungsmethodiken auszutauschen. Zwar arbeiten wir teilweise an unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten, jedoch können alle Mitglieder des Graduiertenkollegs meist von dem Diskurs über die eingesetzten wissenschaftlichen Methoden profitieren.