Vielfalt erforschen und lehren – interdisziplinär und hochschulübergreifend Braunschweiger Zentrum für Gender Studies feiert 20-jähriges Jubiläum
Gender Studies bieten die Möglichkeit, Vielfalt zu erforschen, ein Bewusstsein für Stereotype und Diskriminierungen in der Gesellschaft zu schaffen und Anstoß für Innovationen in Wissenschaft und Gesellschaft zu geben. Die drei Hochschulen Technische Universität Braunschweig, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig arbeiten in dem interdisziplinären Forschungsfeld Gender Studies im Braunschweiger Zentrum für Gender Studies eng zusammen. Am 11. Dezember feiert die Kooperationseinrichtung ihr 20-jähriges Jubiläum.
Von Forschung, Lehre und Projekten über Wissenstransfer bis zu Vernetzungsaktivitäten und Beratung: Das Aufgabenspektrum des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies (BZG) ist breit gefächert. „Fachkulturen, die auch von Geschlechterbildern geprägt sind, gesellschaftlich hervorgebrachte Vorstellungen von Geschlecht und daraus entstehende Stereotype und (Macht-)Verhältnisse sind unbewusst in unserem Alltag verfestigt, sehr viel häufiger als wir denken“, so Juliette Wedl, die seit 15 Jahren als Geschäftsführerin des BZG beschäftigt ist. „Hier setzt unsere Forschungs-, Lehr- und Vernetzungsarbeit an.“
Neben der Arbeit der Geschäftsstelle wird das BZG von den Mitgliedern des Gender-Netzwerks der drei Hochschulen getragen. „Es geht darum, die Gender Studies an jeder Hochschule und in der hochschulübergreifenden Zusammenarbeit zu stärken. Ein Begegnungspunkt ist seit jeher unser hochschulübergreifendes interdisziplinäres Ringseminar. Zudem unterstützen wir Studierende und Wissenschaftler*innen; im Rahmen unserer Möglichkeiten finanzieren wir zudem Lehraufträge, Gastvorträge und Projekte, um Geschlechterperspektiven in die Lehre zu integrieren“, so Wedl.
Zertifikat Gender-Kompetenz
In den letzten fünf Jahren ist das Pilotprojekt Gender-Zertifikat Bachelor erfolgreich gestartet; es wird über Studienqualitätsmittel der TU BS finanziert. Seit dem Wintersemester 2022/23 können TU-Studierende für vier Semester mit dem Zertifikat ihre fachliche, methodische und soziale Genderkompetenz erweitern.
Aber auch in der digitalen Lehre gibt es neue Ansätze, wie Gender Studies vermittelt werden können. So hat das BZG im Bereich des E- & Blended-Learning Materialien zur Vermittlung und Reflexion von Geschlechterwissen entwickelt. Die dazu veröffentlichte zweite Handreichung stellt fachspezifische und -übergreifende Lehreinheiten mit unterschiedlichen methodischen und didaktischen Formaten vor.
Erfolgreich abgeschlossen werden konnte 2020 das von der MGM-Professur Dr.-Ing. Corinna Bath und Prof. Dr. Bettina Wahrig geleitete Promotionsprogramm „Konfiguration von Mensch, Maschine und Geschlecht (KoMMa.G)“. Betreut wurden von Dozent*innen der drei Hochschulen über 15 Promotionsprojekte, die interdisziplinäre Analysen zur Technikentwicklung unter transdisziplinären Aspekten untersuchten.
Gender-Forschung
2022 startet das zweistufige BMBF-Projekt „Geschlechterdimensionen in MINT-Disziplinen“. Unter Leitung der TU-Präsidentin Angela Ittel wurde ein Konzept für ein Strukturentwicklungsprojekt der TU Braunschweig entwickelt. Das Projekt GeDiMINT, das positiv begutachtet wurde, soll ab Februar 2024 in die Umsetzungsphase gehen. Ziel ist es in Kooperation mit der Ostfalia, Konzepte auszuarbeiten, die Ingenieur-, Technik- und Naturwissenschaftler*innen dabei unterstützen, Geschlechterdimensionen in ihre Forschung zu integrieren.
Gender-Visionen
Weitere Vorhaben für die Zukunft betreffen die Lehre, berichtet Juliette Wedl. Die umfangreiche Materialsammlung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt soll verstärkt in alle Studiengänge des Lehramts und der Sozialen Arbeit integriert werden. Außerdem will das BZG das Lehrspiel Identitätenlotto in verschiedenen Kontexten vermehrt zur Sensibilisierung nutzen und das Zertifikatsprojekt weiterführen. „Wir möchten das Gender-Zertifikat Bachelor einem größeren Kreis an Studierenden zugänglich machen und verstetigen. Zusätzlich entwickelt das Zentrum ein kleines Programm, sogenannte Micro-Degrees, für Studierende aus den MINT-Disziplinen sowie für Lehramtsstudierende im Master.“