Unser Campus soll schöner werden: Vom Brunnen zur Oase Ideen und Konzepte zur Gestaltung des Universitätsplatzes
Was macht man mit einem leer stehenden Brunnen, in den kein Wasser gefüllt werden darf? Einem Brunnen, der eigentlich Anziehungspunkt für Studierende auf dem Universitätsplatz der Technischen Universität Braunschweig sein könnte. Darüber hat sich das Sandkasten-Team Gedanken gemacht. Herausgekommen ist die Oase25 – ein Projekt, das sich immer wieder verändert und weiterentwickelt und Anstoß sein könnte, die Gestaltung des gesamten Platzes unter die Lupe zu nehmen.
Das Wasserbecken ohne Wasser auf dem Universitätsplatz hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sandkasten-Projekts schon lange im Visier. Doch zahlreiche Ideen konnten nicht umgesetzt werden, da der Brunnenboden, unter dem sich eine Tiefgarage befindet, nicht jedem Gewicht standhält. Zudem ist das gesamte Ensemble des einstigen Forumsplatzes denkmalgeschützt, Veränderungen müssen also damit vereinbar sein.
Schnell, günstig und DIY
Unproblematisch bei der derzeitigen Lösung, die so schnell sie aufgebaut wurde, auch wieder weggeräumt werden kann. Mit Rindenmulch, Pflanzen und Palettenmöbeln wurde das Becken ausgestattet. Aus Holzresten entstanden Blumenkästen. „Das hat die Sandkasten-Idee – schnell, günstig und Do it yourself – getroffen“, erzählt Cedric Handke vom Sandkasten-Team. Es war außerdem schon vor der Umsetzung eines der erfolgreichsten Projekte, für das auf der Sandkasten-Website abgestimmt wurde.
Vor Beginn des Wintersemesters rückten über zwei Tage etwa 50 Helferinnen und Helfer auf dem Universitätsplatz an, um aus dem leeren Brunnen die Oase25 zu entwickeln – wobei die 25 für die Länge des Beckens steht. In die Gestaltung wurden auch gleich die Erstsemester mit einbezogen, zum Beispiel beim Bau und Anstrich der Palettenmöbel, die möglicherweise nicht immer den Geschmack aller treffen. „Uns ist bewusst, dass nicht jeder immer alles schön finden kann“, sagt dazu Cedric Handke. „Aber in der Partizipation aller Mitglieder der TU kommen eben auch alle Meinungen und Geschmäcker zusammen.“
Zurück zum ursprünglichen Charakter
Dass diese sehr unterschiedlich sein können, wenn es um den Brunnen und den Universitätsplatz geht, zeigen verschiedene Entwürfe zur Gestaltung. In den vergangenen Jahren haben sich immer wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende mit der Fläche auseinandergesetzt, Konzepte entwickelt und auch nach dauerhaften Lösungen gesucht. So hatten im Wintersemester 2014/15 Studentinnen und Studenten der Masterstudiengänge Architektur und Sustainable Design am Institut für Landschaftsarchitektur in einer Entwurfsserie den „Forumsplatz“ bearbeitet. Dabei wurde unter anderem eine Nutzung der Tiefgarage als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum angeregt, in die Besucher über eine Öffnung im Brunnen gelangen könnten.
Ein anderer Ansatz beruft sich auf die ursprünglich vom Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer intendierte bodengleiche Wasserfläche. Dafür müsste die Brunnen-Mauer entfernt und das Becken in einen Wasserfilm umgewandelt werden. Eine Idee, die auch Professor Alexander von Kienlin, Leiter des Instituts für Baugeschichte, unterstützt. „Die Aufkantung war nicht Teil der ursprünglichen Planung“, sagt er. Dieser eigentliche Charakter des Platzes mit dem Wasserbecken solle erhalten bleiben. Gerade den Brunnen sieht er als attraktiven Anziehungspunkt für die Studierenden, die dort im Sommer ihre Füße hineinhalten könnten.
Ein Bauwagen als Zeichen der Veränderung
Doch auch dem temporären Sandkasten-Projekt ist Professor von Kienlin aufgeschlossen. „Ich bin da nicht der Verhinderer“, betont er. Wichtig ist ihm, dass der Platz genutzt wird als „Herz der lebendigen Universität“, was bereits gelungen sei, als die Palettenbänke aufgestellt wurden.
Weitere Konzepte zum Universitätsplatz entwickeln Studierende seit Beginn dieses Wintersemesters in dem Seminar „Platz“ mit Professorin Folke Köbberling, Leiterin des Instituts für architekturbezogene Kunst – ausgehend von den Fragen: Was ist überhaupt ein Platz, und welche Öffentlichkeit nutzt ihn? Dazu entstehen keine architektonischen Entwürfe, sondern temporäre künstlerische Arbeiten, die nicht in die Substanz eingreifen und die im Sommersemester gemeinsam mit dem Sandkasten-Team umgesetzt werden sollen. So könnte ein Mosaik mit einem QR-Code auf den Fußbodenfliesen entstehen, eine Bühne oder auch kleine Pavillons, in denen sich die studentischen Initiativen präsentieren.
Bereits im Januar möchte Professorin Köbberling ein Bauschild am Universitätsplatz aufstellen, um auf eine bauliche Intervention hinzuweisen. Auch ein gebrauchter Bauwagen soll in der Nähe platziert werden – als „Zeichen für Veränderung und Wandel“. „Ich sehe den Platz als ein Forum für Gedanken und Lehre, der sich immer wieder ändert“, sagt Folke Köbberling. Dies könnte sich auch in den Materialien widerspiegeln, die die Studierenden für ihre Entwürfe verwenden: temporäre Materialien in einem temporären Projekt.
25 Quadratmeter Oase zur Adoption
Wie temporär die Oase25 ist, hängt davon ab, wie sie weiter angenommen wird. Bei Sonnenschein sitzen auch im Winter Studierende auf den Bänken oder auf der Mauer des Wasserbeckens. „Ich habe die Hoffnung, dass es sich von selbst immer weiterentwickelt“, sagt Vizepräsidentin Professorin Susanne Robra-Bissantz, die das Sandkasten-Projekt leitet. „Die Oase25 ist ein kooperativer Raum, ein Aufenthaltsraum, ein Raum für verschiedene Ideen.“ Wie wäre es etwa mit Beeten oder eine Hängematte? Demnächst sollen 25 Quadratmeter zur Adoption durch studentische Initiativen – zum Beispiel die Studierendengärten – frei gegeben werden und somit eine partizipative Campusgestaltung weiter vorangetrieben werden. Ideen und Projekte können beim Sandkasten-Team angemeldet werden.