30. August 2019 | Magazin:

Uni auf Probe TU9-ING-Woche: 20 Schüler aus 18 Ländern zu Besuch

Wo will ich eigentlich studieren? In dem Land, in dem ich lebe, in Deutschland oder einem anderen deutschsprachigen Land? Auf diese Frage müssen Schülerinnen und Schüler Deutscher Auslandsschulen für sich eine Antwort finden. 20 von ihnen besuchen derzeit die TU Braunschweig. Sie nehmen an der „TU9-ING-Woche“ teil – einer Probestudienwoche, die ihnen einen Einblick in ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge bietet. Unter dem Motto „We move. Mobilität der Zukunft“ lernen sie verschiedene Institute, Forschungszentren und Studierendeninitiativen der Carolo-Wilhelmina kennen.

In der Lernfabrik des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) erfuhren die Schülerinnen und Schüler, wie hier in den Bereichen Nachhaltige Produktion und Life Cycle Engineering geforscht und gelehrt wird. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Campus-Rundgang, Institute for Sustainable Urbanism, Lego-Labor, Institut für Raumfahrtsysteme, BRICS, Stadtbesichtigung, NFF, Lions Racing Team, Get-together mit deutschen und internationalen Studierenden im Gauß Haus und Floßfahrt auf der Oker: Für die 13 Schülerinnen und sieben Schüler hat das International Office ein umfangreiches Programm zusammengestellt. „Ich habe nicht gedacht, dass wir einen so guten Einblick in verschiedene Bereiche erhalten“, freut sich Lea Walder aus Japan. „Es gibt hier ein viel größeres Angebot als ich gedacht habe.“ Begeistert ist die 17-Jährige von der Lernfabrik des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) und wie hier in den Bereichen Nachhaltige Produktion und Life Cycle Engineering geforscht und gelehrt wird.

Spannende Einblicke gab es zum Thema „Mensch-Roboter-Kollaboration“ in flexiblen Produktionssystemen. Bildnachweis: Marisol Glassermann/TU Braunschweig

Innovative Technik zum Anfassen

In der Experimentierfabrik des IWF erfahren die Jugendlichen an drei Stationen von den IWF-Mitarbeitern Dr. Mark Mennenga, Bastian Thiede, Niels Martin und Marvin Czarksi mehr über den Einsatz von Augmented und Virtual Reality als Mittel zur Visualisierung in der Produktion sowie über Mensch-Roboter-Kollaboration in flexiblen Produktionssystemen. Außerdem dürfen sie an der sogenannten xLine, einem kleinskalierten Produktionssystem, experimentieren. Hier stehen sonst Studierende und testen das in Vorlesungen vermittelte Wissen, zum Beispiel zu Energieeffizienzmaßnahmen in der Produktion. Zusätzlich hält Bastian Thiede hierfür noch eine spielerische Aufgabe bereit: Mit einem Gerät zur Ortung von Leckagen schickt er die Gruppe auf die Suche nach undichten Druckluftschläuchen, die er zuvor in der Fabrik versteckt hat.

Experimente an der an der sogenannten xLine, einem kleinskalierten Produktionssystem. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Für Lea Walder bietet die Schnupperwoche eine gute Möglichkeit, sich über verschiedene MINT-Studienangebote und die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu informieren. Mathe, Physik und Künstliche Intelligenz nennt sie als ihre großen Interessensgebiete. Und in welchem Land sie studieren wird, hat sie bereits entschieden: „Entweder in der Schweiz oder in Deutschland.“ Japan kommt für die 17-Jährige aus Yokohama – Mutter Japanerin, Vater Schweizer – nicht in Frage. „Japan ist als Land zu geschlossen. Ich habe das Gefühl, dass ich in Deutschland oder der Schweiz bessere Chancen habe, weil man hier vernetzter ist.“

20 Schüler aus 18 Ländern

Aus 18 Ländern kommen die Schülerinnen und Schüler der TU9-ING-Woche, darunter Costa Rica, Kolumbien, Kanada, Spanien, Albanien und Ägypten. „Alle sprechen fließend Deutsch“, erzählt Astrid Sebastian vom International Office, die die Gruppe während der Probestudienwoche rund um die Uhr betreut. „Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zweisprachig aufgewachsen, manche haben bereits im Kindergarten Deutsch gelernt.“ Und viele haben Deutschland bereits besucht.

Auch den Einsatz von Virtual und Augmented Reality als Mittel zur Visualisierung in der Produktion konnten die Jugendlichen testen. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

So wie Prudence Koech. Vor drei Jahren hat die Schülerin aus Kenia an einem Austauschprogramm in Dresden teilgenommen, 2018 war sie in Heidelberg. Seit acht Jahren geht sie in eine deutsche Schule in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Für sie steht fest: „Ich möchte in Deutschland studieren – Biotechnologie oder Chemieingenieurwesen. Sonst habe ich die Sprache doch umsonst gelernt.“

Rückkehr nach Braunschweig

Auch Gleb Mikhurinskiy kann sich gut vorstellen, ein Studium in Deutschland zu beginnen. Gern in der Löwenstadt. „Ich finde Braunschweig als Uni-Stadt ganz toll“, sagt der 17-Jährige, der zunächst in der Ukraine aufgewachsen ist und seit 2016 mit seiner Familie in Chile lebt. Nach der TU9-ING-Woche wird er noch ein paar Tage in Niedersachsen bleiben. Er will seine ehemalige Gastfamilie in der Nähe von Osnabrück besuchen. Und vielleicht kommt er im kommenden Jahr zurück in die Region für ein Praktikum.

Zurückgekehrt nach Braunschweig ist auch Andrés Muñoz. 2013 besuchte er ebenfalls als Schüler der TU9-Woche die Carolo-Wilhelmina, erinnert sich Astrid Sebastian. Gleich ein Jahr später begann er mit seinem Studium an der TU Braunschweig, macht jetzt seinen Master im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau und engagiert sich bei den Gauss Friends. Und natürlich ließ er es sich nicht nehmen, die Schülerinnen und Schüler am Beginn der Woche über den Campus zu führen.