7. Oktober 2024 | Magazin:

Therapeutische Antikörper gegen das Marburg-Virus Was macht die Biotechnologie der TU Braunschweig gegen Marburg-Viren?

Forschende an der Technischen Universität Braunschweig haben bereits vor Jahren zusammen mit Partnern in Frankreich und den USA ein Therapeutikum für die Behandlung einer Marburg-Virus-Infektion entwickelt. In einem nächsten Schritt könnte unter den Qualitätsbedingungen für Therapeutika ein Notfallmedikament produziert werden.

Struktur des Glykoproteins (Hüllprotein) des Marburg-Virus (Abb.: PDB Daten 5UQY). Hieran bindet der protektive anti-Marburg-Virus Antikörper.

Am 2. Oktober 2024 gab es bei zwei Medizinstudierenden, die auf dem Rückweg aus Ruanda waren, den Verdacht, dass sie sich mit dem Marburg-Virus infiziert haben. Glücklicherweise konnte einen Tag später eine Marburg-Virus-Infektion nicht nachgewiesen werden. Bei dem Marburg-Virus handelt es sich um einen für Menschen hochansteckenden Erreger, der ebenso wie das Ebola-Virus zur Familie der fadenförmigen Viren (Filoviren) zählt. Eine Ansteckung mit dem Marburg-Virus führt sehr häufig zu einem tödlich verlaufenden hämorrhagischen Fieber, für dessen Behandlung es bisher kein zugelassenes Therapeutikum gibt. Erstmals wurde das Virus 1967 bei Mitarbeitenden eines Marburger Laboratoriums nachgewissen, nachdem sie sich an Gewebeproben von äthiopischen Grünmeerkatzen infizierten.

Zusammen mit Partnern in Frankreich und den USA hat die Biotechnologie der TU Braunschweig vor einigen Jahren den ersten Antikörper entwickelt, dessen protektive Verabreichung im Tiermodel zu 100 Prozent vor einer Infektion mit Wildtyp Marburg-Virus schützte. Dieser Antikörper ist damit ein potentielles Medikament gegen die Folgen einer Marburg-Virus-Infektion beim Menschen.

Prof. Dr. Michael Hust, Leiter der Abteilung Medizinsiche Biotechnologie und Mitentwickler des Antikörpers: „Wir hatten Glück, dass sich die Studenten doch nicht mit dem Marburg-Virus angesteckt haben. Wir sollten aber auch für solche Fälle ein Medikament bereithalten können. Hierzu wäre es möglich, mehrere Gramm unseres Antikörpers unter den Qualitätsbedingungen für Therapeutika (GMP)zu produzieren, zentral zu lagern, z.B. am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, um diesen Antikörper als ‚Notfallmedikament‘ zur Verfügung zu stellen.“

„In der Biotechnologie haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten erfolgreich zahlreiche potentiell therapeutische Antikörper gegen zahlreiche Infektionskrankheiten entwickelt. Unser Antikörper COR-101 zur Behandlung von COVID-19 konnten wir in Rekordzeit in die klinische Testung bringen“, bestätigt Prof. Dr. Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie. Dr. Federico Bertoglio, Senior-Wissenschaftler im West-Nil-Virus-Projekt: „Auch für diese wiederauftretenden viralen Erkrankungen benötigen wir Impfstoffe und Therapeutika. Deshalb arbeiten wir aufbauend auf den Erfahrungen der letzten Jahre an potentiellen Medikamenten gegen verschiedene Viren, aktuell gegen das West-Nil-Virus. Dabei profitieren wir von den Erfahrungen aus dem Marburg-Virus-Projekt.“