8. April 2025 | Magazin:

Sprachbildung neu denken Katharina Kellermann ist neue Professorin für Didaktik der deutschen Sprache

Sprache ist mehr als nur Kommunikation – sie prägt unseren Bildungserfolg und unsere gesellschaftliche Teilhabe. Doch wie entwickeln Lernende komplexe sprachliche Strukturen? Katharina Kellermann, neue Professorin für die Didaktik der deutschen Sprache, erforscht, wie der Spracherwerb und die Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten gezielt gefördert werden können. Im Interview erzählt sie, welche Kooperationsmöglichkeiten sie an der TU Braunschweig sieht, welche Schwerpunkte sie in ihrer Forschung setzt und wie ihr Arbeitsalltag aussieht.

Katharina Kellermann ist neue Professorin für Didaktik der deutschen Sprache. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?

Die TU Braunschweig habe ich bereits während meiner Promotionsphase kennengelernt und konnte dort erste Erfahrungen als Lehrbeauftragte in der Sprachdidaktik sammeln. Besonders beeindruckt haben mich die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung sowie die hohe Zugänglichkeit für Lehrende und Studierende. Die Anbindung an eine Technische Universität finde ich besonders spannend, da sie interdisziplinäre Kooperationen mit verschiedenen Fachbereichen ermöglicht.

Diese Zusammenarbeit eröffnet innovative Ansätze für die sprachdidaktische Forschung, etwa im Bereich digitaler Lerntechnologien, adaptiver Lehrformate oder automatisierter Sprachverarbeitung. Gerade die Verbindung zwischen sprachwissenschaftlicher Forschung und technologischen Entwicklungen bietet großes Potenzial für praxisnahe und zukunftsweisende Lehr- und Forschungsprojekte.

Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer Person erklären, die nicht mit dem Thema vertraut ist?

Ich forsche zur literalen, also schriftsprachlichen Entwicklung und der Förderung spezifischer sprachlicher Phänomene. Aktuell beschäftige ich mich mit sprachlichen Strukturen, die dem bildungssprachlichen Register zuzuordnen sind – beispielsweise mit dem pränominalen Ausbau. Ein Beispiel hierfür wäre: „die durch moderne KI-gestützte Sprachanalysemethoden optimierte mehrsprachige digitale Lernplattform“. Mich interessiert, wann und in welchen Kontexten Schüler*innen solche komplexen Konstruktionen verwenden und verstehen. Dabei ist es mir ein zentrales Anliegen, an den sprachlichen Vorstellungen und Konzepten der Lernenden anzusetzen, um darauf aufbauend gezielte Fördermaßnahmen zu entwickeln.

Präsidentin Angela Ittel mit Professorin Katharina Kellermann und Professor Eckart Voigts, Prodekan der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?

Meine Forschung konzentriert sich auf die sprachliche Bildung und Entwicklung mit besonderem Fokus auf Grammatik- und Pragmadidaktik, wobei letztere die Vermittlung sprachlicher Handlungsfähigkeit in konkreten Kommunikationssituationen in den Blick nimmt. Ein zentrales Anliegen ist das Verständnis dafür, wie sprachliche Strukturen im Bildungskontext genutzt, erworben und vermittelt werden können. Im Bereich der Grammatikdidaktik untersuche ich, wie komplexe sprachliche Strukturen erlernt und angewendet werden. Dabei arbeite ich interdisziplinär mit der Sprachwissenschaft und der Psycholinguistik zusammen, um empirische Erkenntnisse für den Unterricht nutzbar zu machen. Im Bereich der Pragmadidaktik geht es um die Frage, wie Sprache in unterschiedlichen sozialen und schulischen Kontexten angemessen eingesetzt wird. Durch Kooperationen und Tagungen sollen pragmatische Kompetenzen stärker in der schulischen Bildung verankert werden.

Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?

Schon während meines Referendariats und meiner Tätigkeit an verschiedenen Schulformen – von der Grundschule bis zum Gymnasium – habe ich festgestellt, dass bestimmte sprachliche Phänomene allen Schüler*innen Schwierigkeiten bereiten, unabhängig von ihrem Bildungsgang. Diese Erkenntnis hat mein Forschungsinteresse geweckt: Ich wollte genauer verstehen, welche sprachlichen Herausforderungen besonders zentral sind und wie sie gezielt gefördert werden können. Mein Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie direkt in der Praxis genutzt werden können, um Schüler*innen beim Ausbau ihrer sprachlichen Fähigkeiten bestmöglich zu unterstützen. Ich bin gespannt, wie weit sich dieses Anliegen umsetzen lässt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?

Kreativ, vielseitig und praxisnah!