Projekttag „Informatik mit Lego“ für Autisten Das LegoLab führt Schülerinnen und Schüler spielerisch an die Informatik heran
Im LegoLab des Informatikzentrums der Technischen Universität Braunschweig können Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von „Lego Mindstorm“ Robotern einen ersten Einblick in die Informatik und das Programmieren bekommen. Jetzt fand erstmals ein Projekttag statt, der sich speziell an autistische Kinder richtete. Fünf Schüler im Alter von acht bis elf Jahren haben an dem Projekttag teilgenommen, der vom Institut für Anwendungssicherheit der TU Braunschweig in Kooperation mit der Autismusambulanz des Integrations- und Therapiezentrums (ITZ) vom DRK Wolfenbüttel organisiert wurde.
Anstoß dafür gab die Mutter eines autistischen Kindes, die sich an das LegoLab mit der Bitte wandte, ihr Kind anmelden zu können. Alexandra Dirksen, Doktorandin am Institut für Anwendungssicherheit, die seit einem Jahr für das LegoLab verantwortlich ist, fragte daraufhin den Lehrer Benjamin Sauerstein, ob sie für Autisten eine spezielle Betreuung bräuchte. Der Informatiklehrer vom Gymnasium Ricarda-Huch-Schule kommt mit seinen Klassen regelmäßig in das Labor. Gearbeitet wird dort mit „Lego Mindstorms EV3“ Robotern, die unter anderem mit einem Abstandssensor, Gyroskop und einem Kompasssensor ausgestattet sind. Im Gespräch entwickelte sich die Idee, einen Kurs speziell für Autisten anzubieten. Sauerstein stellte daraufhin den Kontakt zum Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) her.
Programmierung eines Einparkroboters
Die Aufgabe beim Projekttag war es, einen Einparkroboter mit Hilfe des Programmierbaukastens „Open Roberta Lab“ des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme zu entwickeln und auf dem Testparcours auszuprobieren. Eine Aufgabe, die in zweieinhalb Stunden zu bewältigen ist. Dabei müssen die Kinder keinen Programmiercode eintippen, sondern Logiken zusammenstellen, die wichtig für das Verständnis sind, wie Computerprogramme funktionieren.
„Wenn du einen Autisten kennst, dann kennst du alle.“ Genau dieser Satz trifft nicht auf Menschen zu, die von der Entwicklungsstörung Autismus betroffen sind, sagt Liane Meyerhoff, die ihr Anerkennungsjahr in der Autismus-Ambulanz des „DRK-inkluzivo“ in Wolfenbüttel absolviert. Die Anzeichen und Ausprägungen sind ganz individuell, von sozialem Rückzug über Aggressionen bis hin zu Wutausbrüchen.
Sensibler für das Thema Autismus werden
Sophie Runde, Therapeutin am Integrations- und Therapiezentrum des DRK in Wolfenbüttel betont, dass es wichtig sei, sensibler für das Thema Autismus zu werden. Autismus ist eine tief greifende Wahrnehmungs- und Entwicklungsstörung, die sich im Wesentlichen auf die Kommunikation und soziale Interaktion auswirkt, jedoch nicht auf die Intelligenz der Betroffenen. Die Förderung kognitiver Lernprozesse kann eine Basis für das Verstehen sozialer Zusammenhänge unterstützen.
Alexandra Dirksen vom LegoLab ist immer wieder begeistert, wie die Kinder durch schnelle Erfolgserlebnisse Spaß an der Informatik finden: „Programmieren kann auch spannend sein!“. Ursprünglich hat Dirksen Medieninformatik studiert, nahm einen Nebenjob als Entwicklerin an und fand immer mehr Gefallen am Programmieren. Das LegoLab leistet eine wichtige Arbeit, denn „Schulen liegen in der Vermittlung von IT-Themen oft noch zurück“, beobachtet Dirksen. Unterstützt wird Alexandra Dirksen von den studentischen Hilfskräften Jessica Keitel und Maximilian von Unwerth, die beide Informatik studieren. Da der erste Projekttag so erfolgreich verlief, ist geplant, das Angebot auch in Zukunft fortzuführen.