Post aus … Waterloo Biotechnologie-Student Nico Geisler berichtet aus Kanada
Hier lebe ich momentan:
In Waterloo, Kanada
Das mache ich in Waterloo:
Ich studiere an der University of Waterloo (UW). Anders als in Braunschweig bin ich hier in keinem festen Studiengang eingeschrieben, sodass ich meine Kurse relativ frei und bunt gemischt wählen konnte. Neben den biotechnologischen Kursen „Animal Cell Biotechnology“ und „Glycobiology“ habe ich noch den Kurs „Introduction to Programming for Engineers“ sowie den Onlinekurs „Basic French I“ gewählt.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Ich bin von Mitte August und bis Ende Januar hier, also fünfeinhalb Monate.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Mich hat es seit Beginn meines Studiums gereizt, unsere Art des Lebens und Studierens mit der in Nordamerika zu vergleichen. Als ich von dem Braunschweig-Waterloo-Austauschprogramm erfahren habe, war für mich schnell klar, dass ich daran teilnehmen möchte. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat.
Leben vor Ort
So wohne ich in Waterloo:
Ich wohne in einem Studentenwohnheim, dem WCRI, und teile mir mit 23 anderen Studierenden eine Etage. Hier wohnen fast nur Austauschstudierende und es treffen viele unterschiedliche Kulturen aufeinander. Daher ist ein Kartenspiel zwischen Studierenden aus den Niederlanden, Schweden, Indonesien, Tschechien, Jamaika, England, Frankreich, Indien, Gambia, Österreich und Deutschland in der gemeinsamen Küche keine Seltenheit.
Außerdem kochen wir abends oft zusammen. Dadurch lernt man sehr schnell, dass sowohl der Einkauf als auch die Vorbereitung und das Kochen für 15 Personen äußerst aufwendig sein kann. Mir gefällt es besonders wegen dieser gemeinschaftlichen Aktivitäten im WCRI sehr gut. Die Lage könnte kaum besser sein, da alle wichtigen Universitätsgebäude, die nächste Bushaltestelle und die nächste Bahnstation in höchstens zehn Minuten zu Fuß erreichbar sind.
Was unterscheidet das Studieren in Waterloo von dem in Deutschland?
Das Studium an der University of Waterloo unterscheidet sich deutlich von dem an der TU Braunschweig. Das beginnt schon bei der Aufteilung des akademischen Jahres, denn hier finden pro Jahr nicht zwei Semester, sondern drei „terms“ statt. Ein „term“ besteht aus sechs Wochen Vorlesungen, einer Woche „reading week“, wieder sechs Wochen Vorlesungen und zwei bis drei Wochen Klausurenphase. Anders als in Deutschland wird man hier außerdem mit etlichen „assignments“, „presentations“, „exercises“ und den „midterms“ nach der „reading week“ ganz schön auf Trab gehalten. Sich während der Vorlesungszeit entspannt zurückzulehnen und am Ende schnell für die Klausuren zu lernen ist hier nicht möglich.
Trotzdem hat diese Art des Studierens auch Vorteile. Man lernt sehr gut den Umgang mit Deadlines und durch die vielen Aufgaben während der Vorlesungszeit, die auch meist bewertet werden, hängt die Modulnote am Ende nicht nur von einer einzigen Klausur ab.
Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
Die unberührte Natur, die unglaubliche Weitläufigkeit des Landes und ein einzigartiges Gefühl von Freiheit. Außerdem ist der Indian Summer ein unvergleichliches Naturschauspiel, bei dem die Laubbäume wunderschöne bunte Farben annehmen.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Die Kanadier entschuldigen sich für alles präventiv. Außerdem sind Kanadierinnen und Kanadier unglaublich nett und offen, sodass jeder angesprochen werden kann, wenn man beispielsweise mal den Weg nicht weiß.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Die größten Hürden waren das Einhalten der vielen Deadlines im Studium und das dazugehörige Zeitmanagement. An die hohe Arbeitsbelastung während der Vorlesungszeit musste ich mich erst einmal gewöhnen. Beim Reisen war die größte Herausforderung bisher die Verständigung mit den Menschen im französischsprachigen Québec. Kaum jemand konnte (oder wollte) dort mit mir Englisch sprechen.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Einen Hoodie der University of Waterloo und eine Jogginghose der Waterloo Warriors werde ich mir als Andenken mitnehmen. Vor allem aber nehme ich viele schöne Erinnerungen, neue Freunde, eine größere Stressresistenz und einen riesigen Berg Fotos mit.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Poutine, die in ihrer einfachsten Ausführung aus Pommes, Cheese curds (Käsebruchstücke, die beim Kauen überraschend laut quietschen) und Bratensoße besteht. Das Gericht kann beliebig erweitert werden, sodass gebratenes Hackfleisch, Bacon, Pulled Pork und/oder Erbsen schnell als Toppings auf der Poutine landen können. Ursprünglich stammt das Gericht aus dem französischsprachigen Québec.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Waterloo vermeiden?
In Kanada gehört es zum guten Ton, sich beim Aussteigen beim Busfahrer oder der Busfahrerin mit einem lauten „Thank you!“ zu bedanken. Zur Begrüßung an der Supermarktkasse sollte man außerdem das obligatorische „How are you doing?“ erwidern, sonst erntet man schnell böse Blicke. Sollte man einmal versehentlich jemanden umlaufen, ist eine dreifache Entschuldigung angebracht. Und ja, man sollte sich auch entschuldigen, wenn man selbst aus dem Nichts umgelaufen wird – man stand ja schließlich im Weg.
Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden mit, die ins Ausland gehen möchten:
Habt keine Angst davor, Euer gewohntes Umfeld für ein paar Monate zu verlassen. Egal wo ihr hingeht, ihr werdet immer schnell Anschluss finden – spätestens bei anderen Austauschstudierenden oder „Internationals“, da sie sich besonders am Anfang in genau derselben Situation befinden wie ihr. Das ist nun bereits mein zweiter Auslandsaufenthalt über mehrere Monate und ich kann es wirklich jedem nur empfehlen, einfach mal die persönliche Komfortzone zu verlassen, sich etwas von der Welt anzuschauen und andere Kulturen kennenzulernen.