Post aus … Seoul Architekturstudentin Eda Yesilyurt berichtet über ihr Praktikum in Südkorea
Allgemeine Informationen
Hier lebe ich momentan:
In Seoul, Südkorea.
Das mache ich in Seoul:
Ich habe bereits im Wintersemester 2021/2022 mein Auslandssemester in Seoul verbracht. Danach habe ich mich dazu entschieden, auch mein Praktikum für die Zulassung zum Masterstudium in Seoul zu absolvieren. Trotz großer Konkurrenz konnte ich glücklicherweise einen Praktikumsplatz in einem Architekturbüro in Gangnam, einem sehr belebten und bekannten Stadtteil von Seoul, ergattern. Organisiert habe ich alles alleine.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Mein Aufenthalt dauert insgesamt sechs Monate. Für mich kommt es aber auch in Frage, nach meinem Masterstudium hierherzuziehen.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt in Seoul entschieden:
Südkorea war zunächst gar nicht meine erste Wahl für ein Auslandssemester. Ich wollte definitiv in ein asiatisches Land und hatte mir China als Zielland ausgesucht. Allerdings war die Einreise 2021 wegen des Coronavirus nicht möglich. Somit fiel meine Wahl dann auf Südkorea, was ich definitiv nicht bereue! Schließlich bin ich nun ja schon zum zweiten Mal hier. Die Architektur in Südkorea ist sehr vielfältig. Die meisten Wohnungen sind aufgrund des Platzmangels viel kleiner als in Deutschland. Die Ideen, die umgesetzt wurden, um Platz zu sparen, sind sehr interessant. Zum Beispiel wird die Dusche in einigen Wohnungen direkt über dem Waschbecken montiert, um Platz zu sparen. Für mich als Architekturstudentin ist es aber auch sehr interessant, die vielen Jahrhunderte alten Paläste zu erkunden.
Leben vor Ort
So wohne ich in Seoul:
Ich habe mich für eine Wohnung entschieden, die im Vergleich etwas teurer und größer ist, als eine typische Studierendenwohnung. Die Wohnung ist ein sogenanntes „Officetel“, also eine Wohnung mit zwei Etagen. Auf der zweiten Etage befindet sich nur das Bett.
Was unterscheidet das Arbeiten in Südkorea von dem in Deutschland?
Das Arbeitsumfeld ist im Vergleich zu Deutschland ganz anders. Die Menschen hier beeilen sich bei allem sehr, was dazu führt, dass sie gestresster sind. Überstunden sind hier ganz normal und werden sogar als selbstverständlich angesehen. Auf der anderen Seite ist das Miteinander unter Kolleg*innen viel stärker. Nach der Arbeit geht man häufig zusammen etwas essen oder trinken. Und: Hierarchie wird hier großgeschrieben. Jede*r hat seinen*ihren Platz und muss sich auch dementsprechend verhalten.
Besonders typisch für meinen Aufenthaltsort ist:
Besonders typisch für Seoul ist die Vielfalt, die die Stadt bietet. Dadurch erhält man einen besonderen Einblick in die Kultur und Geschichte des Landes. Auf der einen Seite ist die Stadt sehr modern. Das Nachtleben ist belebt, die Vielzahl von Restaurants und Cafés bieten viele Möglichkeiten, um gut essen zu gehen oder sich zu entspannen und auf der anderen Seite ermöglicht die faszinierende Architektur einen Blick in die Vergangenheit des Landes.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
In den ersten drei Tagen habe ich in Seoul vor allem den stressigen Verkehr in Erinnerung. Besonders zu Arbeitszeiten merkt man, dass man sich in einer Millionenmetropole aufhält. Seoul ist so groß, dass es hier ganz normal ist, eine Stunde von A nach B zu fahren.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes …
Die größte Herausforderung für mich ist die Sprache. Beherrscht man kein koreanisch, kommt es schnell zu einigen Schwierigkeiten. Auch wenn einige Menschen, vorwiegend junge Leute, englisch sprechen, ist es aufgrund ihrer schüchternen und zurückhaltenden Art meist nicht möglich, mit ihnen zu kommunizieren, wenn man nicht gut koreanisch spricht. Englisch wird im Arbeitsleben eigentlich kaum gesprochen, aber ich hatte zum Glück Arbeitskollegen aus anderen Ländern, sodass ich überwiegend englisch sprechen konnte. Im Studium gab es einige englische Module die ich belegen konnte. Jedoch werden die meisten Module nur auf Koreanisch angeboten.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Viele neue Eindrücke natürlich! Beispielsweise mögen die vielen Überwachungskameras zu Beginn irritierend sein, vermitteln nach einiger Zeit jedoch ein Gefühl der Sicherheit. Außerdem ist Südkorea sehr schnell, sei es in der Bürokratie oder beim Liefern von Essen oder Bestellungen aus Online-Shops. Eine Essensbestellung dauert meist nur zwischen 20 und 30 Minuten und die Bestellungen vom Online-Shopping kommen fast immer direkt am nächsten Tag. Außerdem finde ich es schön, dass die Menschen hier trotz langer und anstrengender Arbeitszeiten Zeit finden, sich mit Freund*innen und Arbeitskolleg*innen zu treffen, ein gutes Abendessen zu genießen und sich gerne auch mal ein paar Drinks gönnen. Das ist eine nette Ablenkung von einem monotonen Leben. Ganz wichtig sind natürlich für mich aber vor allem die Erfahrungen, die ich im Architekturbüro gemacht habe. Alles was ich hier gelernt habe, wird mir sicherlich in meiner beruflichen Zukunft viel helfen und mein architektonisches Können und Denken erweitern.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Definitiv Korean Beef & Chicken BBQ und Beef Soup. Ich könnte jetzt sehr viele Sachen aufzählen, weil hier so gut wie alles schmeckt. Das Essen werde ich definitiv am meisten vermissen, wenn ich wieder in Deutschland bin.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Seoul vermeiden?
Koreaner*innen sind trotz aller Globalisierung sehr traditionell und teilweise noch sehr konservativ. Respekt wird hier großgeschrieben. Deshalb sollte man aufpassen, dass man die Ruhe von anderen, beispielsweise in Bus und Bahn durch lautes Reden, Musik hören etc. nicht stört. Außerdem sollte man sich Koreanischkenntnisse aneignen und auf die Höflichkeitsformen und auch bestimmte Kleidungsregeln achten, wie ein tiefer Ausschnitt, der in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen wird. Ich finde, dass man als Gast in einem anderen Land trotz aller Individualität und Selbstentfaltung diese Gepflogenheiten berücksichtigen sollte.
Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:
Das Wichtigste ist, sich rechtzeitig um alles (Dokumente etc.) zu kümmern. Es ist nie zu früh, um Dokumente schon einmal zusammenzusuchen.
Das möchte ich noch loswerden:
Egal ob für ein Auslandssemester an der Uni oder ein Praktikum: Es lohnt sich definitiv ins Ausland zu gehen und aus meiner Sicht sollte man es mindestens einmal im Leben gemacht haben.