Post aus … Rhode Island Doktorand Alexander Barke berichtet über seinen Forschungsaufenthalt in Rhode Island, USA.
Hier lebe ich momentan:
Aktuell lebe ich im Nordosten der USA, genauer gesagt in Kingston im Bundesstaat Rhode Island. Kingston liegt ca. eine Stunde südlich von Boston und drei Stunden nordöstlich von New York.
Das mache ich in Rhode Island:
Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts arbeite ich momentan im Department of Mechanical, Industrial and Systems Engineering an der University of Rhode Island (URI). Gemeinsam mit Prof. Dr. Manbir Sodhi forsche ich an Themen im Bereich des Operations Research und der quantitativen lebenszyklusorientierten Nachhaltigkeitsbewertung. Unser Ziel ist die Entwicklung von Bewertungsmethoden und Metriken für neuartige Technologien, die bereits in frühen Phasen der Technologieentwicklung für die Identifikation vorteilhafter Konfigurationen im Hinblick auf technische Eigenschaften und ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitsaspekte genutzt werden können.
Die entwickelten Bewertungsmethoden und Metriken fließen dabei zum einen in meine Arbeit im Exzellenzcluster SE²A – Sustainable and Energy-Efficient Aviation ein und stellen zum anderen einen wichtigen Teil meines Dissertationsthemas dar.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Mein Forschungsaufenthalt an der URI dauert insgesamt dreieinhalb Monate und wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des „Research stays abroad“-Programms des Exzellenzclusters SE²A gefördert.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Wissenschaft lebt grundsätzlich vom Austausch, und die Diskussion von Forschungsthemen außerhalb der eigenen Universität eröffnet oftmals einen neuen Blickwinkel. Besonders auf internationalen Konferenzen und Meetings erhält man durch die Diversität der Teilnehmenden eine Vielzahl neuer Anregungen für die eigene Forschung. Daher war für mich schnell klar, dass ich, sofern sich die Möglichkeit dafür bietet, gerne für eine längere Zeit einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolvieren wollte.
Im Rahmen von SE²A existieren vielfältige Programme zur Doktorandenförderung, und erfreulicherweise ist eines davon das „Research stays abroad“-Programm, das Forschungsaufenthalte der Doktorand*innen im Exzellenzcluster fördert. Ich habe mich sehr für das Programm interessiert, und nachdem mich unser Institutsleiter, Prof. Dr. Thomas Spengler, explizit darauf angesprochen hat, war für mich klar, dass ich einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolvieren werde. Nach kurzer Überlegung sind wir zu der Entscheidung gekommen, dass dieser aufgrund der ausgewiesenen Kompetenzen und langjährigen Zusammenarbeit idealerweise bei Prof. Dr. Manbir Sodhi an der URI stattfinden sollte. Prof. Sodhi hat sich auch sofort dazu bereiterklärt und mich ganz herzlich aufgenommen.
Für mich persönlich ist der Forschungsaufenthalt außerdem eine Gelegenheit, meinen Horizont zu erweitern. Zum einen lernt man viele neue Leute kennen und es ist immer eine schöne und lehrreiche Erfahrung, längere Zeit im Ausland zu leben. Zum anderen werde ich nach meiner (hoffentlich erfolgreichen) Dissertation noch an der TU Braunschweig bleiben, und da sind Eindrücke von anderen Universitäten immer hilfreich, um die eigene Tätigkeit besser zu reflektieren und sich weiterzuentwickeln.
Leben vor Ort
So wohne ich in Rhode Island:
Da Rhode Island im Sommer ein beliebtes Urlaubsziel ist, musste ich meinen Aufenthalt auf zwei Unterkünfte aufteilen. Den ersten Monat habe ich zusammen mit zwei weiteren Gastwissenschaftlern aus Europa sowie zwei Mitarbeitern der URI in einem Haus ca. zehn Minuten entfernt vom Campus gewohnt. Seit Mitte Mai lebe ich nun direkt auf dem Campus im Haus des „International Engineering Program“, das von der Ausstattung mit einem deutschen Studierendenwohnheim vergleichbar ist. Mein Zimmer ist zwar nur neun Quadratmeter groß, aber da ich meist nur zum Schlafen dort bin, ist es für die Zeit des Aufenthalts absolut ausreichend.
Was unterscheidet das Forschen in Rhode Island von dem in Deutschland?
Meine Forschung findet ausschließlich am Computer statt, wodurch sie sich bei einem gut eingerichteten Arbeitsplatz, wie ich ihn an der URI habe, zunächst nicht sonderlich stark von Deutschland unterscheidet.
Jedoch ist die Struktur der Universität ganz unterschiedlich. In Deutschland bestehen die Institute und Lehrstühle aus Professor*innen, Postdocs sowie wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Mit den Kolleginnen und Kollegen diskutiert man oft über Erkenntnisse oder Probleme, und durch die Projektarbeit sowie die Unterstützung bei Vorlesungen und Seminaren lernt man aus ganz unterschiedlichen Bereichen etwas dazu, was einem für die eigene Forschung weiterhilft.
Hingegen sind die Professor*innen hier eher auf sich gestellt. Sie haben meist nur wenige Doktoranden und arbeiten primär mit ihren Master-Studierenden („graduate students“) an inhaltlichen Themen. Zudem kommt hinzu, dass die Promotion in den USA vor allem ein Studium ist, bei dem auch Vorlesungen besucht werden müssen. Entsprechend sind die Doktoranden hier eher auf ihr Dissertationsthema fokussiert und inhaltliche Diskussionen werden vorwiegend mit den Professoren geführt. Diese sind in der Regel sehr gut erreichbar und nehmen sich auch bei kurzfristigem Diskussionsbedarf meist viel Zeit für einen.
Besonders typisch für meinen Aufenthaltsort ist:
Neben viel Sonne, warmem Wetter, Strand und Meer ist es vor allem die extreme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. Man findet sehr schnell Anschluss und wird in verschiedensten Gruppen integriert. Das erleichtert einem das Ankommen ungemein und man findet schnell neue Freunde. Ich kann gar nicht genau aufzählen, wie oft ich dadurch in den letzten Monaten zu Sportveranstaltungen, Strandausflügen, Städtetrips, Barabenden etc. eingeladen wurde.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Die „Turn right on red“-Regel, bei der das Auto an einer roten Ampel zum Stillstand gebracht werden muss, aber man rechts abbiegen darf, sofern der Verkehr es zulässt. Wenn weitere Autos an der Ampel hinter einem stehen, wird dies durch lautstarkes Hupen schnell verdeutlicht. Diese Regel muss ich mir aber schnell abgewöhnen, wenn ich zurück in Deutschland bin.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Große Herausforderungen während meines Aufenthalts gab es bisher eigentlich nicht. Hier und da gibt es kleinere Besonderheiten, die man beachten muss, wie etwa das mehrmalige (nach deutschem Verständnis penetrante) Nachfragen, wenn beispielsweise Formulare und Dokumente dringend benötigt werden, aber das findet man schnell heraus.
Die größte Herausforderung des gesamten Forschungsaufenthalts war definitiv vor der Abreise in die USA die Suche nach Unterkünften. Hier kann ich nur jedem empfehlen, sich frühzeitig damit zu beschäftigen, da außerhalb des akademischen Jahres (September bis Mai) verfügbare Wohnungen oder Zimmer rar sind und meist die zwei- bis dreifache Miete im Vergleich zu Deutschland kosten.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Vor allem sehr schöne Erinnerungen, neue Anregungen für meine Arbeit und Forschung sowie viele neue Freundschaften und Bekanntschaften. Daneben werde ich vermutlich auch ein materielles Souvenir in Form eines Hoodies der URI mitnehmen, der mich an die Zeit vor Ort erinnern wird.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Die URI liegt im Süden Rhode Islands, in unmittelbarer Nähe zum Atlantischen Ozean. Entsprechend findet man hier viele Restaurants und Imbisse, in denen Meeresfrüchte angeboten werden. Eine besondere Spezialität ist dabei Hummer, welcher fangfrisch serviert wird.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Rhode Island vermeiden?
Rhode Island mit Long Island zu verwechseln. Das soll wohl öfter vorkommen, wenn man in anderen Bundesstaaten der USA unterwegs ist und erzählt, wo man lebt.
Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden und Forschenden, die ins Ausland gehen möchten:
Zunächst einmal möchte ich jeden ermutigen, sofern sich die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt ergibt, diese Chance wahrzunehmen und den Aufenthalt durchzuführen. Es ist eine spannende und lehrreiche Erfahrung und bringt einem viele Vorteile für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung.
Aus der organisatorischen Perspektive hilft es viel, frühzeitig wichtige Dinge wie die Unterkunft sowie ein Transportmittel vor Ort zu organisieren. Dennoch sollte man immer flexibel bleiben und den Aufenthalt nicht zu strikt durchplanen. Die Zeit in Rhode Island hat mir gezeigt, dass es immer wieder unvorhergesehene Ereignisse gibt, die einen zwar einerseits zur Umplanung zwingen, aber andererseits neue Möglichkeiten eröffnen.
Das möchte ich noch loswerden:
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Prof. Dr. Thomas Spengler, meinem Institutsleiter an der TU Braunschweig, für die stetige Unterstützung bei der Durchführung des Forschungsaufenthalts und seine sehr gute Betreuung bedanken. Ich freue mich sehr darauf, in den nächsten Jahren weiterhin gemeinsam anspannenden Themen zu arbeiten und zu forschen.
Zudem möchte ich mich ebenfalls ganz herzlich bei Prof. Dr. Manbir Sodhi bedanken, der mich mit offenen Armen an der URI aufgenommen und mich bei der Umsetzung meiner Forschung stets mit wichtigen Hinweisen unterstützt hat. Die vielen spannenden Diskussionen und Gespräche auch abseits der Arbeit und Forschung haben mir wirklich Spaß gemacht und zur persönlichen Weiterentwicklung beigetragen.
Darüber hinaus möchte ich mich bei Dr. Christian Thies bedanken, der als mein Gruppenleiter immer ein wichtiger Ansprechpartner ist und mich mit vielen Tipps und Hinweisen für die Zeit in Rhode Island versorgt hat, da er selbst schon einen längeren Aufenthalt an der URI absolviert hat.
Zu guter Letzt möchte ich mich noch ganz herzlich bei den verantwortlichen Personen des Exzellenzclusters SE²A bedanken, die mir diesen Forschungsaufenthalt ermöglicht haben.