18. Juli 2022 | Magazin: ,

Lehren, arbeiten und forschen im Ausland Jetzt für die Personalmobilität mit Erasmus+ bewerben

Im Juni feierte das europäische Bildungsprogramm Erasmus+ sein 35-Jähriges Bestehen. An der TU Braunschweig ist Erasmus+ eines der beliebtesten Programme, mit dem Studierende für ein oder zwei Semester ins Ausland gehen und neue Erfahrungen in einem fremden Land sammeln. Doch Erasmus+ fördert nicht nur den Studierendenaustausch: Auch die Personalmobilität wird schon seit langem durch das Programm unterstützt. Lehrende, Forschende und Mitarbeitende von Hochschulen haben genau wie Studierende die Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sammeln und so neue Perspektiven für ihren Arbeitsalltag zu gewinnen.

Die „Kathedrale” im Institut Pascale – Ort gemeinsamer kreativer Arbeit. 
Bildnachweis: Vanessa Carlow/TU Braunschweig

Professorin Vanessa Miriam Carlow, Leiterin des Institute for Sustainable Urbanism an der TU Braunschweig, reiste im Mai 2022 nach Paris und verbrachte dort eine Woche am Institute Pascale, einer hoch renommierten und national geförderten Einrichtung, die Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt zusammenbringt. Carlow war bereits als Studentin mit Erasmus+ im Ausland, damals an der TU Delft. Durch ihr Interesse an internationalen und interkulturellen Themen steht sie im ständigen Austausch mit dem International House und dem EU-Hochschulbüro der TU Braunschweig: „Dort werden wir sehr gut und passgenau dazu beraten, was unsere unterschiedlichen Vorhaben, wie Forschung, Austausch, gemeinsame Lehre oder Exkursionen anbelangt. Und auch dieses Mal wieder haben uns Francesco Ducatelli und seine Kolleg*innen genau die richtige Förderung für unseren Zweck empfohlen“, lobt Carlow.

Der Aufenthalt in Paris war für die Architekturprofessorin sowohl aus persönlicher als auch aus fachlicher Sicht wertvoll. So konnte sie ihre Französischkenntnisse in der Praxis anwenden und gleichzeitig neue Forschungsansätze für Mobilität in Städten entwickeln, eines ihrer zentralen Forschungsthemen. „Ganz konkret ging es in dem interdisziplinären Workshop darum, wie die Bedingungen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in Kombination mit dem ÖPNV gefördert werden können. In einer dichten Metropole wie Paris haben wir dabei am eigenen Leib gespürt, welche Rolle Mobilität im Alltag der Menschen spielt“, erklärt Carlow.

Gelder für Forschungsschwerpunkt erfolgreich eingeworben

Lab City CentraleSupélec des Office for Metropolitan Architecture – aufregende Architektur auf dem Campus in Paris. Bildnachweis: ISU

Im Anschluss an den Workshop mit Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen aus der ganzen Welt warb Carlow gemeinsam mit anderen Teilnehmenden erfolgreich ein Seed Funding des Forschungsschwerpunkts Stadt der Zukunft an der TU Braunschweig ein, das genutzt werden soll, um ein gemeinsames Verbundvorhaben bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) oder der EU zu beantragen.

Aber nicht nur deshalb war der Aufenthalt in Paris aus ihrer Sicht ein voller Erfolg: „Ich war ungemein beeindruckt vom Institute Pascale! Nicht nur gefällt mir das Format, Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt zu einem Thema für eine Woche zusammen zu bringen. Das Institut ist auch in einem sehr schönen Gebäude untergebracht, das mit seinen wunderbaren Räumen und der Dachterrasse die kreative Arbeit wirklich beflügelt. So etwas wünsche ich mir für Deutschland auch.“ Ein zusätzlicher Pluspunkt war für Carlow, dass sie durch die Gerhard und Karin Matthäi-Stiftung die Möglichkeit hatte, ihren vierjährigen Sohn mit auf die Dienstreise zu nehmen.

Francesco Ducatelli, Erasmus+ Hochschulkoordinator der TU Braunschweig, sieht in der Personalmobilität viele Vorteile: „Ein Auslandsaufenthalt trägt zur internationalen Vernetzung bei, stärkt persönliche Kompetenzen wie Fremdsprachenkenntnisse und gibt neue Impulse für die berufliche Tätigkeit. Unabhängig davon, ob jemand in der Lehre, der Forschung oder der Verwaltung tätig ist, glaube ich, dass so eine Erfahrung sehr wertvoll ist.“

Aus der eigenen Komfortzone ausbrechen

Mona Seydel verbrachte 2019 eine Woche an der University of Chester in Großbritannien. Bildnachweis: Mona Seydel/TU Braunschweig

Im Jahr 2019 und damit noch vor der Corona-Pandemie reiste Mona Seydel, damals Studiengangkoordinatorin für den Lehramtsmaster GHR 300, nach Chester in Großbritannien. Dort besuchte sie im Rahmen eines selbstorganisierten Aufenthaltes Kolleg*innen, die ebenfalls mit der Lehrkräfteausbildung beschäftigt sind. „Ich wollte meine Englischkenntnisse gerne wieder anwenden und meinen Fremdsprachenwortschatz erweitern, denn nicht alle Fachbegriffe, die ich im Deutschen bei der Arbeit nutze, sind auch im Englischen ganz selbstverständlich für mich gewesen. Darüber hinaus ist es mir wichtig, immer wieder über den Tellerrand zu schauen und aus der eigenen Komfortzone auszubrechen, um nicht betriebsblind zu werden und sich spannende Anregungen für die eigene Arbeit zu holen“ erklärt Seydel.

Im Vorfeld des Aufenthaltes verständigte sie sich mit der University of Chester darüber, welche Einrichtungen und Personen sie besuchen würde und welche Fragestellungen im Fokus stehen. Neben der Lehrkräfteausbildung waren für Mona Seydel auch Bewerbungstrainings für Studierende und mediale Formate spannend – für all das konnte sie sich in Chester neue Impulse holen. „Ich bin toll aufgenommen worden, habe viele bereichernde Gespräche geführt, viel gelernt und meinen Horizont durch den Aufenthalt erweitern können. Alle waren extrem hilfsbereit und haben wirkliches Interesse an meinen Fragen gezeigt. Und auch mir wurden viele Fragen gestellt, inwiefern sich bestimmte Prozesse zum Beispiel zwischen Großbritannien und Deutschland unterscheiden“, erinnert sich Seydel.

Auf dem Campus der University of Chester gibt es viele tolle malerische Ecken zu entdecken. 
Bildnachweis: Mona Seydel/TU Braunschweig

Ihr neues Wissen konnte sie zurück in Braunschweig auch direkt in die Praxis umzusetzen – beispielsweise in Bewerbungstrainings für Studierende, die sich in Großbritannien bewerben möchten. Die Empfehlung für ihre Kolleg*innen an der TU Braunschweig fällt deshalb eindeutig aus: „Ich kann nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen und würde die Personalmobilität auch selbst noch einmal machen – dann allerdings mit anderen Themenschwerpunkten, da ich als Leiterin des Prüfungsamtes der Fakultät 6 mittlerweile andere Aufgaben wahrnehme und damit auch neue Fragen habe. Für mich steht fest: Ich werde immer wieder gerne neue Auslandserfahrungen sammeln und mich auch sicherlich erneut für eine Personalmobilität bewerben.“

Text: Henrike Hoy/International House