Post aus … Marokko Studentin der Integrierten Sozialwissenschaften Astrid-Maria Bodó über ihren Auslandsaufenthalt in Ifrane
Hier lebe ich momentan:
Ich lebe in der Kleinstadt Ifrane im Mittelatlasgebirge von Marokko.
Das mache ich in Ifrane:
Ich studiere hier vor Ort den Major „International Studies“ und belege Sprachkurse in Französisch und Hocharabisch.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Mein Aufenthalt an der Al Akhawayn University dauert insgesamt fünf Monate und findet mit der Organisation ISEP (International Student Exchange Programs) statt.
Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:
Ich habe mich schon immer für die MENA-Region, also Nahost und Nordafrika, interessiert und wollte meine Sprachkenntnisse vertiefen. Da kam mir Marokko sowohl als franko- als auch als arabophones Land sehr gelegen.
Leben vor Ort
So wohne ich in Ifrane:
In Ifrane wohne ich in einem Studierendenwohnheim direkt auf dem Universitätsgelände, welches stark an das US-amerikanischen Campusleben angelehnt ist.
Was unterscheidet das Studieren in Marokko von dem in Deutschland?
Das Studieren an der AUI ist viel enger getaktet als bei uns in Deutschland. Man belegt nur knapp fünf bis sieben Kurse pro Semester. Diese finden dann jedoch zwei bis drei Mal pro Woche in englischer Sprache statt. Der Arbeitsaufwand pro Kurs ist deutlich höher, da es viele Assignments, Hausaufgaben und Texte zu bearbeiten gibt. Die Anwesenheitspflicht wird ebenfalls sehr ernst genommen und fließt sogar mit in die Endnote ein. Auch wenn viel Leistung erwartet wird, hatte ich während des Semesters trotzdem den Eindruck, dass die Lehrenden hier einen engeren und vertrauteren, fast familiären Kontakt zu den Studierenden pflegen. Das liegt nicht zuletzt auch an der Größe der Studierendenschaft von knapp 2.500.
Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen hier! Jede Person, die ich traf, ist Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen. Oft wurde ich schon zum Essen, zu Treffen, zu gemeinsamem Iftour, dem Fastenbrechen während des Ramadans, oder in marokkanische Haushalte eingeladen – und bin jedem Angebot natürlich nachgegangen! Geselligkeit und Zeit mit seiner Community zu verbringen, hat einen hohen Stellenwert. Übermäßiges Alleinsein gilt eher als verpönt.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
Wangenküsse zur Begrüßung sind unumgänglich – da kann es zwischen zwei bis fünf Küssen variieren, je nach dem, aus welcher Region das Gegenüber kommt. Außerdem wird auch sehr viel Wert auf Smalltalk gelegt. Ansonsten habe ich gemerkt, dass außerhalb der Uni-Deadlines die Menschen eine entspannte und gediegene Haltung an den Tag legen, was sicherlich nicht zuletzt an dem Islam und dem damit verbundenen Optimismus (Husn al-Zann) liegt.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Tatsächlich sind die Vorlesungen und die damit verbundenen Leistungsansprüche meine größte Herausforderung. Da ich parallel auch noch einige Online-Kurse an der TU belege, versinke ich manchmal in meinen Lernmaterialien. Zudem gebe ich Deutschkurse an der Uni, wodurch ich viel über die deutsche Sprache und dessen Didaktik erlernen muss.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Die schönsten Erinnerungen sind für mich alle Dinge, die mich näher an die marokkanische oder islamische Kultur herangeführt haben. Auch das Vertiefen meiner Französisch- und Arabischkenntnisse sowie das Lernen von Darija, dem marokkanischen Arabisch, haben mich nachhaltig geprägt.
Gut zu wissen
Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:
Die Liste ist lang, aber ganz oben stehen Tajine und Couscous! Diese Nationalgerichte gibt es in unglaublich vielen Variationen. Außerdem darf der marokkanische Minztee dazu nicht fehlen.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Marokko vermeiden?
Da Marokko ein muslimisch geprägtes Land ist, sollte es vermieden werden, Zeichen der Zuneigung in der Öffentlichkeit zwischen Frau und Mann zu zeigen.
Gespräche, die Kritik an der Monarchie und dem Königshaus üben, werden meistens nicht angenommen.
Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:
Springt ins kalte Becken, einfach machen! Auch ich hatte vor meiner Abreise, besonders aufgrund von Corona, riesige Bedenken. Nichts bietet sich so sehr an, wie im Rahmen des Studiums ein wenig von der Welt zu sehen. Außerdem kommt ihr so viel schneller mit den Locals in Kontakt und nehmt anders als Tourist*innen nicht die Außenstehenden-Perspektive ein, sondern werdet schnell integriert.
Pandemie
Diese besonderen Vorkehrungen habe ich im Vorfeld wegen des Corona-Virus getroffen:
Durch das ständige Abrufen der Inzidenzwerte war die Entscheidung, nach Marokko zu fliegen, von vielen Zweifeln und FFP2-Masken begleitet. Um das meiste hat sich die Universität selbst gekümmert, ich musste bloß mit einem aktuellen negativen PCR-Test anreisen und mich an die Masken- und Abstandsregeln halten.
So beeinflusst das Corona-Virus meinen Aufenthalt:
Aufgrund der Pandemie gibt es eine nationale Ausgangssperre sowie Campusregelungen, die die Möglichkeiten stark beeinträchtigten. Diese wurden aber mit der Zeit immer weiter gelockert, da die offiziellen Infektionszahlen im Land weiter sanken. Und auch fast alle meine Kurse finden in Präsenz statt, was im Vergleich zum akademischen Alltag in Deutschland eine willkommene Abwechslung ist.
So habe ich mir trotz der Pandemie am liebsten die Zeit vertrieben:
Trotz der Regelungen war es möglich, auf Erkundungstouren zu gehen! Von Trips in die nächstgelegenen Städte wie Fez, Meknès oder Azrou bis hin zu Wander-, Surf- und Reitausflügen war alles vertreten. Und auf dem Campus konnte ich mich glücklich schätzen, trotz Corona am Kickboxing- und Tanzclub, dem Choir oder generell an Events teilzunehmen. Dies wäre zu dem Zeitpunkt in Deutschland nicht denkbar gewesen.