Post aus … Florenz Studentin Anne Preißler berichtet aus Italien
Hier lebe ich momentan:
Zur Zeit wohne ich in Florenz, in der Hauptstadt der italienischen Provinz Toskana.
Das mache ich in Florenz:
Ich bin an der Università degli Studi di Firenze an der Scuola di Ingegneria eingeschrieben und studiere hier Energietechnik.
Mein Aufenthalt dauert insgesamt:
Fünf Monate, von Ende Februar bis Anfang August 2017.
Das Leben vor Ort
So wohne ich in Florenz:
In einer Dachgeschosswohnung ohne Klimaanlage mit zwei schwedischen Mitbewohnern. Aber geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid. Wohnheime gibt es nicht, zumindest nicht für Austauschstudierende. Deswegen musste ich mir selbst eine Unterkunft suchen. In Italien ist es üblich, sich ein Zimmer zu teilen und selbst dann bezahlt man das Gleiche wie für ein WG-Zimmer in Braunschweig. In meiner WG gibt es aber nur Einzelzimmer, meine 12 Quadratmeter würde ich auch ungern teilen. Dafür wohnen wir mitten im Centro Storico im Viertel Santa Croce, dem beliebtesten Ausgehviertel von Florenz. Jeden Abend sind hunderte von Menschen in den zahlreichen Bars oder Clubs unterwegs, oft gibt es Live-Musik und niemand beschwert sich über Ruhestörung. Ich wohne allerdings in einer ruhigen Nebenstraße und brauche nur drei Minuten ins Geschehen.
Was unterscheidet das Studieren in Italien von dem in Deutschland?
Das Studium ist sehr viel theoretischer als in Deutschland. Die Vorlesungen dauern drei Stunden und sind im wahrsten Sinne des Wortes „Vorlesungen“. Einer meiner Professoren saß immer gemütlich im Stuhl vor den Studierenden und las aus seinem Buch vor. Zum Glück konnte man in der PDF-Version an der Wand mitlesen. Große Übungen gibt es gar nicht. Mündliche Prüfungen sind Massenveranstaltungen und alle sitzen in einem Raum, teilweise laufen fünf Prüfungen parallel und es gibt ständig Zwischenfragen.
Die Italiener legen auch sehr viel mehr Wert auf eine gute Note als auf ein simples „Bestanden“. Wem das Ergebnis nicht gefällt, der kann die Prüfung einfach zwei Wochen später wiederholen.
Außerdem existiert das akademische Viertel hier noch und wird sehr gerne ausgereizt. Ob eine Vorlesung wirklich ausfällt, wissen wir hier erst, wenn der Professor auch 40 Minuten nach Beginn noch nicht da ist.
Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:
Man verbringt sehr viel Zeit mit Essen – oder damit, über Essen zu reden. Die Italiener sind sehr stolz auf ihre Küche. Pizza, Pasta und „Gelato“ sind auch einfach wunderbar. Wer aber ausländische Spezialitäten haben möchte, hat es hier schwer. Feta beispielsweise ist unbezahlbar und kaum zu finden. Die einzigen ausländischen Restaurants bieten asiatisches Essen an. Sehr typisch ist auch der „Aperitivo“, der hier in vielen Bars jeden Tag in der Woche angeboten wird. Man bezahlt zwischen sieben und zehn Euro und erhält ein Getränk (Cocktail, Bier oder Wein) und unbegrenzten Zugang zu einem Buffet mit verschiedensten Köstlichkeiten.
Eine Spezialität, die es nur in Florenz gibt und auf die jeder Florentiner schwört, ist „Lampredotto“. Das ist ein Gericht aus einem Magen des Rindes. Ich habe es noch nicht probiert und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich das auch nicht mehr machen werde.
Außerdem: Achtung im Straßenverkehr! Das läuft hier oft nach dem Motto „Jeder ist sich selbst der Nächste“ und ohne Hupe hat man quasi schon verloren. Abgesehen vom hektischen Verkehr sind die Italiener in allen anderen Bereichen des Lebens sehr entspannt, woran ich mich am Anfang erst mal gewöhnen musste.
Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:
So einiges! Beispielsweise, dass das Frühstück eher spartanisch ausfällt. Es gibt einen Café (wer in Italien Café bestellt bekommt Espresso!) und ein Stück Gebäck. Da ist mir das deutsche Frühstück deutlich lieber. Den nachmittäglichen Espresso trinkt man eben mal im Vorbeigehen an der Theke.
Und auch wenn es das reinste Klischee ist: Niemals pünktlich sein, anfangs habe ich viel zu viel Zeit mit Warten verbracht!
Touristen sind wirklich überall, vor allem Amerikaner und Chinesen. Und die sind oft nur in Reisegruppen unterwegs.
Auch wichtig: Niemals einen Cappuccino nach 12 Uhr trinken. Die Italiener denken nämlich, dass Cappuccino ein schweres Getränk ist und träge macht. So habe ich schon des Öfteren komische Blicke geerntet.
Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:
Den Uni-Alltag zu meistern. Auch wenn ich vorher Sprachkurse belegt hatte, hatte ich wirklich Mühe die Professoren zu verstehen. Und für die Prüfungen waren mitunter 700 Seiten auswendig zu lernen – auf italienisch. Ohne die Hilfe anderer Studenten hätte ich das Semester hier nie geschafft. Aber die Lehrenden sind teilweise sehr nachsichtig, man sollte nur keine 1,0 erwarten.
Das nehme ich von hier mit nach Hause:
Einen Espressokocher und natürlich Unmengen an Kaffee. Und noch viel lieber würde ich das Schokoeis aus meiner liebsten Gelateria mitnehmen.
Gut zu wissen
Was kostet ein Bier oder eine Cola in Florenz?
Bier ist hier leider ziemlich teuer, im Restaurant oder in der Bar kosten 0,4 Liter oft fünf Euro. Im Supermarkt kostet eine Literflasche etwa 1,50 Euro. Dafür ist der Kaffee hier deutlich günstiger, Cappuccino bekommt man schon für 1,20 Euro. Eine Cola bekommt man für 2 Euro im Café.
Wie begrüßt man sich in der Landessprache?
Man begrüßt und verabschiedet sich mit „Ciao!“ und gibt sich ein Küsschen links und ein Küsschen rechts – oder andersherum? Ich kann es mir immer noch nicht merken.
Welches Fettnäpfchen sollte man in Italien vermeiden?
Die Italiener sind alles in allem sehr entspannt und nehmen kaum etwas sehr ernst. Solange man ihre Küche nicht beleidigt!