21. August 2025 | Magazin:

Post aus … Braunschweig Doktorand Gitansh Verma aus Indien verbrachte vier Wochen am Institut für Mikrotechnik

Allgemeine Informationen

Das habe ich in Braunschweig gemacht:

Das bin ich bei der Arbeit. Bildnachweis: IMT/TU Braunschweig

Ich habe an einem Projekt des Indo-German Science and Technology Centre gearbeitet, das der Betreuerin meiner Doktorarbeit, Dr. Shrutidhara Sarma, im WISER-Programm bewilligt wurde. WISER steht für “Women Involvement in Science and Engineering Research” und hat das Ziel Forscherinnen zu fördern.
Das Projekt wird gemeinsam vom Institut für Mikrotechnik (IMT) der TU Braunschweig und dem Indian Institute of Technology Jodhpur durchgeführt. Ich habe während meiner Zeit am IMT an flexiblen und dehnbaren Dehnungssensoren gearbeitet und untersucht, wie man ein elektronisches Auswertungssystem entwickelt, das aus den Sensoren zuverlässige Signale gewinnt. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Verständnis der Fertigungstechnik für die Siebdrucksensoren und auf dem Entwurf einer Leiterplatte (PCB) zur Überwachung dieser Sensoren. Während meines Aufenthalts am IMT habe ich praktische Erfahrungen im Umgang mit Bakterien und in Protokollen für lebende Organismen gesammelt, meine Fähigkeiten im Schaltungsentwurf und in der Mikrofabrikation auf Siliziumwafern weiterentwickelt und Reinraumprozesse wie Lithografie und Wafer-Bonding hautnah miterlebt.
Abseits des Labors habe ich viele neue Freundschaften geschlossen und die herzliche Gastfreundschaft der Menschen in Braunschweig sehr genossen.

Leben vor Ort

So habe ich in Braunschweig gewohnt:

Ich habe in einer Wohnung zur Kurzzeitmiete in der Nähe des Campus gewohnt. Die Suche nach einer Unterkunft war sehr unkompliziert und problemlos. Da die Wohnung nahe dem Stadtzentrum lag, war auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hervorragend.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der Forschungsarbeit in Deutschland und in deinem Heimatland?

In Deutschland hatte ich direkten Zugriff auf die Ausstattung, die ich für meine Forschung benötige, und habe ausführliche Einweisungen in die Bedienung bekommen, was meine Arbeit deutlich erleichtert hat. In Indien dagegen ist das oft nicht so einfach, weil zentrale Instrumente im Voraus gebucht werden müssen. Auch die Verfügbarkeit von Chemikalien und Spezialwerkzeugen ist in Deutschland deutlich besser – wir konnten zum Beispiel alle benötigten Materialien von einem einzigen Anbieter beziehen, während man in Indien meist mehrere Logistikdienstleister koordinieren muss. Während ich im Bereich Infrastruktur und Logistik diese Unterschiede kennengelernt habe, habe ich auf der anderen Seite gemerkt, dass die Arbeitsmoral in beiden Ländern ähnlich hoch ist. Unterschiede im Engagement der Mitarbeitenden oder in ihrer Produktivität habe ich nicht wahrgenommen.

Was unterscheidet den Alltag in Deutschland von dem in meiner Heimat?

In Deutschland gab es für mich viel zu erkunden und der öffentliche Nahverkehr ist dafür hervorragend. Die Innenstadt und die Parks in Braunschweig sind wunderschön und ein Supermarkt lag nur wenige Schritte von meiner Wohnung entfernt, sodass das Einkaufen sehr bequem war. Es war zwar kälter als zuhause, aber das hat mir eigentlich gut gefallen, denn ich bevorzuge das kühlere Klima. Auf indisches Fladenbrot musste ich allerdings verzichten: Trotz aller Versuche schmeckt das deutsche Mehl einfach anders. Und generell habe ich die vielseitige indische Küche vermisst. Auf der anderen Seite sind deutsche Süßigkeiten aber sehr köstlich und als Vegetarier habe ich eine große Auswahl an tollen Zutaten und Gerichten entdeckt, sodass das Kochen zu Hause viel Spaß gemacht hat. Ich würde sogar behaupten, dass ich inzwischen ein ziemlich guter Koch geworden bin.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Wenn man mit dem Bus fährt, muss man den Stopp-Knopf drücken, damit der Bus an einer Haltestelle anhält. An meinem ersten Tag wusste ich das nicht und bin zu weit gefahren. Ich musste dann zu Fuß zurücklaufen. Ich habe außerdem festgestellt, dass die Deutschen in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz eine ruhige Atmosphäre sehr schätzen.

Die größten Herausforderungen meines Aufenthaltes:

  • In Braunschweig gab es nur wenige Restaurants mit wirklich gutem vegetarischem Angebot.
  • Es war bis ca. 22 Uhr hell, was gerade in den ersten Tagen etwas ungewohnt war.
  • Einige Menschen schauen einen manchmal länger an – das wirkt seltsam, aber wenn man um Hilfe bittet, sind sie in der Regel sehr hilfsbereit.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ich habe einige Dinge mit nach Hause genommen – vor allem Käse (insbesondere Gouda) und Schokolade. Überraschenderweise entwickelte ich während meines Aufenthalts in Braunschweig auch eine neue Leidenschaft für Opernmusik. Die Art, wie sich verschiedene Instrumente und Stimmen zu mitreißenden Melodien verweben, hat mich sofort gepackt. Mindestens genauso wertvoll war für mich die ruhige Atmosphäre in Deutschland. Das gelassene Auftreten der Menschen schafft einen Freiraum, in dem man sich ganz auf die eigene Arbeit und auf sich selbst konzentrieren kann. Besonders beeindruckt hat mich der deutsche Umgang mit Work-Life-Balance: Klare Arbeitszeiten sorgen dafür, dass nach Feierabend wirklich Feierabend ist – und man den Kopf so richtig frei bekommt.

Gut zu wissen

Diesen Tipp möchte ich anderen internationalen Studierenden oder Wissenschaftler*innen geben, die einen Auslandsaufenthalt in Deutschland planen oder gerade absolvieren:

Wenn du in Deutschland studieren oder arbeiten möchtest, solltest du offen für die deutsche Kultur sein und die ungeschriebenen Regeln im Alltag respektieren. So kannst du dich schnell einleben und deine Zeit in vollen Zügen genießen. Hab keine Angst davor, auf Menschen zuzugehen: Die Deutschen sind im Allgemeinen sehr höflich und hilfsbereit. Es ist oft einfacher, als man denkt, ein Gespräch zu beginnen oder um Rat zu fragen. Außerdem ein letzter Tipp: Nutze das hervorragende öffentliche Verkehrsnetz: Züge, Straßenbahnen und Busse ermöglichen es dir, unkompliziert zur Uni oder zur Arbeit zu kommen, die Stadt zu erkunden und spannende Wochenendausflüge in die Region zu unternehmen.

Das sollte man meiner Meinung nach in Braunschweig/Deutschland unbedingt ausprobieren:

  • Schau dir in Berlin die Kathedralen und historischen Bauwerke an – die Architektur ist wirklich beeindruckend.
  • Fahre nach Bad Saarow, um Boot zu fahren oder Zeit in der weitläufigen Natur zu verbringen.
  • Unternimm eine Wanderung im Harz und erkunde die historischen Städte Goslar und Wernigerode – das Schloss in Wernigerode ist ein absolutes Muss!

Das möchte ich noch hinzufügen:

Gitansh Verma (mitte) mit Prof. Andreas Dietzel (links) und Sabine Kral-Aulich (rechts). Bildnachweis: IMT/TU Braunschweig

Ich habe meine Zeit in Braunschweig wirklich sehr genossen und wäre gerne länger geblieben, wenn sich die Gelegenheit dazu geboten hätte. Mein aufrichtiger Dank gilt Andreas Dietzel für seine herzliche Aufnahme und Sabine Kral-Aulich für ihre tolle Unterstützung und Freundlichkeit. Außerdem bin ich Dr. Shrutidhara Sarma zutiefst dankbar, dass sie diesen Aufenthalt möglich gemacht hat.

Hinweis: Der Originaltext wurde auf Englisch verfasst.