17. Juli 2021 | Magazin:

Post aus … Athlone Masterabsolventin Judith Bartels erzählt von ihrem Auslandsaufenthalt in Irland

Allgemeine Informationen

Hier lebe ich momentan:

Aktuell lebe ich in Athlone in der Mitte Irlands. Die Stadt liegt zwischen Dublin und Galway. Sie ist mit gut 21.000 Einwohnern für irische Verhältnisse recht groß, verfügt über gute Verkehrsanbindungen, viele Restaurants sowie Cafés und Freizeitaktivitäten. Der längste Fluss Irlands, der River Shannon, verläuft durch die Stadt und es gibt mehrere Seen in der Nähe.

Das mache ich in Athlone:

Ich arbeite als Teaching Assistant und Vertretungslehrkraft für das Fach Deutsch in zehn Lerngruppen aller Schulklassen am Community College Athlone. Zwischen April und Juni finden das mündliche und schriftliche Leaving Certificate (das irische Abitur) für das Fach Deutsch statt, sodass die Schülerinnen und Schüler umso mehr über jede Unterstützung durch Muttersprachler dankbar sind. Es gibt aktuell nur eine weitere Deutschlehrkraft an der Schule, da in Irland ein Lehrermangel bei Sprachlehrkräften vorherrscht.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:

Mein Auslandsaufenthalt dauert insgesamt acht Monate und findet über den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des niedersächsischen Kultusministeriums statt.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Vor meinem Referendariat wollte ich gerne nochmal ins Ausland, um Englisch mit Muttersprachlern zu sprechen, neue (Lehr-)Erfahrungen zu sammeln und die irische Kultur kennenzulernen. „Die grüne Insel“ begeistert meine Familie schon lange. Über Bekannte und Verwandte erfuhr ich von diesem Programm. Nach der erfolgreichen Bewerbung und einem Auswahlgespräch im niedersächsischen Kultusministerium in Hannover begann ich mit den Vorbereitungen für meine erste Irlandreise.

Ein Foto von mir beim Spaziergang am Shannon River. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Anhalten für Schafe in Nordirland. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Die Carrick-A-Rede Bridge. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Connemara Fjord. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

„The Dark Hedges“ – Majestätische Buchenallee in Nordirland. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Athlone mit französischen, österreichischen und deutschen Teaching Assistants. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Die deutschsprachigen Teaching Assistants im Lough Boora Discovery Park. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Hier machen wir eine Fahrradtour durch den Lough Boora Discovery Park. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Meine Freundin Hanna und ich vor der „Sean’s Bar“, der ältesten Bar Irlands. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Ich mit meiner „Gastschwester“ Bonnie und unseren Halloweenkürbissen. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Die Klosterruine Clonmacnoise. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Die alte Bibliothek im Trinity College Dublin. Bildnachweis: Judith Bartels/TU Braunschweig

Leben vor Ort

So wohne ich in Athlone:

Ich wohne in einem Anbau an das Haus einer irischen Familie. Ich habe ein eigenes Zimmer und Badezimmer. Die Küche teile ich mir mit einem französischen Mitbewohner. Es gibt eine Durchgangstür zum Haus der Familie, bei der ich immer herzlich willkommen bin und täglich vorbeischaue. Obwohl das Haus sehr zentral in der Innenstadt liegt, gibt es einen großen Garten und eine überdachte Terrasse für Grillabende. Ich unternehme viel zusammen mit der Familie, wir kochen und essen miteinander, machen Wanderungen und Ausflüge, schauen Nachrichten oder unterhalten uns vor dem Kaminfeuer.

Was unterscheidet das Arbeiten in Irland von dem in Deutschland?

Die Schule beginnt in Irland erst um 9 Uhr und geht je nach Wochentag bis Viertel nach drei oder vier Uhr. Es gibt Schuluniformen und recht strenge Regeln. Die irischen Namen sind zu Beginn sehr schwer auszusprechen. Außerdem ist die irische Sprache hinsichtlich der Schreibweise, Betonung und Aussprache ganz anders als die englische. Man wird meist mit dem Vornamen angesprochen, auch wenn man die Personen kaum kennt. In irischen Schulen gibt es keine mündlichen Noten, weshalb die Schüler Lehrerpräsentationen gewohnt sind. Es gibt an irischen Schulen andere Fächer wie SPHE und Wood work und ein großes Angebot im Nachmittagsbereich. Dazu zählen etwa der Debattierclub oder Sportangebote wie Hurling, gälischer Fußball und Rugby.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:

Mein Auslandsaufenthalt findet in einer besonderen Zeit statt. Daher habe ich Menschen oft Online kennengelernt und zwischenzeitlich auch Online oder im Wechsel zwischen Online und Präsenz unterrichtet. Das Goethe Institut in Irland hat extra Fortbildungen zu „Online Tools“ angeboten. Ich gebe Online Nachhilfe über Plattformen wie Microsoft Teams oder Zoom. Privat unternehme ich viel mit meiner irischen Familie, meinem Mitbewohner, anderen ausländischen Freunden im Ort oder Kollegen. Wir treffen uns draußen zu Spaziergängen oder picknicken im Park.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Die ersten zwei Wochen habe ich aufgrund der pandemiebedingten Einreisebeschränkungen in Quarantäne verbracht. Schnell habe ich aber gelernt, dass dem Busfahrer beim Verlassen mit einem ‚Thank you‘ gedankt wird. Meist gibt es zweisprachige, irische und englische Beschriftungen auf Bussen und Straßenschildern. Die Iren sind sehr humorvoll, gastfreundlich und interessiert an den Neuen im Ort. Durch die überschaubare Größe der irischen Städte sprechen sich Nachrichten schnell herum.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:

Die größten Herausforderungen bestanden darin, unter Pandemiebedingungen zu reisen, Kollegen kennenzulernen und Schülernamen zu lernen.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Einen irischen Ofenhandschuh mit Kuhmuster, den mir meine Gastfamilie geschenkt hat, da ich gerne koche und backe. Außerdem nehme ich Rezepte für Sodabread und Sponge cake sowie viele schöne Fotos und Erinnerungen, Adressen und Telefonnummern von neuen Freunden mit.

Gut zu wissen

Diese landestypischen Speisen sollte man unbedingt probieren:

Irisches sodabread: ein Brot mit Buttermilch, die irischen Milchprodukte, Bacon&Cabbage, Irish Stew, Guiness und Irish Coffee.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Irland vermeiden?

Die Iren begrüßen sich oft mit der Frage „How are you?“. Dies ist oft nur eine Floskel, auf die man nicht ausführlich antworten muss. Einige englische Redewendungen sind zunächst ungewöhnlich („to hit the bed/hoy“, „that doesn’t float my boat“), aber man lernt sie schnell.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:

Es kommt darauf an, was ihr draus macht! Zeigt euch aufgeschlossen gegenüber Neuem, nehmt Einladungen zu Unternehmungen wahr oder verabredet euch mit anderen zum Beispiel zum Sport, um Menschen kennenzulernen. Zeigt Eigeninitiative und sprecht andere an! Organisiert Online-Aktivitäten wie Escape Games, online Pubs oder online Kaffeetrinken, wenn dies nicht anders möglich ist.

Pandemie

Diese besonderen Vorkehrungen habe ich im Vorfeld wegen des Corona-Virus getroffen:

Ich habe mich regelmäßig über die Richtlinien und Reisebestimmungen informiert und mich beim Elefand-Verteiler des Auswärtigen Amts eingetragen. Masken und Desinfektionsmittel sind, wie wohl überall auf der Welt, meine ständigen Begleiter.

So beeinflusst das Corona-Virus meinen Aufenthalt:

Durch das Maskentragen war es zunächst schwer, die Schüler zu verstehen. Das Reisen ist nur sehr eingeschränkt möglich und das Kennenlernen anderer Menschen natürlich erschwert. Der Saint Patrick’s Day und alle anderen Feiern fanden in ganz kleinem Rahmen oder Online statt. Die Stadt Athlone ist sehr ruhig, da der Großteil der Geschäfte und Attraktionen geschlossen ist.

So habe ich mir trotz der Pandemie am liebsten die Zeit vertrieben:

Beim Kaffee to go und Spaziergängen mit Freunden und Kollegen habe ich besonders viel Zeit verbracht. Ich habe mit der irischen Familie viel gebacken und gekocht. Außerdem habe ich vor dem Feuer gelesen oder mit der irischen Familie RTÉ Nachrichten, Father Ted, die Tommy Tiernan Show oder The Late Late Show geschaut. Darüber hinaus habe ich mich bei gutem Wetter gerne im Garten oder im Park am Shannon aufgehalten und Yoga gemacht.