15. Oktober 2020 | Magazin:

Online-Speed-Friending und Quarantäne-Hilfe Erasmus Student Network Braunschweig unterstützt internationale Studierende mit neuen Formaten

Die #ErasmusDays 2020 Mitte Oktober sollen europaweit Aufmerksamkeit für das Austauschprogramm Erasmus schaffen. Im Mittelpunkt der internationalen Aktionstage steht die Idee, die europäischen Werte, die Vorteile der Mobilität und die Ergebnisse der Erasmus+ Projekte in den Fokus zu stellen. Auch die TU Braunschweig beteiligt sich an den #ErasmusDays und stellt in einer dreiteiligen Magazin-Serie vor, wie Erasmus in Corona-Zeiten funktionieren kann. Heute Teil 2: Wie hat sich die Arbeit des Erasmus Student Network (ESN) Braunschweig durch die Pandemie verändert?

Das Team des Erasmus Student Network Braunschweig. Bildnachweis: ESN

Das Erasmus Student Network ist der größte studentische Verein Europas und wurde im Jahr 1989 mit dem Ziel gegründet, den studentischen Austausch zu unterstützen und auszubauen. Inzwischen existieren mehr als 900 sogenannte „Sektionen“ – also lokale Erasmus Student Initiativen an Hochschulen. Seit 1995 gibt es auch an der TU Braunschweig eine Sektion. Rund 25 aktive ehrenamtliche Mitglieder – Studierende sowie junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger – organisieren dauerhaft die Arbeit des Netzwerkes. Sie stellen Veranstaltungen zum Austausch zwischen deutschen und internationalen Studierenden auf die Beine, entwickeln neue Programme zur Betreuung der internationalen Studierenden vor Ort oder kümmern sich um die IT und die Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerkes.

Spieleabend und Language-Café online

Seit Sommer 2020 ist Angie Hiller Präsidentin des ESN Braunschweig. Die 25-Jährige war selbst als Studentin im Ausland und engagiert sich seit zwei Jahren im Netzwerk. Die Corona-Pandemie stellt sie und ihr ehrenamtliches Team vor große Herausforderungen, denn im Normalfall ist es der persönliche Austausch im ESN, der das Netzwerk für alle Beteiligten so lebendig und wertvoll macht. „Durch die Corona-Pandemie mussten wir uns schnell neue Formate überlegen, damit wir vor allem mit den internationalen Studierenden hier in Braunschweig in Kontakt bleiben und ihnen weiterhin die Möglichkeit zum Knüpfen von Kontakten geben“, erklärt Hiller. „Unser Team hat das ziemlich gut gemeistert, finde ich. Wir haben viele coole Online-Formate ins Leben gerufen, von denen wir sicher auch langfristig profitieren.“

Aus einem persönlichen Kennenlern-Treffen zu Beginn des Semesters wurde so ein Online-Speed-Friending, auch Online-Spieleabende wurden ins Repertoire mit aufgenommen. Ein Online-Language-Café half internationalen Studierenden in der Zeit des Lockdowns dabei, ihre Sprachfertigkeiten zu verbessern. Hiller ist trotz vieler positiver Rückmeldungen aber froh, dass zu Beginn des Wintersemesters auch persönliche Treffen möglich sind: „Aktuell planen wir circa die Hälfte unserer Veranstaltungen zu Semesterbeginn online. Die andere Hälfte besteht zum Beispiel aus Stadtrallyes, historischen Stadtführungen, Kneipentouren oder sportlichen Events wie einer Paddeltour auf der Oker – natürlich alles unter Einhaltung der Corona-Regeln.“

Hilfe durch Buddy-Programm

Neben dem regelmäßigen Programm im Semester ist vor allem das Buddy-Programm ein wichtiges Element zum Austausch für das ESN-Team. Internationale Studierende, die nach Braunschweig kommen, können über eine App einen deutschen Buddy finden, der ihnen die Ankunft in Braunschweig vor allem in den ersten Tagen und Wochen erleichtert. „In der App werden zwei Parteien ‚gematcht‘, die vom Studiengang und den Interessen her zusammenpassen. Im Prinzip funktioniert das wie bei einer Dating-App“, lacht Hiller. Die Rückmeldungen sind mehr als positiv – sowohl von internationaler als auch von deutscher Seite: „Für das Wintersemester 2020/21 haben sich bereits 40 internationale Studierende für das Buddy-Programm registriert, und sie alle haben auch schon einen passenden Buddy gefunden“, freut sich die ESN-Präsidentin.

In Zeiten der Corona-Pandemie kann das Buddy-Programm auch eine Hilfestellung für internationale Studierende sein, die sich direkt nach ihrer Ankunft in Quarantäne begeben müssen. „Hier unterstützen wir natürlich bei Einkäufen und versuchen, die Neuankömmlinge zumindest digital willkommen zu heißen“, erklärt Hiller.  Von deutscher Seite sei das Interesse am Programm sogar so groß, dass nicht alle Freiwilligen als Buddy zum Einsatz kommen können. Wer aber grundsätzlich Interesse am Austausch mit anderen Kulturen und am Erasmus-Programm habe, könne sich jederzeit an das ESN-Team wenden.

Eine große europäische Familie

Insgesamt sind im ESN europaweit rund 40.000 junge Menschen involviert, die sich durch ihre ehrenamtliche Arbeit um etwa 220.000 internationale Studierende jährlich kümmern. Angie Hiller ist von den Vorteilen überzeugt: „Das ESN funktioniert im Prinzip wie eine große europäische Familie. Wir bieten die Möglichkeit, ein internationales Netzwerk auch schon vor einem möglichen Auslandsaufenthalt aufzubauen. Außerdem kann man in unseren flachen Hierarchien schnell verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, was sich sicher auch im Lebenslauf später gut macht.“

Damit die europäische Familie auch in Zeiten der Corona-Pandemie weiter zusammenwächst, ist aus Hillers Sicht vor allem eins wichtig: „Flexibel sein und den Spaß am Austausch mit anderen Kulturen im Blick behalten – egal ob online oder im persönlichen Kontakt.“

Text: Henrike Hoy, International House