23. März 2023 | Magazin:

Neuanfang in Deutschland Wissenschaftlerin aus der Ukraine im Isodrones-Team

Für Svitlana Trotska ist es die Möglichkeit, noch einmal von vorn zu beginnen: Seit kurzem forscht die ukrainische Wissenschaftlerin in der Nachwuchsforschungsgruppe „Isodrones“ am Institut für Geoökologie der TU Braunschweig. Hier wird sie die Dynamik des Wassergehalts in Bäumen untersuchen. Finanziert wird ihre Forschung über ein sechsmonatiges Stipendium aus Mitteln von „Isodrones“. Um Svitlana Trotska darüber hinaus im Team zu beschäftigen, sucht Forschungsgruppenleiter Dr. Matthias Beyer nach weiteren Finanzierungshilfen.

Svitlana Trotska: „Ich bin schon sehr gespannt, im Projekt mit dem Isodrones-Team neue Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln.“ Bildnachweis: Svitlana Trotska/TU Braunschweig

Über die Plattform #ScienceForUkraine war Svitlana Trotska im vergangenen Herbst auf die TU Braunschweig und das Institut für Geoökologie aufmerksam geworden. Als Dr. Matthias Beyer ihre E-Mail erhielt, stand für ihn fest, der ukrainischen Wissenschaftlerin seine Hilfe anzubieten. „Ich denke, das ist auch unsere Pflicht als Universität“, betont er. Doch die meisten kurzfristigen Finanzierungsprogramme für Geflüchtete waren zu dem Zeitpunkt bereits ausgelaufen. Deshalb beschloss Beyer, Svitlana Trotska zunächst auf Basis eines Stipendiums für eine begrenzte Zeit einzustellen.

Dafür ist die Wissenschaftlerin sehr dankbar: „Ohne die Unterstützung von Matthias Beyer und seinem Team könnte ich jetzt nicht wieder forschen. Ich freue mich, mit diesen unglaublich professionellen und unkonventionell denkenden Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten zu können!“

Forschung zum Wassergehalt in Bäumen

Mit „Isodrones“ startet Svitlana Trotska in eine neue Forschungsrichtung. Zuvor hatte sie in der Ukraine in einem verwandten Bereich promoviert. Für ihre Dissertation untersuchte sie die Populationen seltener Pflanzenarten in den Überschwemmungsgebieten des Psel, ein Nebenfluss des Dnepr. An der TU Braunschweig wird sie nun die Dynamik des Stammwassergehalts von Bäumen in tropischen Trockenwäldern analysieren – also die Menge an Wasser, die im Stamm der Bäume gespeichert ist. „Der Stammwassergehalt ist ein wichtiger Parameter für das Verständnis der Wassernutzungsstrategien, der Pflanzengesundheit und der Anpassungsstrategien von Bäumen an die Umweltbedingungen. Er variiert erheblich zwischen verschiedenen Baumarten und ist bislang nicht gut verstanden“, erklärt Dr. Matthias Beyer.

Dr. Matthias Beyer freut sich, dass die ukrainische Wissenschaftlerin Svitlana Trotska jetzt zu seinem Team gehört. Bildnachweis: Matthias Beyer/TU Braunschweig

„Ich bin schon sehr gespannt, im Projekt mit dem Isodrones-Team neue Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln“, schreibt Svitlana Trotska in einer E-Mail. Mit ihren beiden Kindern wohnt sie derzeit in Essen, Nordrhein-Westfalen. Der Krieg in der Ukraine hat ihr Leben in ein „Davor“ und „Danach“ unterteilt. Mit ihrer Familie lebte sie in Sumy, einer Stadt im Nordosten der Ukraine. Hier promovierte und lehrte sie nach ihren Master-Abschlüssen in Agrarwirtschaft und Forstwirtschaft an der Sumy National Agrarian University (SNAU).

Von Sumy nach Deutschland

„Meine Heimat wollte ich nie verlassen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Sehr lange Zeit bin ich vor dem, was ich gesehen, erlebt und verloren habe, ‚weggelaufen‘. Ich wartete, ich hoffte. Aber dann wurde mir eines Tages klar, dass unsere Realität genau so ist, und dass wir für eine gewisse Zeit nicht zu Hause leben werden. So waren wir gezwungen, nach einem sichereren Ort für uns und die Kinder zu suchen.“

Im Frühjahr 2022 kam Svitlana Trotska deshalb mit ihren beiden Kindern nach Deutschland. „Wir haben hier sehr herzliche und fürsorgliche Menschen getroffen. Herzlichen Dank an alle, die uns in dieser ersten komplizierten Zeit unterstützt haben, als wir in einem unbekannten Land ankamen, und an diejenigen, die uns immer noch unterstützen und sich um uns kümmern!“

Weitere Unterstützung gesucht

Braunschweig lernt die Wissenschaftlerin gerade erst kennen, wenn sie sich zu Besprechungen mit dem „Isodrones“-Team trifft. „Sumy hat ungefähr genauso viele Einwohner wie Braunschweig“, berichtet sie. „Ich habe viel über die Universität gelesen und bin sehr beeindruckt von ihrer Geschichte und den Werten, die hier gefördert, entwickelt und bewahrt werden.“ Sie hofft, eines Tages in ihre Heimat zurückkehren zu können – mit neuem Wissen, neuen Erfahrungen und neuen Möglichkeiten.

Damit Svitlana Trotska weiterhin als Wissenschaftlerin im „Isodrones“-Team arbeiten kann, bittet Dr. Matthias Beyer um Unterstützung: „Wenn jemand über Förderinitiativen Bescheid weiß, die eher kurzfristig und/oder flüchtlingsorientiert sind, würden wir uns freuen, wenn er sie mit uns teilen könnte. Wenn jemand gute Kontakte zu Förderorganisationen hat, die bereit wären, uns zu unterstützen, dann stellen Sie bitte den Kontakt zu ihnen her. Wir sind für jede Hilfe dankbar. Auch die Verbreitung dieser Nachricht in den sozialen Medien und/oder das Folgen unserer Social-Media-Accounts hilft enorm.“