20. Juli 2018 | Magazin:

Nam Co der höchstgelegene Salzsee wird zum Labor Logbuch über internationale Messkampagne zum Klimawandel in Asien - Teil 4

Ein Team des internationalen DFG-Graduiertenkollegs „Geo-ecosystems in Transition on the Tibetan Plateau (TransTip)“ ist zur Zeit auf einer Messkampagne im Hochland von Tibet. Für ein Team steht der Nam Co, höchst gelegener Salzsee der Welt,  im absoluten Fokus ihres Interesses. Doch wie untersucht man einen See, der fast viermal so groß ist wie der Bodensee? Um an die begehrten Wasser- und Sedimentproben zu kommen, muss  das Team der Seengruppe des TransTiP, bestehend aus Dr. Nicole Börner, Dr. Anja Schwarz, Wengang Kang, Magnus Ole Asmussen (Institut für Geosysteme und Bioindikatoren der TU Braunschweig) und Jinlei Kai (Institute of Tibetan Plateau Research, (ITP) Peking, China),  einige Unannehmlichkeiten auf sich nehmen.

Wetterumstürze: Herausforderungen auf 5.000 Meter

„Schlauchbootfahrten, die auch mal mehr als zehn Stunden dauern können, bei intensiver Sonneneinstrahlung gefolgt von Dauerregen und plötzlich auftretendem starken Wellengang. Oder die Untersuchung der Zuflüsse des Sees, die häufig nur über nicht ausgebaute Pisten, teilweise querfeldein, erreichbar sind. Und natürlich benötigt auch jeder von uns eine gewisse Zeit, um sich an die Höhe von fast 5.000 Meter Höhe anzupassen, verbunden mit Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Übelkeit …

v.l. Magnus Ole Asmussen, Wengang Kang und Jinlei Kai beim Bergen eines Sedimentkernes aus dem Nam Co bei einer Wassertiefe von 40 Metern. Bildnachweis: Nicole Börner/TU Braunschweig

v.l. Anja Schwarz, Magnus Ole Asmussen, Jinlei Kai und Wengang Kang entnehmen zur Analyse eine Tiefenwasserprobe aus dem Nam Co. Bildnachweis: Nicole Börner/TU Braunschweig

Anja Schwarz und Nicole Börner messen die chemische Zusammensetzung eines Flusses, der von Gletscherwasser gespeist wird. Bildnachweis: Magnus Ole Asmussen/TU Braunschweig

Klimawandel schreitet schneller voran

Warum tun wir uns das trotzdem an? Der Klimawandel schreitet auf dem Tibet-Plateau im weltweiten Vergleich schneller und stärker voran. Der See reagiert darauf, zum Beispiel mit höheren Wassertemperaturen oder kürzeren Phasen der Eisbedeckung, was sich wiederum auf die physikalischen Bedingungen und letztlich auf die Lebewesen im See auswirkt. Diese Änderungen im See wollen wir untersuchen und verstehen. Dazu untersuchen wir Kleinstlebewesen im Gewässer, ihre Lebensräume und wie sich verschiedene Arten verbreiten. Gleichzeitig zeigen uns Sedimentkerne aus dem Nam Co, wie sich die hydrologischen Bedingungen in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten verändert haben.

Den „Himmelsee“ erforschen

Interessant ist außerdem, wie die Veränderungen im Einzugsgebiet, zum Beispiel abschmelzende Gletscher und möglicherweise zunehmender Materialeintrag, auf den Nam Co wirken, daher untersuchen wir auch die Zuflüsse in den See. Um all dies erreichen zu können, sind wir bereit, auch mal widrige Bedingungen auf uns zu nehmen, alles um den „Himmelssee“, wie die Einheimischen sagen, erforschen zu können.“

Text: Dr. Anja Schwarz und Dr. Nicole Börner