Mit Erasmus+ durch die Pharmaziegeschichte Die türkische Studierende Tugba Özadam über ihr Praktikum bei Professorin Bettina Wahrig
Tugba Özadam studiert Pharmazie in Ankara. Für ihr zweimonatiges Pflichtpraktikum hat sie sich für Deutschland entschieden und absolviert dieses an der TU Braunschweig im Rahmen von Erasmus+. Sie arbeitet hier in der Abteilung Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte bei Professorin Bettina Wahrig und Dr. Ayman Atat an einem pharmaziehistorischen Projekt über Harze. Wir haben Tugby Özadam getroffen.
Wie hat die TU Braunschweig Ihr Interesse geweckt?

Erasmus+-Studierende Tugba Özadam. Bildnachweis: János Krüger/TU Braunschweig
Ich plane, meinen Master in der Pharmaziegeschichte zu machen. Ich habe deshalb gezielt nach einem Praktikum in der Pharmaziegeschichte gesucht. Dann habe ich entdeckt, dass es auch ein Erasmus+-Programm gibt, wo wir auch im Ausland unser Praktikum machen können. Normalerweise ist es schwer, etwas im Bereich Pharmaziegeschichte zu finden – Angebote zu pharmazeutischer Technologie und Chemie findet man eher. Doch dann bin auf Ayman Atat gestoßen. Über diesen Kontakt habe ich Braunschweig entdeckt. Ich hoffe, dass ich diesen Weg gehen kann und auch nach meinem Studium wissenschaftlich und in der Lehre arbeiten kann.
Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an der Pharmaziegeschichte?
Meiner Meinung nach steht die Geschichte immer im Mittelpunkt, sie ist mit allen Bereichen verknüpft. Wenn man die Historie nicht kennt, gibt es auch keinen Fortschritt. Manchmal sind Mittel und Methoden aus vergangenen Zeiten zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten – heute könnten sie vielleicht wieder für bestimmte Behandlungen interessant sein.

Sammlung historischer Harze in der Abteilung Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte der TU Braunschweig. Bildnachweis: János Krüger/TU Braunschweig
Sie arbeiten mit Professorin Bettina Wahrig und Dr. Ayman Atat an einem pharmaziehistorischen Projekt über Harze. Was haben Sie genau vor?
Wir haben hier eine richtig große Kollektion von Harzen. Es ist ein Randthema, über das heute nicht mehr viel gesprochen wird. Wir interessieren uns für die Gattungszuordnungen und welche Eigenschaften die Harze haben. In früheren Zeiten waren sie Bestandteil vieler pharmazeutischer Rezepte, etwa zur Pesthandlung und in Kosmetikprodukten.
Im Zentrum meiner Betrachtungen steht das Styrax (Storaxharz), und hierbei besonders das Styrax Benzoe. In historischen Quellen begegnet es uns jedoch oft nur unter den Bezeichnungen „Styrax“ oder „Storax“, da es damals noch keine eindeutige Gattungszuordnung gab. Anhand der Sammlung untersuche ich, wie Styrax Benzoe in den vergangenen Jahrhunderten verwendet wurde, etwa in Pestzeiten als Räucherwerk, aber auch in kosmetischen Rezepturen. Es handelt sich um ein wohlriechendes Duftharz, das vielfältig genutzt wurde, beispielsweise als Heilmittel oder in Form von Wundpflastern.

Harz-Proben aus der Sammlung Schneider. Bildnachweis: János Krüger/TU Braunschweig
Auslandserfahrungen mit Erasmus+ – würden Sie das empfehlen?
Ja, natürlich, auf jeden Fall. Ich hätte auch in der Türkei mein Praktikum absolvieren können – mit weniger Aufwand und weniger Formularen bei der Bewerbung. Ich habe hier sehr viel gelernt, vor allem bei der Recherche in historischen Quellen und beim wissenschaftlichen Schreiben. Und: Ich bin mir jetzt sicher, dass ich mich weiter auf die Pharmaziegeschichte konzentrieren möchte.