26. Januar 2024 | Magazin:

Menschenverachtung hat an der TU Braunschweig keinen Platz! Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus an der TU Braunschweig

Es ist bereits Tradition an der Technischen Universität Braunschweig, die Erinnerungskultur an Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres Geschlechts diskriminiert und verfolgt wurden, am internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu pflegen. Vor der Stolperschwelle vor dem Altgebäude gedachten TU-Angehörige mit einer Schweigeminute auch an die über 50 Angehörige unserer Universität, die durch den Nationalsozialismus von der Hochschule vertrieben, entlassen oder ermordet wurden. TU-Präsidentin Angela Ittel und Steffen Dohmen vom Referat für Antifaschismus und Antirassismus des AStA legten an der Stolperschwelle vor dem Altgebäude Blumen nieder.

Gemeinsam legten die Präsidentin Angela Ittel mit Steffen Dohmen und Nele Schnars Blumen vor die Stolperschwelle. Ahmed Nassef/TU Braunschweig

TU-Präsidentin Angela Ittel und Steffen Dohmen vom AStA erinnerten an die Opfer des Nationalsozialismus. Bildnachweis: Ahmed Nassef/TU Braunschweig

Mit einer Schweigeminute gedachten TU-Angehörige gemeinsam den Opfern des Nationalsozialismus. Ahmed Nassef/TU Braunschweig

Seit 2014 ist die Stolperschwelle der Ort des Gedenkens an der TU Braunschweig. Bildnachweis: Ahmed Nassef/TU Braunschweig

Die Präsidentin Angela Ittel appellierte in ihrer Rede, die Grundlagen unserer gesellschaftlichen Ordnung mit Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Freiheit aktiv zu schützen.

(Auszug aus der Rede) „In der heutigen Zeit, nach so vielen Jahren, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass die Welt und wir aus den Lehren des Zweiten Weltkriegs gelernt haben. Jedoch zeigt sich spätestens durch den Angriffskrieg Russlands und die terroristischen Attacken der Hamas auf Israel im Oktober des letzten Jahres, dass Frieden, Menschenrechte und Freiheit keineswegs selbstverständlich sind. Auch Demokratie darf nicht als selbstverständlich betrachtet werden. Und sogar das Bekenntnis „Nie wieder“ ist nicht wirklich selbstverständlich.

Die Radikalisierung des politischen Diskurses in Teilen unserer Gesellschaft nimmt derzeit bedenkliche Formen an, die eine unmittelbare Gefahr für unser Wertesystem darstellen. Es besteht der Versuch, Ideen und Konzepte in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, die einen rassistischen, rechtsextremen und menschenverachtenden Charakter tragen. Angesichts dieser Entwicklungen ist es umso entscheidender, dass wir aktiv die Grundlagen unserer gesellschaftlichen Ordnung schützen.

Für unsere Universität ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns in dieser historisch brisanten Zeit ganz klar und entschlossen gegen Diskriminierung, gegen Antisemitismus und gegen jegliche Art von menschenverachtenden Handlungen positionieren. Unsere Universität ist ein Ort, an dem alle Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihrer sexuellen Orientierung studieren, forschen und arbeiten sowie Wertschätzung erfahren. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass unsere Universität ein Ort bleibt, an dem die Prinzipien der Freiheit, Demokratie und Wissenschaft uneingeschränkt gelebt und gefördert werden. „

Steffen Dohmen, Referat für Antifaschismus und Antirassismus des AStA betonte in seiner Rede, dass Rechte Gewalt und rechter Terror sind längst wieder allgegenwärtig sind und nationalsozialistisches Gedankengut hat nach 1945 nicht einfach aufgehört zu existieren.

(Auszug aus der Rede) „Das Konzentrationslager Auschwitz steht wie kein anderer Ort für den nationalsozialistischen Terror und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Auschwitz ist ein Mahnmal dafür, wohin Faschismus, Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus führen. Oder vielmehr sollte es ein Mahnmal sein.

Denn heute, mehr als 90 Jahre nach der Machtübernehme an die Nationalsozialisten, sägen die Rechtsextremist*innen wieder an den Säulen der Demokratie. Rechte Gewalt und rechter Terror sind längst wieder allgegenwärtig. Wenn wir also den Opfern von damals gedenken, gedenken wir auch allen Opfern von rechter Gewalt nach 1945. Denn nationalsozialistisches Gedankengut hat nach 1945 nicht einfach aufgehört zu existieren. Vielmehr lebte und lebt es in den Köpfen vieler Menschen fort. Die kürzlich aufgedeckten Deportationspläne stellen dabei lediglich das vorläufige Ergebnis einer seit Jahrzehnten andauernden Entwicklung dar.

Führende Politiker haben inzwischen längst die Rhetorik der Rechten übernommen und sorgen dadurch dafür, dass die „Brandmauer nach rechts“ Stück für Stück eingerissen wird und der Hass immer tiefer in die Gesellschaft eindringen kann.

Angesichts dieser Entwicklungen ist es umso wichtiger, dass die Zivilgesellschaft sich erhebt und zusammensteht. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Lasst uns gemeinsam für eine befreite und solidarische Gesellschaft einstehen und lasst uns gemeinsam den Opfern von damals und heute Gedenken.

Nie wieder ist jetzt.“

Tag des Gedenken

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Da der 27. Januar in diesem Jahr auf den jüdischen Ruhetag Shabbat fällt, begeht die TU Braunschweig den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, entsprechend der Praxis vieler öffentlichen Einrichtungen, bereits am Freitag, 26. Januar.