14. Februar 2024 | Magazin:

Mathematisches Modellieren – ganz praxisnah Katrin Vorhölter ist neue Professorin für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik

Wie können Schüler*innen befähigt werden, mathematisches Wissen auf reale Probleme anzuwenden? Wie kann der Mathematikunterricht so gestaltet werden, dass er die Schüler*innen auch in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringt? Dazu forscht Katrin Vorhölter, neue Professorin für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik der TU Braunschweig. Über ihre Untersuchungen zu didaktischen Facetten beim mathematischen Modellieren und die Förderung mathematisch (hoch-)begabter Kinder und Jugendlicher spricht sie im Interview.

Katrin Vorhölter ist Professorin für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Frau Professorin Vorhölter, warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?

Ich habe meine akademische Laufbahn an der Universität Hamburg begonnen. Dort sind ähnlich wie an der TU Braunschweig die Fachdidaktiken gemeinsam mit den anderen erziehungswissenschaftlichen Bereichen in einer Fakultät zusammengefasst. Dies habe ich immer als förderlich für die Forschungskooperation und den Austausch empfunden. Denn als Fachdidaktiker*innen bearbeiten wir in der Regel ähnlichere Fragestellungen als die entsprechenden Fachdisziplinen. Daher bin ich davon überzeugt, dass ich an der TU Braunschweig ein für meine Forschung förderliches Umfeld vorfinde.

Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer Person erklären, die nicht mit dem Thema vertraut ist?

Hauptsächlich beschäftige ich mich in meiner Forschung mit unterschiedlichen didaktischen Facetten beim mathematischen Modellieren. Dabei geht es um die Frage, wie Schüler*innen befähigt werden können, ihr mathematisches Wissen und ihre mathematischen Fähigkeiten zu nutzen, um selbst Lösungen für Probleme aus der sie umgebenden Welt zu finden oder auch Berichte in den Medien mithilfe mathematischer Verfahren kritisch zu hinterfragen. Hierbei wird es immer wichtiger, neben der Mathematik auch das Wissen und die Fähigkeiten anderer Fachdisziplinen mit einzubringen, da viele der komplexen Probleme unserer Zeit nicht allein aus einer Disziplin heraus beantwortet werden können. Das haben wir zum Beispiel auch an Fragestellungen in den vergangenen Pandemie-Jahren beobachten können und müssen.

Ein anderes Beispiel sind Themen zum Klimawandel, also insgesamt Fragen der nachhaltigen Entwicklung. Meine Forschung richtet sich hierbei sowohl darauf, wie solche Fragestellungen und Materialien aufbereitet werden können, um Schüler*innen zu befähigen, diese Fragestellungen zu bearbeiten, als auch darauf, wie Schüler*innen beim Bearbeiten dieser Fragestellungen vorgehen, was dabei also förderlich oder auch hinderlich ist, und welche Kompetenzen Lehrkräfte haben müssen, um ihre Schüler*innen zu unterstützen.

Während der Ernennung von Professorin Katrin Vorhölter mit TU-Präsidentin Angela Ittel und Professor Eckart Voigts, Dekan der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?

Neben der mathematischen Modellierung in Zusammenhang mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und MINT möchte ich mich vertieft der Erforschung und insbesondere auch der Förderung mathematisch (hoch-)begabter Kinder und Jugendlicher widmen. Denn wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir in Deutschland auch diese Kinder und Jugendlichen im Unterricht nicht ausreichend fördern. Hierzu gehört auch zu erforschen, was denn Lehrkräfte tun können und wie wir sie dazu befähigen können, Kinder und Jugendliche individuell zu unterstützen.

Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?

Mein Antrieb zu forschen ist, dazu beizutragen, dass möglichst alle Schüler*innen einen Mathematikunterricht erfahren, der sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringt und dazu beiträgt, dass sie das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, die sie in ihrem Leben brauchen. Der Einbezug von Problemen aus der sie umgebenden Welt ist eine Möglichkeit, den Schüler*innen einen Sinn für das Lernen von Mathematik aufzuzeigen. Gleichzeitig haben Studien gezeigt, dass die Anwendung des mathematischen Wissens außerhalb des Unterrichts nicht automatisch geschieht. Wichtig bei der Anwendungsorientierung ist mir aber, dass diese nicht zu Lasten mathematischer Fähigkeiten und Fertigkeiten geht. Denn nur mit einem soliden mathematischen Wissen und entsprechenden Anwendungskompetenzen kann ich dieses auch nutzen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?

Unvorhersehbar, abwechslungsreich und erfüllend.