Jessica Agarwal bekommt Lichtenberg-Professur Physikerin erforscht aktive Asteroiden
Jessica Agarwal wechselt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen an die Technische Universität Braunschweig. Die Physikerin erforscht sogenannte Kleinkörper wie Asteroiden und Kometen mit Hilfe von Teleskopen. Sie bekommt eine von der VolkswagenStiftung finanzierte Lichtenberg-Professur. Diese mit bis zu 1,5 Millionen Euro geförderten Professuren werden an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die eigenständig in innovativen und interdisziplinären Bereichen forschen. Nach Vorbild der Tenure-Track-Option verpflichten sich die Universitäten, nach positiver Evaluation die Inhaber einer Lichtenberg-Professur auf eine etatisierte Professur zu übernehmen.
„Für mich ist die Lichtenberg-Professur eine große Auszeichnung und Anerkennung“, sagt Agarwal. „Sie bedeutet für mich, dass ich mein Forschungsgebiet frei bearbeiten kann. Es gibt in Deutschland nur wenige, die Himmelskörper in unserem Sonnensystem mit Hilfe von Teleskopen erforschen.“ In Ländern, wie zum Beispiel den USA, Frankreich, Großbritannien, Japan und Korea, sei dieses Feld stärker vertreten. Als Kleinkörper gelten Himmelskörper, wie Asteroiden und Kometen, die einen Durchmesser von unter einem Kilometer bis hin zu ein paar hundert Kilometern haben. Sie sind Überreste aus der Zeit der Entstehung des Universums und umkreisen seither die Sonne zum Beispiel im Asteroidengürtel und im Kuipergürtel.
Was passiert an der Oberfläche von aktiven Asteroiden?
In den letzten Jahren habe sich herausgestellt, dass auch Asteroiden aktiv sein können und nicht nur als einfache Gesteinsbrocken durchs Weltall schweben. Mit Himmelsdurchmusterungen wird heute systematisch nach vor allem erdnahen Asteroiden gesucht. Was aktive Asteroiden von inaktiven Asteroiden unterscheidet, ist ihre Staubemission. Ähnlich wie Kometen ziehen aktive Asteroiden einen Schweif hinter sich her. Besonders empfindliche Teleskope haben diese Entdeckung erst möglich gemacht. Die Aktivität von Asteroiden könnte bedeuten, dass die Himmelskörper Eis enthalten, vermutlich im Inneren und nicht an der Oberfläche. Was genau an der Oberfläche passiert, sodass Staub freigesetzt wird, möchte Professorin Jessica Agarwal erforschen.
Entdeckung eines Doppelasteroiden
Im Jahr 2011 hat Jessica Agarwal mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops den ersten aktiven Doppelasteroiden entdeckt. Dabei handelt es sich um zwei Asteroiden mit einem Durchmesser von jeweils etwa einem Kilometer, die sich im Abstand von rund 100 Kilometer mit Hilfe der Schwerkraft umkreisen. Zwei Bilder, die im Abstand von einer Woche aufgenommen wurden, haben eine Verschiebung der beiden Himmelskörper zueinander gezeigt und lassen damit vermuten, dass es sich um einen Doppelasteroiden handelt. Im Jahr 2016, als die Asteroiden wieder nah genug am Hubble-Teleskop vorbeiflogen, konnte Agarwal ihre Entdeckung verifizieren.
An der TU Braunschweig wird Jessica Agarwal ihre Asteroiden-Forschung nun weiter vertiefen. „Ich freue mich auf die Kolleginnen und Kollgen am Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik. Viele kenne ich bereits und schätze sie sehr. Daher habe ich mich für die TU Braunschweig entschieden“, so Jessica Agarwal. Eine Umstellung werde für sie der Wechsel vom Max-Planck-Institut an eine Universität sein. An der TU Braunschweig bietet sie auch Lehrveranstaltungen an und wird im Masterstudiengang Physik unter anderem Vorlesungen mit dem Schwerpunkt Weltraumforschung halten.