„Internationalität muss gelebte Kultur werden“ Vizepräsidentin Professorin Tatjana Schneider im Interview
Seit dem 01. August 2022 ist Professorin Tatjana Schneider als Vizepräsidentin der TU Braunschweig für Internationales und regionale Verankerung im Amt. Im Interview spricht die Leiterin des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS) über ihre eigenen Erfahrungen im Ausland, worauf es bei der Internationalisierung der TU Braunschweig besonders ankommt und welche Rolle dabei der Re-Audit²-Prozess spielt.
Frau Professorin Schneider, was war für Sie ausschlaggebend dafür, das Amt als Vizepräsidentin für Internationales und regionale Verankerung anzutreten?
Die Verknüpfung der beiden Themenfelder ist aus meiner Sicht extrem spannend. Ich habe große Lust darauf, Internationalisierung mit regionalen Aspekten vor Ort zu verbinden und zu schauen, was Internationalisierung auf unserem Campus, in der Stadt Braunschweig und darüber hinaus bewirken kann. Als die Anfrage an mich herangetragen wurde, musste ich deshalb nicht lange überlegen und freue mich jetzt darauf, als Vizepräsidentin maßgeblich zur weiteren Internationalisierung der TU Braunschweig beitragen zu können.
Welche eigenen Erfahrungen haben Sie in ihrem akademischen Werdegang bezogen auf Internationalität im Hochschulkontext gemacht?
Ich habe insgesamt 18 Jahre in Großbritannien gelebt und das dortige Hochschulsystem aus der Perspektive als Studierende, Forschende und Lehrende kennengelernt. Das britische Hochschulsystem war bereits damals, in den späten 1990er Jahren, schon deutlich internationaler aufgestellt, als in vielen anderen Ländern. Davon können wir uns auch heute noch Einiges abschauen und diese Erfahrungen bringe ich natürlich aktiv in meine jetzige Rolle ein.
Wie ist die TU Braunschweig aus Ihrer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt im Bereich Internationales aufgestellt?
Wir fangen natürlich nicht bei null an; aber es gibt auch viele Baustellen. In den vergangenen Jahren wurden wichtige Strukturen etabliert – wie zum Beispiel die Einrichtung des International House als zentrale Anlaufstelle für alle internationalen Themen. Auch im Bereich internationale Lehre, im International Student Support oder im Summer School-Angebot wurden Grundsteine gelegt. Das alles ist eine sehr gute Basis für zahlreiche weitere Maßnahmen. In nächster Zeit müssen die vielen Einzelprojekte, die wir derzeit haben, in Synergie gebracht und andere Bereiche, wie zum Beispiel die englischsprachige Lehre stark ausgebaut werden.
Was erhoffen Sie sich von diesen Synergien?
Dadurch, dass wir Synergien schaffen und Prozesse verschlanken, sorgen wir dafür, dass Internationalisierung in den alltäglichen Abläufen unserer Universität einen festen Platz hat. Letztlich darf Internationalisierung kein Add-On sein, sondern gelebte Kultur. Dies zu etablieren wäre ein großer Erfolg.
Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf?
Die wichtigsten Leitlinien und Bedarfe haben wir in den vergangenen Monaten im Re-Audit²-Prozess definiert. Wir möchten viel internationaler werden, als wir es jetzt schon sind. Dazu wollen wir die Attraktivität der TU Braunschweig für internationale Studierende erhöhen, indem wir zum Beispiel unser englischsprachiges Lehrangebot ausbauen. Das Gleiche gilt auch für die Forschung – auch hier möchten wir mehr internationale Wissenschaftler*innen nach Braunschweig holen. Von der Diversität, die wir dadurch auf dem Campus erreichen, profitieren nicht nur die Mitglieder unserer Universität, sondern auch die Stadt; davon bin ich überzeugt. Gleichzeitig will die TU Braunschweig auch präsenter in internationalen Netzwerken werden – es gibt also viel zu tun.
Wie kann der Re-Audit²-Prozess bei dieser Entwicklung helfen?
Der Prozess hilft, uns auf die wichtigsten Ziele in den kommenden Jahren zu fokussieren und diese voranzutreiben. Die TU Braunschweig wird dabei von den externen Expert*innen der Hochschulrektorenkonferenz und weiteren internationalen Gutachter*innen begleitet – was diesen Prozess aus meiner Sicht auch so wertvoll macht. Als erste Hochschule durchlaufen wir das Audit „Internationalisierung der Hochschulen“ nun zum dritten Mal – das sorgt natürlich auch für Sichtbarkeit in der deutschen Hochschullandschaft und macht uns vielleicht auch zu einem Vorbild für andere. Aber auch intern ist der Audit-Prozess extrem wichtig für uns, denn er bündelt Energien und hilft uns dabei, diese neuen Prozesse, die ich eben angesprochen habe, zu entwickeln.
Worauf kommt es besonders an, damit die TU Braunschweig ihre Internationalisierungsziele erreicht?
Jede und jeder Einzelne von uns ist hier gefragt. Wir müssen Internationalität als Grundhaltung verstehen, sie leben und atmen – denn sie ist wesentlich für die Zukunftsfähigkeit der TU Braunschweig.