„Ich möchte Ungewissheiten berechenbar machen“ Ulrich Römer ist Professor am Institut für Akustik und Dynamik
Im September 2017 trat Ulrich Römer seine Juniorprofessur am Institut für Dynamik und Schwingungen an. Sechs Jahre danach wurde er zum ordentlichen Professor am Institut für Akustik und Dynamik berufen. Dort arbeitet er an Methoden, um die Aussagekraft von Prognosen und Modellen zu verbessern. Die gewonnenen Informationen helfen bei der Forschung zur nachhaltigen Luftfahrt, etwa bei der Optimierung von Kabinenlärm und bei dem Einsatz von Brennstoffzellen in Flugzeugen. Hier beantwortet er unseren Fragebogen und stellt sich, seine Forschungsprojekte und Ideen in der Lehre vor.
Herr Prof. Römer, warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Mein Forschungsfeld, das Thema „Uncertainty Quantification“, war 2017 noch relativ jung. In Braunschweig ist das ehemalige Institut für wissenschaftliches Rechnen unter Prof. Matthies in dem Bereich aber sehr bekannt. Es gibt zudem nicht viele dieser Professuren im Ingenieurwesen. Da musste ich nicht lange nachdenken und habe mich sofort an die Bewerbung gesetzt.
Sie sind jetzt vom Juniorprofessor zum regulären Professor berufen worden. Eine Juniorprofessur ist noch ein relativ junger Karriereweg. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück, welche Vor- und Nachteile bietet dieser Weg?
Ich blicke gerne zurück, auch wenn es eine sehr fordernde Zeit war. Man bekommt als Juniorprofessor früh viele Freiheiten und kann seinen Ideen eigenständig nachgehen. Auf die Freiheiten möchte man nicht mehr verzichten. Es gibt außerdem viele Kooperationsmöglichkeiten mit Kolleg*innen. Das Thema ist ja meistens aktuell und für die Fakultät/Universität z.B. in der Verbundforschung wichtig. Es gibt aber auch das permanente Gefühl, dass man sich bewähren muss und vielleicht noch das Eine oder Andere mehr machen könnte. Ich würde heute die Juniorprofessur auf jeden Fall weiterempfehlen, wenn sie mit einem Tenure Track kombiniert ist. Das war zu meiner Zeit noch am Entstehen. Dadurch bekommt die wissenschaftliche Karriere eine bessere Planbarkeit.
Womit genau beschäftigen Sie sich derzeit in Ihrer Forschung?
Ich entwickle Modelle und neue Simulationsverfahren für verschiedene ingenieurwissenschaftliche Anwendungen. Es geht vor allem darum, Ungewissheiten bei der Modellierung und insbesondere bei der Verknüpfung von Modellen und Daten zu berücksichtigen und berechenbar zu machen. Das kennen viele sicher von Wetterprognosen, bei denen große Streuungen in den Vorhersagen auftreten können. Bei technischen Anwendungen kennen wir das genaue Verhalten von komplexen Materialien, die Randbedingungen der Umgebung usw. nicht genau und haben oft nur eine ungenügende Menge an Daten zur Verfügung. Wenn man Methoden aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik mit komplexen Simulationsverfahren aus der Ingenieurwissenschaft kombiniert, um eben diese Ungewissheiten zu quantifizieren, entstehen die Forschungsfragen, mit denen ich mich beschäftige.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten setzen Sie sich an der TU Braunschweig auseinander – insbesondere im Exzellenzcluster SE2A?
Ich forsche vor allem an Fragestellungen, die sich aus dem Schwerpunkt Mobilität ergeben. In SE2A beschäftigen sich Kolleg*innen meines Instituts mit der Simulation von Kabinenlärm für neue energiearme Flugzeugkonfigurationen. Mein Beitrag ist dabei die Berücksichtigung der vorhin angesprochenen Ungewissheiten. Ein weiteres Thema ist die Modellierung und Simulation der Wärmeabgabe einer Brennstoffzelle, die zukünftig in Flugzeuge eingebaut werden könnte. Das ist ein komplexer Vorgang, da man z.B. den Luftwiderstand im Auge behalten sollte und erfordert das Zusammenwirken von verschiedenen Disziplinen mit vielen Ungewissheiten in der Modellierung. Neue Schwerpunkte möchte ich auch im Bereich der bodengebundenen Mobilität setzen.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Das Thema „Uncertainty Quantification“ hat mich schon während meiner Doktorarbeit fasziniert, weil man mit anspruchsvollen mathematischen Konzepten arbeiten kann und ich es spannend finde, damit komplexe Probleme aus der Anwendung zu lösen. Außerdem hat das Thema für viele Anwendungen eine hohe Relevanz mit vielen Anknüpfungspunkten für meine Forschung.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Meetings, Lehre, Forschung