Global thinking, local acting Ein Gespräch mit Professorin Mehtap Özaslan zur Electrochemistry 2024
Im Rahmen der Electrochemistry-Konferenz werden am 16. September mehr als 500 Forschende und Expert*innen aus der Elektrochemie an der TU Braunschweig erwartet. Unter dem Motto „Global Thinking Local Acting“ tauschen sie sich dort zu den neuesten Erkenntnissen und Trends im Bereich der Elektrochemie aus.
Demnächst findet an der TU Braunschweig die Electrochemistry 2024 statt. Können Sie kurz erklären, woran in der Elektrochemie geforscht wird?
Grüner Wasserstoff, Lithiumionen-Batterien, Brennstoffzellen, Beschichtungen mit sehr dünnen Metallen und die Reduzierung von CO2 aus der Atmosphäre werden mit Elektrochemie in Zusammenhang gebracht. Daher ist die Elektrochemie von seiner gesellschaftlichen Bedeutung nicht wegzudenken. Sie begleitet uns alltäglich. Elektrochemie ist eine Schlüsseldisziplin und bietet insbesondere zu den Herausforderungen für eine nachhaltige und CO2-neutrale Gesellschaft zahlreiche Lösungen. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung wie z.B. in Batterien, Brennstoffzellen, Elektrolyseuren, Elektrosynthesen von organischen Verbindungen, Sensorik und Galvanotechnik – alle elektrochemischen Vorgänge finden an der Phasengrenze zwischen einer ionenleitenden und einer weiteren leitenden Phase statt.
Daher ist die Tagung ein idealer Treffpunkt für Wissenschaft und Industrie. Und für Kurzentschlossene ist eine Anmeldung weiterhin möglich.
Auf der Konferenz versammeln sich internationale Experten und stellen aktuelle Forschungsergebnisse sowie die neuesten Trends vor. Was sind die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Elektrochemie?
Im Rahmen der Fachtagung, die alle zwei Jahre an einem anderen Ort in Deutschland stattfindet, sind alle Bereiche der Elektrochemie anzutreffen. Wichtige Themen sind zum Beispiel Batterien, Elektrolyse und Brennstoffzellen. Aber auch CO2-Abscheidung und Nutzung, elektrochemische N2-Reduktion zu Ammoniak als eine Alternative für das energieintensive Haber-Bosch-Verfahren sowie die organische Elektrosynthese stehen hoch im Kurs. Daher freut es uns umso mehr, dass wir ein vielfältiges Programm mit vielen internationalen und renommierten Vortragenden für die Tagung zusammenstellen konnten.
Das Thema der diesjährigen Konferenz ist „Global Thinking Local Acting“. Welche Bedeutung hat die Forschung zur Elektrochemie hier an der TU Braunschweig und welche Rolle spielt unser lokales Forschungsökosystem?
Die Herausforderungen auf dieser Welt sind zu groß, um sie alleine zu lösen. Daher ist es wichtig, global zu denken. Als „Technical Electrocatalysis Laboratory“ haben wir beispielshaft mit der Universität Yamanashi (Japan) das „Japanese-German Green Hydrogen Material Laboratory“ in Japan etabliert. Auch der gemeinsame DFG-NSF Workshop EChem mit amerikanischen Kollegen trägt zur Vernetzung im internationalen Kontext bei. Daher ist es besonders wichtig, strategische Partnerschaften einzugehen. Die Wissenschaft selbst kann uns hier global verbinden.
Zugleich können wir unsere Umwelt lokal mitgestalten. Aus unserer Forschung sind wir stark in den Aktivitäten des Hydrogen Terminal Braunschweig und des Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN) involviert und tragen zu einer nachhaltigen Gesellschaft bei. Auch nach dem geplanten Wechsel des „Technical Electrocatalysis Laboratory“ an die Universität Hamburg sind wir weiterhin mit Braunschweig eng vernetzt und bilden hier eine Brücke zwischen den beiden norddeutschen Bundesländern im Bereich Grüner Wasserstoff.
Sie sind auch Gastgeber des Workshops „EChem“ mit Teilnehmenden aus den USA und Deutschland, der als Satellitenprogramm vor der Konferenz stattfindet. Können Sie uns kurz erläutern, worum es bei diesem speziellen Projekt geht?
Im Vorlauf zur Konferenz treffen sich rund 30 amerikanische und deutsche Forscher*innen, die in einem hoch kompetitiven Verfahren gemeinsam von der National Science Foundation (NSF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vor circa drei Jahren ausgewählt wurden, zum ersten Mal persönlich in Braunschweig. Die Teilnehmenden haben hier die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Highlights im Gebiet der Elektrosynthese zu präsentieren, miteinander zu diskutieren und sich zu vernetzen. Dieser Workshop ist ein Abschluss eines erfolgreichen NSF-DFG-Förderprogramms. Gleichzeitig ist es auch ein Ausgangspunkt für künftige transatlantische Kooperationen auf diesem Gebiet: Zusammen mit dem Kollegen Matthias Blatzill (University of South Florida) und Arkady Krasheninnikov (Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf) forscht das „Technical Electrocatalysis Laboratory“ an neuartigen zweidimensionalen PtTe-Chalkogeniden für die elektrochemische Wasserstoffevolution im Sauren und haben das Potential, klassische Platin-Nanopartikel-Katalysatoren zu übertreffen.
Nach dem eintägigen Workshop kann der wissenschaftliche Austausch im Rahmen der Konferenz weitergehen. Die neusten Erkenntnisse aus dem Workshop werden dann auf der ELECTROCHEMISTRY 2024 mit den ca. 500 Teilnehmenden geteilt.
Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für die Veranstaltung und die Konferenzteilnehmenden?
Einen regen Austausch und Diskussion. Viel Spaß und eine große Vielfalt und Kreativität. Und natürlich laden wir die internationalen und nationalen Teilnehmenden ein, unserem Motto zu folgen: Electrochemistry – Global Thinking Local Acting.
Vielen Dank.