„Gesundheitliche Wirkung verarbeiteter Lebensmittel besser beurteilen“ Jana Raupbach ist Juniorprofessorin am Institut für Lebensmittelchemie
Nach ihrer Forschungstätigkeit am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke wurde sie im April 2024 zur Juniorprofessorin an der Technischen Universität Braunschweig ernannt: Jana Raupbach forscht hier an Einflussfaktoren auf die menschliche Verdauung. Hierbei spielen sowohl Faktoren, die vom Lebensmittel ausgehen, als auch menschliche Faktoren, wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand eine Rolle. Was ihre Arbeit besonders spannend macht, ist gelebte Interdisziplinarität. Hier antwortet sie auf unseren Fragebogen.
Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Bei der Entscheidung spielten einerseits objektive Faktoren eine Rolle: Braunschweig ist eine der forschungsintensivsten Regionen in Europa und die Lebensmittelchemie hat an der TU eine über 100-jährige Tradition. Das vorhandene Netzwerk aus Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik e.V. in Osnabrück oder dem BRICS ist ein klarer Pluspunkt. Die TU Braunschweig bietet daher sowohl für die Forschung als auch für die Lehre sehr gute Voraussetzungen. Gleichzeitig spielte für mich die menschliche Komponente eine wichtige Rolle. Alle an der Berufung beteiligten Akteure haben einen sehr positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Da kurz vor meiner Berufung meine Familie gewachsen ist, war ich auf flexible Lösungen zum Start angewiesen. Sowohl im Institut für Lebensmittelchemie als auch von den administrativen Stellen habe ich sehr viel Unterstützung erfahren. Nicht zuletzt bietet mir der Wechsel die Möglichkeit, mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich freue mich, zukünftig eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten und Lehrinhalte aktiv mitentwickeln zu können.
Wie würden Sie Ihre Arbeit einer fachfremden Person erklären?
Ich interessiere mich für chemische Reaktionen, die während der Verarbeitung von Lebensmitteln ablaufen. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf Proteinen und deren Veränderungen. Verarbeitete Lebensmittel stehen immer wieder in Verdacht, an der Entstehung von Krankheiten beteiligt zu sein. Die Datenlage zur Aufnahme und Wirkung von spezifischen Nahrungsbestandteilen ist jedoch relativ dünn. Hier versuche ich, mit meiner Forschung Evidenz zu schaffen, um zukünftig die gesundheitliche Wirkung verarbeiteter Lebensmittel besser beurteilen zu können.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?
Ich möchte erforschen, wie sich verschiedene Verarbeitungsschritte von Lebensmitteln auf die gastrointestinale Verdauung auswirken. Hierbei interessiere ich mich sowohl für die Veränderungen, die vor der Verdauung stattfinden als auch für Reaktionen, die im Gastrointestinaltrakt ablaufen. Die Rolle des „Reaktionsortes Darm“ ist meines Erachtens bisher unterschätzt. Im Fokus der Untersuchungen sollen vegane Milch- und Fleischalternativen stehen. Diese werden einerseits immer beliebter und stellen außerdem aufgrund ihrer Zusammensetzung aus lebensmittelchemischer Perspektive eine interessante Produktgruppe dar.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Ich habe mich im Rahmen meiner Doktorarbeit an der TU Dresden mit Veränderungen von Zuckern und Proteinen während der Lagerung von Lebensmitteln und deren analytischer Charakterisierung beschäftigt. Die exzellente fachliche Betreuung durch meinen Doktorvater Thomas Henle und seine ansteckende Begeisterung für das Thema haben mich motiviert, weiter daran zu arbeiten. Während meiner Postdoc-Zeit am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke habe ich Zucker- und Proteinmodifikationen in tierischen und humanen Proben und deren Eignung als Biomarker für Alterungsprozesse und Krankheiten untersucht. Was diese Verbindungen besonders spannend macht, ist das Interdisziplinarität hier nicht nur ein Buzzword ist: Ihre Erforschung verbindet die Disziplinen Chemie, Ernährungswissenschaften und Medizin. Ich denke also, dass mir in den nächsten Jahren nicht langweilig wird.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Kommunikation, Kaffee und Kompromisse