„Fasziniert davon, wie Dinge im Detail funktionieren“ Julian Hegemann ist Professor am Institut für Pharmazeutische Biologie
Zum 1. Februar 2025 wurde Julian Hegemann zum Professor am Institut für Pharmazeutische Biologie an die Technische Universität Braunschweig berufen. Nach seiner Promotion in Marburg arbeitete er als Postdoc an der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA), an der Technischen Universität Berlin und am Helmholtz Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland. Professor Hegemann forscht an bakteriellen Naturstoffen, die als Grundlage zur Entwicklung neuer Wirkstoffe, z.B. Antibiotika, dienen können.
Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?
Die TU Braunschweig bietet ein attraktives Arbeitsumfeld für unsere Forschung. Die gebündelte Expertise zu Naturstoffen in dieser Stadt, aber auch zu anderen relevanten Forschungsfeldern, von denen mein Team und ich ebenfalls profitieren können, gibt uns besondere Möglichkeiten für diese Art von Arbeit und ermöglicht Impulse, mit denen wir unsere Forschung in neue Richtungen weiterentwickeln können. Ein weiteres Plus für mich persönlich ist das reiche Kunst- und Kulturangebot; nicht nur in Braunschweig selbst, sondern auch in umgebenden Städten wie Hamburg, Berlin und Leipzig. So lassen sich positive Aspekte für Arbeit und Leben hervorragend miteinander verbinden.
Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?
In unserer Forschung geht es um Naturstoffe, die zu der Superfamilie der ribosomal synthetisierten und post-translational modifizierten Peptiden (RiPPs) gehören. Wir untersuchen die Mechanismen der Biosynthese dieser Verbindungen und wie wir diese nutzen und verändern können, damit wir Bakterien dazu bewegen, neue Varianten dieser Verbindungen zu erzeugen. Ergänzt wird dieses Vorhaben durch die Suche nach neuen Verbindungen durch die Analyse von bekannten bakteriellen Genomen.
Ein großes Interesse besteht darin herauszufinden, wann und wie diese Peptide hergestellt werden und aus welchen Gründen. Die Natur würde solche Verbindungen ja nicht nur aus Spaß oder wegen ihrer strukturellen Ästhetik erzeugen. Durch evolutionären Druck werden solche Verbindungen für bestimmte Funktionen maßgeschneidert. Was für Funktionen könnten dies sein? Sind die Verbindungen vielleicht Signalmoleküle, die die Interaktionen zwischen Zellen der gleichen oder sogar mit anderen Bakterienarten vermitteln? Wenn ja, welchen Einfluss haben sie auf bakterielle Gemeinschaften? Welchen auf Pflanzen, auf Tiere oder auf uns Menschen? Oder haben diese Verbindungen eine antimikrobielle Wirkung und liefern uns so Blaupausen, die wir für die Entwicklung neuer Antibiotika verwenden können?
Dies alles sind Dinge, die uns interessieren und die wir herausfinden möchten und durch diese Arbeit ergibt sich auch eine Vielzahl an Schnittstellen für die Kooperation mit anderen Forschungsgruppen, sowohl hier in Braunschweig, aber auch weltweit.
Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?
Hier liegt momentan unser spezielles Interesse bei Vertretern der sogenannten Lassopeptide und Lanthipeptide. Wir sind fasziniert von der hohen Stabilität dieser chemisch eigentlich recht simplen Verbindungen. In Braunschweig werden wir zunächst ein besonderes Augenmerk auf ein antifungales Lanthipeptid legen und dessen Potenzial als neuem Wirkstoff ergründen. In einem anderen Projekt werden wir uns mit der Stabilität eines bestimmten antimikrobiellen Lassopeptids beschäftigen. Können wir diese verbessern, um eine Verwendung solcher Verbindungen als Wirkstoffe in der Medizin wahrscheinlicher zu machen?
Außerdem widmen wir uns der Entwicklung von Methoden, mit denen wir gezielt Teile dieser Verbindung entfernen können, um sie dann mit anderen chemischen Stoffgruppen zu ersetzen. Dadurch wollen wir Lassopeptide erzeugen, die so in der Natur noch nie gesehen wurden.
Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?
Seit jeher hat mich fasziniert, wie Dinge im Detail funktionieren. So erklärt sich auch mein Werdegang von einem Chemiker, der sich von Hause aus mehr mit der Synthese von Molekülen und der Katalyse auseinandersetzt, zu einem Biochemiker, der untersucht, wie das Leben auf molekularer Ebene vonstattengeht. Daraus hat sich über die Jahre mein starkes Sonderinteresse für Naturstoffe, insbesondere der RiPPs entwickelt. Das Erforschen dieser Verbindungen, das Sammeln neuer Daten über ihre Biosynthese und ihre Wirkung und das Erdenken von möglichen Verwendungen für diese Naturstoffe bringt mir große Freude.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?
Kreativität, Kommunikation, Kaffee