Fast & Furious zum perfekten Rennwagen Studentisches Team baut eigenes Rennauto für Wettbewerbsreihe „Formula Student“
Pfeilschnelle Starts, atemberaubende Geschwindigkeiten, spektakuläre Überholmanöver: Auf der Jagd nach Rekorden ist beim Bau von Rennautos höchste Ingenieurskunst gefragt. An der Technischen Universität Braunschweig haben Studierende im Rahmen der studentischen Vereinigung Lions Racing Team die Möglichkeit, während des Studiums einen eigenen Rennwagen zu entwickeln, wertvolle Praxiserfahrung zu sammeln und sich bei Wettbewerben mit anderen Hochschulen zu messen. Auf dem Weg zum Erfolg warten „Schweiß und Tränen“, ein einzigartiger Teamspirit, karrierefördernde Netzwerke und auch der eine oder andere Rückschlag.
Es ist ein imposanter Rennwagen in der Werkstatthalle des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF). Über drei Meter lang, 210 Kilogramm schwer, 125,6 km/h schnell und in der Lage, in nur drei Sekunden von 0 auf 100 zu beschleunigen. Auf dem Heck prangt die Aufschrift „Kann Spuren vom LR22 enthalten“., die zurückgeht auf die Wiederverwendung einiger Teile des Altfahrzeugs. Gebaut wurde der Rennschlitten mit dem etwas schmucklosen Namen“ LR 24“ von Studierenden des Lions Racing Teams mit einem Ziel: Wettbewerbe gewinnen.
Gemeint ist damit kein Formel-1-Grand-Prix, sondern Events der Wettbewerbsreihe Formula Student: Jedes Jahr entwickeln, konstruieren und bauen mehr als 500 Hochschulteams aus über 60 Ländern einen Rennwagen, um in verschiedenen Disziplinen gegeneinander anzutreten. „Dabei geht es nicht nur darum, möglichst schnell zu fahren: Ingenieurleistung und technisches Verständnis stehen im Mittelpunkt des Wettbewerbs“, sagt Maximilian Eins. Er ist der Leiter des Recruitings des Lions Racing Teams, das derzeit aus rund 50 Mitgliedern besteht und zum Semesterbeginn wieder stetig wächst.
Engineering trifft Teamspirit
Viele der Teammitglieder kommen aus den klassischen Ingenieurstudiengängen, aber auch alle anderen Fachrichtungen finden ihren Platz. Eine Architekturstudentin kümmert sich um das Design, BWL-Studierende werden für die Erstellung des Businessplans oder das Marketing gebraucht. „Für jede und jeden gibt es eine Aufgabe und jeder trägt mit seinen individuellen Fähigkeiten zum Gesamterfolg bei.“
Wie in einem Unternehmen besteht die Teamstruktur aus verschiedenen Departments, die sich jeweils um einen Teilaspekt des Rennwagens kümmern. Aerodynamik & Faserverbund, Powertrain & Electronics, fahrerloses Fahren, Fahrdynamik, Performance, Statics sowie Organisation & Marketing. Einmal pro Woche treffen sich die einzelnen Abteilungen zusätzlich zum wöchentlichen Gesamtteammeeting, um departmentspezifische Aufgaben zu besprechen. Auch Sponsorentermine sind wichtig, um Förderer ins Boot zu holen, denn der Bau eines Rennwagens ist teuer. Für die Teammitglieder öffnen sich durch das Sponsorennetzwerk oft Türen für Abschlussarbeiten, Praktika, Werkstudententätigkeiten oder sogar den Berufseinstieg. Hinzu kommen Schulungen und Workshops zu technischen Grundlagen und gemeinsame Teamevents wie Bowling oder Trampolinpark. Um für die Fahrdisziplinen fit zu sein und Griffkraft sowie Körperspannung zu entwickeln, geht ein Teil der Gruppe jeden Mittwoch zum Bouldern ins Greifhaus. Alles, um für die Wettbewerbssaison bestens vorbereitet zu sein.
Das Wettbewerbsformat
Die Saison beginnt im Frühjahr mit den sogenannten Registration-Quizzes. Hier gilt es, gegen alle anderen Teams weltweit das eigene theoretisches Wissen über den Rennwagenbau unter Beweis zu stellen und Startplätze für die Wettbewerbe im Sommer zu ergattern. In diesem Jahr liefen die Quizzes besonders erfolgreich für das Lions Racing Team. „Wir konnten uns direkt für die Events in Deutschland und der Schweiz qualifizieren. Vor allem die direkte Qualifikation für Formula Student Germany war ein großer Erfolg.“
Im Juli und August finden dann die eigentlichen Wettbewerbe statt, unterteilt in Static und Dynamic Events. Bei den Statics geht es um den interdisziplinären Ansatz hinter der technischen Konstruktion. Bewertet werden der Businessplan, die Kosten und Manufaktur und das technische Design. Bei den Dynamic Events werden neben dem klassischen Rundkursfahren wie in der Formel 1 auch Beschleunigung, Ausdauer und Effizienz getestet und bewertet. Eine eigene Disziplin ist das fahrerlose Fahren. Neu seit diesem Jahr: Es dürfen nur noch Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. Es geht darum, den Rennwagen der Zukunft zu bauen. Besonders ist für Maximilian Eins bei diesen Wettbewerben auch der Teamgeist zwischen den Mannschaften. „Jeder dort weiß, wie viel Schweiß, Blut und Tränen in diesem Projekt stecken und da hilft man den anderen Teams gerne, wenn sie Unterstützung benötigen.“
Vorzeitiges Aus für den LR24
Umso schmerzlicher ist es, dass der LR24 nie auf der Rennpiste zum Einsatz kam. Technische Probleme mit dem Akku verhinderten die Teilnahme an der Rennsaison. Stattdessen wurde die vergangene Saison genutzt, um zu evaluieren, zu testen und nachzubessern, damit 2025 alles reibungslos läuft. Klar ist mittlerweile auch: Den LR24 wird es dann nicht mehr geben. „Wenn wir unsere letzten Tests abgeschlossen haben, werden wir ihn nach und nach zurückbauen und einige seiner Komponenten in einen neuen Rennwagen, den LR25, einbauen.“
Generell ist die Herbstzeit eine Zeit des Umbruchs im Team. Einige langjährige Mitglieder haben im Sommersemester ihr Studium abgeschlossen und sind nicht mehr dabei. Es gilt nun, ein neues Team zu formen und zu schauen, wer in welchem Department am besten aufgehoben ist.
Teil des Teams werden bei Glühwein und BBQ
Für alle, die Teil des Lions Racing Teams werden und den LR25 für die neue Saison fit machen wollen: Am 13. November findet um 18 Uhr am Langen Kamp 6 ein Infoabend statt. Bei Glühwein und BBQ können interessierte Studierende der TU Braunschweig in gemütlicher Atmosphäre einen Einblick in die Arbeit des Teams bekommen und Fragen stellen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich direkt online für einen Platz im Team zu bewerben