18. Oktober 2022 | Magazin:

Expedition Himalaya: Paläoklimatologie im nepalesischen Hochgebirge Eine deutsch-nepalesische Forschungsreise von Biolog*innen und Geolog*innen an den Gosainkunda See

Wie sahen Klima und Biodiversität des nepalesischen Gosainkunda Sees in der Vergangenheit aus und welche Schlüsse kann man daraus für die Zukunft ziehen? Um mehr darüber zu erfahren, haben Wissenschaftler*innen des internationalen Graduiertenkollegs TransTiP zusammen mit Forschenden und Studierenden der Tribhuvan University in Kathmandu kürzlich im Langtang Nationalpark im Himalaya den Hochgebirgssee für ihre (paläo-)klimatologische Forschung beprobt. Über die 14-tägige Expedition berichtet Dr. Katharina Dulias vom Institut für Geosysteme und Bioindikation:

Gruppenfoto am Gosainkunda-See bei guter Sicht. Bildnachweis: TransTiP

„Gemeinsam mit drei TransTiP Doktoranden und Professor Roland Zech vom Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena war ich im September 2022 für 14 Tage auf einer Expedition im Himalaya. Im Gosainkunda See – gelegen auf ca. 4.500 Metern Höhe im Langtang Nationalpark – wollten wir Wasser- und Sedimentproben nehmen. Wir haben den See sowohl auf seine Seismik untersucht als auch auf die Wasserqualität. Zusätzlich haben wir mehrere Seesedimentkerne von bis zu 1,80 Metern Länge gezogen. Diese Sedimentkerne werden in den kommenden Monaten in Jena und am Institut für Geosysteme und Bioindikation analysiert. So stehen unter anderem geochemische, genetische und Biomarker-Analysen an sowie auch Datierungen der Sedimente.

Der benachbarte See und einer der Zuflüsse zum Gosainkunda. Bildnachweis: TransTiP

Die Ergebnisse helfen uns zu verstehen, wie das Klima und die Biodiversität des Sees in der Vergangenheit ausgesehen hat. Mit dem aktuellen Zustand, den wir über die Wasserqualität, planktische Diversität und Oberflächensedimentproben erfasst haben, können wir dann Vergleiche zu vergangenen Gewässerzuständen ziehen und somit Prognosen für die zukünftige Entwicklung des Gosainkunda Sees abgeben.

„Dal Bhat Power 24 Hour“

Neben den Feldarbeiten haben wir vor allem dank unseres Kollegen Professor Binod Dawadi von der Tribhuvan University in Kathmandu und seinen Student*innen auch etwas über die nepalesische Kultur lernen können. So wurden wir gleich am ersten Tag mit dem nepalesischen Nationalgericht Dal Bhat bekannt gemacht, das vor allem aus Linsen und Reis besteht. Das einfache Alltagsgericht hat uns während der gesamten Expedition immer wieder neue Kraft gegeben. Nicht umsonst gibt es in Nepal den Spruch „Dal Bhat Power 24 Hour“, den man in Kathmandu in unzähligen Läden sogar auf T-Shirts gedruckt finden kann.

Überblick über den Gosainkunda-See von den Bergen aus betrachtet. Bildnachweis: TransTiP

Start des Aufstiegs zum Gosainkunda-See in Dhunche. Bildnachweis: TransTiP

Trekking-Karte mit unserem Weg von Dhunche nach Gosainkunda. Bildnachweis: TransTiP

Suryakunda auf 4.610 Metern Höhe. Bildnachweis: TransTiP

Alle auf einen Blick. Bildnachweis: TransTiP

Seismisches Profil des Gosainkunda-Sees. Bildnachweis: TransTiP

Das nepalesische Nationalgericht Dal Bhat. Bildnachweis: TransTiP

Im Cockpit des Hubschraubers auf dem Rückflug vom Gosainkunda nach Kathmandu. Bildnachweis: TransTiP

Klarer Himmel und der Blick auf den kleineren See im Tal unten. Bildnachweis: TransTiP

Die Kraft haben wir dann in den nächsten Tagen auch für unseren dreitägigen Aufstieg durch den Nationalpark zum Gosainkunda See gebraucht. Insgesamt haben wir knapp 2.500 Höhenmeter zurückgelegt. Die Strecke selbst ist nur ca. 15 Kilometer lang. Um uns an die Höhe anzupassen und den schlimmsten Effekten der unvermeidlichen Höhenkrankheit vorzubeugen, hatten wir zwei Übernachtungsstopps eingeplant. Dadurch hatten unsere Körper mehr Zeit, sich an den reduzierten Sauerstoffgehalt in der Höhe anzupassen.

Teamgeist wurde belohnt

Leider war das Wetter zum Großteil sehr regnerisch, neblig und kalt, was zu einigen logistischen Schwierigkeiten geführt und unsere Arbeiten etwas verzögert hat. Unser super Team hat das aber sehr gut gemeistert und die Stimmung war immer positiv. Das zeigt einfach, wie wichtig ein guter Teamgeist ist, denn im Feld läuft nie alles nach Plan. Improvisation und Anpassungsfähigkeit, aber auch eine positive Grundeinstellung sind da unbezahlbar.

TransTiP-Doktorand Sudip Acharya und Maximilian Prochnow (FSU Jena) mit einem Seesedimentkern. Bildnachweis: TransTiP

Unser Teamgeist wurde zum Schluss belohnt. Am Ende haben wir dem schlechten Wetter und allen Schwierigkeiten getrotzt und konnten alle Proben und Messungen durchführen. Und schließlich kam auch noch die Sonne raus! An unserem letzten Abend konnten wir auf dem Gipfel hinter unserer Unterkunft den Sonnenuntergang beobachten und den atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Gebirgszüge genießen. Das absolute Highlight war der Rückflug nach Kathmandu mit dem Helikopter! Den Anblick der höchsten Gipfel dieser Erde werden wir alle so schnell nicht vergessen.“