13. Februar 2025 | Magazin:

„Enger Schulterschluss im wissenschaftlichen Ökosystem“ Professorin Sabrina Zellmer über gemeinsame Wasserstoffforschung

Die TU Braunschweig und das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST forschen gemeinsam am Wasserstoff Campus Salzgitter. Zusammen mit regionalen Unternehmen werden neue Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt. Das Land Niedersachsen fördert den Wasserstoff Campus Salzgitter mit zusätzlichen 2,5 Millionen Euro. Über die Ziele berichtet Professorin Sabrina Zellmer, Sprecherin des „Innovationsverbundes Wasserstoff Campus Salzgitter“, Leiterin „Energiespeichermaterialien und Brennstoffzellen“ und stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IST sowie Professorin an der TU Braunschweig am Institut für Partikeltechnik.

„Wasserstoff Campus Salzgitter“ und „Innovationsverbund Wasserstoff Campus Salzgitter“ – wie hängt beides zusammen?

Professorin Sabrina Zellmer. Bildnachweis: © Fraunhofer IST, Stefan Mysliwietz

Der Wasserstoff Campus Salzgitter e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung und Entwicklung von Wasserstofftechnologien. Gegründet von Schlüsselakteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verfolgt der Verein das Ziel, Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Erzeugung bis zur Nutzung unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte zu realisieren. Zudem dient er sowohl regional als auch überregional als Aus- und Weiterbildungsplattform für Fach- und Führungskräfte. Durch die Mittel aus dem Programm „zukunft.niedersachsen“ wird die Umsetzung des „Innovationsverbunds Wasserstoff Campus Salzgitter“ und weitere Forschung zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft gefördert. Der Innovationsverbund wird federführend vom Fraunhofer IST in engem Schulterschluss mit der TU Braunschweig vorangetrieben.

Welche Projekte können jetzt mit der Förderung von 2,5 Millionen Euro angegangen werden?

Im Mittelpunkt der Förderung stehen die vier Forschungsfelder Wasserstofflieferketten, Dekarbonisierung von Industrie und Quartieren, flexible Produktion von Komponenten für Brennstoffzellen und Elektrolyseure sowie der Einsatz von Brennstoffzellen in Mobilitätslösungen.

Welche Kompetenzen bringt die TU Braunschweig in diese Projekte ein?

Die TU Braunschweig bringt am Wasserstoff Campus u. a. ihre Kompetenzen im Bereich der Montage und Demontage von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren ein. Diese Kompetenzen fließen in gemeinsame Produktionsanlagen ein und werden in gemeinsamen Lern- und Lehrangebote genutzt. Zudem arbeitet die TU Braunschweig langjährig auf dem Gebiet der Energieeffizienz und -flexibilität von Fabriken. Hier wollen das Fraunhofer IST und die TU Braunschweig die Zusammenarbeit weiter ausbauen.

Wie wird die Zusammenarbeit von TU Braunschweig und Fraunhofer IST durch die Wasserstoff-Forschung innerhalb des Ökosystems vorangetrieben?

Die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft geht über die reine Produktion und Nutzung von Wasserstoff hinaus. Sie betrifft eine Vielzahl von Sektoren, Technologien, Infrastrukturen und Akteuren, die nahtlos zusammenarbeiten müssen, um eine nachhaltige und effiziente Wasserstoffnutzung zu ermöglichen. Daher ist ein systemischer Ansatz erforderlich, um die verschiedenen Abhängigkeiten, Wechselwirkungen und Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten. Die TU Braunschweig und das Fraunhofer IST arbeiten in einem engen Schulterschluss im wissenschaftlichen Ökosystem zusammen. Zu diesem Ökosystem gehören zum einen unterschiedliche Institute der TU Braunschweig sowie weitere Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Auch die Vernetzung mit weiteren Partnern, beispielsweise aus dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen und dem Energy Hub Wilhelmshaven. Dies beinhaltet auch die Entwicklung neuer gemeinsamer Projekte und Infrastrukturen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden wir nutzen, um die Umsetzung von Ergebnissen in der Praxis zu forcieren und Lehr- und Lernangebote weiter auszubauen.

Wo kann man den Wasserstoff Campus auf der H2-Landkarte in Deutschland verorten?

Die Region Salzgitter wird mit seinen Industrieunternehmen ein bedeutender Abnehmerknotenpunkt für Wasserstoff in Deutschland sein. Dies ist auf die hohen Bedarfe im Bereich Wasserstoffnutzung/-verbrauch zurückzuführen, insbesondere bei der Salzgitter AG. Am Wasserstoff Campus beschäftigen wir uns aufgrund dessen u. a. mit Wasserstofflieferketten, um die Bereitstellung von grünem Wasserstoff über unterschiedliche Transportwege (Pipeline, Straße etc.) und aus verschiedenen Ländern zu evaluieren. Der Wasserstoff Campus wird zudem ein wichtiger Ort für die Entwicklung, Erprobung und großskalige Demonstration von innovativen Wasserstofftechnologie sein. Also ein „Place to be“ sowohl für etablierte Unternehmen als auch Start-Ups.

Haben Sie vielen Dank.