Ein Bilderbogen der Stadtgeschichte TU Braunschweig startet archäologische Bauforschung an der Mittelalterlichen Brücke in Hildesheim
Forschende halten den archäologischen Befund an der Hildesheimer Dammstraße, eine Steinbogenbrücke aus dem 12. Jahrhundert, für so bedeutend, dass er hochgenau dokumentiert und näher bauhistorisch untersucht werden soll. Das Institut für Baugeschichte der TU Braunschweig wird dieses Projekt ab Ende April 2023 dank Sondermitteln des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur des Landes in enger Kooperation mit Vertretern der Stadt Hildesheim und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege durchführen. Die mit der Ausgrabung beauftragte Firma Archaeo‐Firm wird die Unternehmung ebenfalls begleiten, damit die Arbeiten möglichst zügig abgeschlossen werden können.
Der erste Schritt wird sein, mithilfe von Fotogrammetrie und Laserscan ein digitales Modell zu erstellen, das die Steinbogenbrücke räumlich steingerecht abbildet. Auf dieser Grundlage werden dann bautechnische Details einer tieferen Analyse unterzogen. „Wir haben hier die seltene Gelegenheit, das Mauerwerk einer hochmittelalterlichen Brücke zu untersuchen, die seit Jahrhunderten im Boden versiegelt gelegen hat“, sagt Professorin Ulrike Fauerbach vom Institut für Baugeschichte. „Das Faszinierende ist, dass wir an der Brücke nicht nur die mittelalterliche Bautechnik untersuchen können. Die späteren Veränderungen aus dem 30-jährigen Krieg, die Reparaturen des 19. Jahrhunderts und die Zerstörung von 1945 sind an den Fundamenten abzulesen, beinahe wie ein Bilderbogen der Stadtgeschichte Hildesheims“, so Priv.‐Doz. Dr. Markus C. Blaich, Leiter des Referats Mittelalterarchäologie am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. „Die wenigen Brücken, die es in Nordeuropa aus dieser Zeit überhaupt noch gibt, sind durch die Benutzung stark verändert, weil sie etwa durch Naturkatastrophen oder im Krieg zerstört und wieder aufgebaut wurden. Die Hildesheimer Brücke ist in ihrer Substanz vermutlich noch ursprünglich.“, ergänzt Christoph Salzmann, Archäologe der Stadt Hildesheim.
Die Untersuchungen lassen konkrete Ergebnisse zu Geschichte und Konstruktion der Brücke erwarten, zudem können sie die Grundlagen für weitere Planungen beitragen. Das geplante digitale Modell des Brückenbefundes könnte eine mögliche Vorlage für ein verkleinertes Modell zum Anfassen sein, etwa aus Bronze. Die archäologischen Ergebnisse auf diese Art greifbar zu machen, dürfte eine weitere Attraktion aus der reichen mittelalterlichen Geschichte Hildesheims werden, die das UNESCO‐Welterbe im Dreieck von Dom, St. Michaelis‐Kirche und Roemer‐Pelizaeus‐Museum um einen interessanten Punkt erweitert.