Digitaler, grüner, inklusiver: Neue Erasmus-Programmgeneration gestartet Bewerbungsdeadline für das akademische Jahr 2022/2023 endet am 31. Januar
Vor 34 Jahren, nämlich im Jahr 1987, wurde Erasmus als Austauschprogramm für Studierende ins Leben gerufen. Seitdem ist viel passiert und das EU-Bildungsprogramm hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Im Jahr 2021 ist nun eine neue Erasmus-Programmgeneration gestartet, die viele spannende Neuerungen mit sich bringt.
Erasmus+ soll digitaler, grüner und inklusiver werden. Das sind die großen Leitlinien für die kommenden sechs Jahre. Einige Neuerungen sind bereits umgesetzt, andere befinden sich noch in der Entwurfsfassung. Insbesondere im Bereich Digitalisierung hat auch die Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass neue Mobilitätsformen entstanden sind. Neben dem klassischen physischen Auslandsaufenthalt können Studierende inzwischen auch andere Austauschformate wie „Blended Mobility“, „Virtual Exchange“ oder „Virtual Mobility“ wählen. Dabei absolvieren sie entweder einen Teil oder den gesamten Austausch virtuell. Auch interkulturelle Elemente werden teils virtuell angeboten, um den europäischen Austausch über Ländergrenzen hinweg zu fördern.
„Im Vergleich zu einer physischen Mobilität bietet der virtuelle Austausch natürlich weniger Möglichkeiten, die Kultur und die Menschen eines anderen Landes wirklich kennenzulernen. Das muss man realistisch sehen“, sagt Erasmus+-Hochschulkoordinator Francesco Ducatelli. „Aber gerade für diejenigen, für die ein physischer Austausch aus verschiedenen Gründen gar nicht erst in Frage kommt, ist die virtuelle Mobilität eine tolle Alternative.“ Voraussetzung dafür ist, dass die Ziel-Hochschule ausreichend Online-Lehrveranstaltungen anbietet. Hier setzt Erasmus+ darauf, dass auch nach der Corona-Pandemie die Digitalisierung in der Lehre fortschreitet. Aber auch über die Lehre hinaus ist es Ziel der neuen Programmgeneration, dass die Prozesse innerhalb des Austauschprogramms weiter digitalisiert werden und „Erasmus without Paper“ real wird.
Chancengleichheit für alle und neue Ziele
Die zweite große Leitlinie des neuen Erasmus+-Programms beschäftigt sich mit dem Thema Inklusion. Ziel ist es, das Programm zukünftig auch für diejenigen attraktiver zu machen, die bislang aus sozialen Gründen keinen Zugang dazu hatten. Chancengleichheit ist das Stichwort. Ob Menschen mit Behinderungen, Studierende mit Kindern, Erstakademiker*innen mit oder ohne Migrationshintergrund oder auch Studierende bestimmter Fächergruppen: Ab 2021 sollen verstärkt Menschen für Erasmus gewonnen werden, die es bislang gar nicht oder selten genutzt haben. Alle Erasmus-Partnerhochschulen verpflichten sich dazu, die weniger repräsentierten Zielgruppen stärker an das Programm heranzuführen. „Über besondere Umstände jeglicher Art können wir am besten in einem persönlichen Austausch sprechen. Es lohnt sich, die Chancen wahrzunehmen, die Erasmus+ bietet und sich nicht von möglichen Hürden abschrecken zu lassen“, betont Ducatelli.
Bis 2027 – solange läuft die neue Programmgeneration – will Erasmus+ außerdem grüner und damit nachhaltiger werden. Erste Ideen wie beispielsweise die Ausbildung der Teilnehmer*innen zu Botschafter*innen für nachhaltige Entwicklung im Gastland werden bereits diskutiert. Teilnehmende sollen außerdem dazu motiviert werden, mit nachhaltigeren Verkehrsmitteln anzureisen und erhalten dafür eine finanzielle Unterstützung.
Für all diejenigen, die sich für einen Auslandsaufenthalt außerhalb von Europa interessieren, gibt es eine weitere spannende Neuerung: In der neuen Programmgeneration können auch Mobilitäten außerhalb von Europa gefördert werden. Voraussetzung ist, dass zwischen den beteiligten Hochschulen bilaterale Austauschabkommen bestehen. „Das ist eine tolle neue Möglichkeit, die die Grenzen der Erasmus-Mobilität erweitert“, freut sich Ducatelli. „Unser Ziel ist es, geographisch möglichst breit gestreut aufgestellt zu sein.“ Er erklärt aber auch: „Die Verhandlungen mit den Übersee-Partnern laufen derzeit noch und es müssen zunächst viele Details geklärt werden. Wir bitten deshalb um Verständnis, dass es noch einige Wochen dauern wird, bis wir zu den Erasmus-Übersee-Möglichkeiten detaillierter informieren können.“
Mit Beginn jeder neuen Programmgeneration finden auch Verhandlungen zwischen den europäischen Erasmus+-Partneruniversitäten statt. In der derzeit laufenden Verlängerungsphase konnte die TU Braunschweig etwa 75 Prozent ihrer Verträge verlängern. „Es ist ein gutes Zeichen, dass so viele europäische Hochschulen den Erasmus-Austausch mit der TU Braunschweig fortführen möchten. Leider haben aber auch einige bei unseren Studierende sehr beliebte Partner die Kooperation beendet. Hier müssen wir als Hochschule an einem Strang ziehen und insbesondere durch die Ausweitung unseres englischsprachigen Lehrangebots wieder ein attraktiverer Partner werden“, betont Ducatelli. „Das neue Online-Verzeichnis für englischsprachige Lehrveranstaltungen ist im Hinblick darauf ein wichtiger Schritt. Es macht das Angebot an englischen Lehrveranstaltungen an der TU Braunschweig sichtbarer. Um aber langfristig für internationale Austauschstudierende attraktiv zu bleiben, müssen wir das Angebot vergrößern – im Idealfall auf 30 ECTS pro Semester in jeder Fachrichtung“, erklärt er.
Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 31. Januar
Studierende, die mit dem Gedanken spielen, im akademischen Jahr 2022/23 mit Erasmus ein Auslandssemester zu absolvieren, müssen sich beeilen: Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2022. Über eine Restplatzbörse gibt es aber ab circa Mitte März noch die Möglichkeit, kurzfristig einen Platz zu erhalten. Für Praktika, die mit Erasmus im Ausland durchgeführt werden, gibt es keine feste Bewerbungsdeadline. Interessierte müssen aber die Antragsfrist von spätestens acht Wochen vor dem Praktikum berücksichtigen. „Um einen Überblick über das Erasmus-Programm zu erhalten, sind unsere monatlichen Infoveranstaltungen eine gute erste Anlaufstelle. Hier erfahren Studierende, wie das Programm funktioniert, welche finanzielle Unterstützung es gibt, und wie man sich bewerben kann“, erklärt Ducatelli.
Auf dem Instagram-Kanal der TU Braunschweig wird es Anfang Dezember zudem ein Q&A geben, in dem Studierende ihre Fragen zum Thema Erasmus stellen können.
Text: Henrike Hoy/International House