Die Möglichkeiten der Wahrnehmung erweitern Abschluss des Forschungsimpulses zu XR in der Bildung
Wenn die Grenze zwischen Realität und digitaler Welt zu verschwimmen beginnt, öffnet sich ein Raum neuer Lernchancen. Technologien wie Augmented, Virtual und Mixed Reality ermöglichen eine Erweiterung unserer Wahrnehmung und damit völlig neue Wege, Wissen zu vermitteln. Genau hier setzte vor einem Jahr das Projekt „Interdisziplinäre Perspektiven auf Extended Realities in der Bildung“ (INTERXR) an. Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Braunschweig untersuchten, wie diese digitalen Räume Lehre und Lernen verändern können. Mit der Abschlusstagung in Kooperation mit dem MediaLab ist das Projekt in die abschließende Transferphase gestartet. Eine wichtige Bühne dafür ist die Ringvorlesung zu virtuellen Welten.

Gerade VR-Brillen ermöglichen das Eintauchen in eine vollständig neue, digitale Welt. Bildnachweis: Alexander Büssing/TU Braunschweig
Extended Realities (XR) umfassen alle Technologien, die die echte Realität erweitern oder vollständig virtuelle Räume schaffen. Dazu zählen Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), aber auch Mixed Reality (MR). Diese Technologien sind längst nicht mehr nur Spielereien, sondern werden immer größerer Bestandteil unseres Alltags und halten damit auch Einzug in Schulen, Universitäten und außerschulischen Bildungseinrichtungen. Gerade Geräte wie VR-Brillen ermöglichen dabei das Eintauchen in eine vollständig neue, digitale Welt. Damit ergeben sich didaktische Möglichkeiten, vor allem bei Themen, die sich im realen Leben nur schwer unmittelbar erleben lassen. So bleibt ein virtueller Tauchgang vielleicht mehr im Gedächtnis, als nur Texte über Korallenriffe zu lesen. Das Projekt INTERXR zielte darauf ab, die Forschungsperspektiven der TU Braunschweig in diesem Bereich zu bündeln und das Thema XR für Forschung und Lehre in Braunschweig sichtbarer zu machen.
Aktuelle Entwicklungen rund um XR-Technologien in der Bildung
„XR kann viele neue Möglichkeiten eröffnen“, erläuterte PD Dr. Dagmar Hilfert-Rüppell, die gemeinsam mit Professor Alexander Büssing vom Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften den Forschungsimpuls verantwortet hat. Orte und Phänomene werden erfahrbar, die sonst kaum unmittelbar zugänglich sind. Beispiele hierfür sind die Tiefsee oder der Regenwald. „Zudem ermöglichen die Extended Realities insbesondere mit Blick auf die Visualisierung von abstrakten oder komplexen Phänomenen ein besseres Verständnis ebendieser“, fügt sie hinzu. Dies biete zugleich eine Gelegenheit, Themen der Lehrkräftebildung aufzugreifen, die sie in einem Projekt durch den Einsatz von 360°-Videovignetten zur Professionalisierung selbst nutzen möchte.
INTERXR war darauf angelegt, Projekte an der TU Braunschweig in diesem Bereich zusammenzuführen und gemeinsam interdisziplinär weiterzudenken. „Am Anfang stand auch, ein gegenseitiges Verständnis von XR und gemeinsame Begriffe zu finden“, wie Professor Büssing erläutert. Dazu wurden unter anderem ein Glossar angelegt sowie Workshops und eine Abschlusstagung veranstaltet. Aus diesen Vorarbeiten sollen sich im weiteren Verlauf neue Forschungsperspektiven ergeben, die das Konsortium aktuell weiter auslotet. „Wer sich für das Thema interessiert, kann uns gerne ansprechen oder weitere Projekte und Publikationen für die Homepage melden“, so Professor Büssing.

Teilnehmende der Abschlusstagung vor dem Altgebäude. Bildnachweis: Alexander Büssing/TU Braunschweig
Virtuelle Welten, reale Bildung?
Das im Oktober 2024 gestartete Projekt berücksichtigt Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen – von Computergraphik über Geisteswissenschaften bis Architektur. Die vielfältigen Perspektiven wurden auch auf der Abschlusstagung deutlich. „Zwar ist es manchmal schwer, unterschiedliche methodische Ansätze zusammenzubringen, aber insgesamt ist die Interdisziplinarität ein wichtiges Element, um die Nutzung von XR in der Bildung verstehen zu können“, sagt Dorian Thomsen, der die Tagung organisiert hat. Auch seine eigene Forschung spielte dabei eine Rolle, da er sich im Rahmen seiner Dissertation mit der Nutzung von VR in der schulischen Humanbiologie des Biologieunterrichts beschäftigt.
Darüber hinaus erhielten die Projektbeteiligten Einblicke in die praktische Umsetzung von XR-Anwendungen in der Bildung, beispielsweise eine virtuelle Labortour als Vorbereitung auf die tatsächliche Arbeit mit Laborgeräten sowie die Entwicklung von XR-Angeboten für Bildungsprozesse.