Coronavirus-Symptome per App erfassen Studierende der TU Braunschweig an Entwicklung von Symptom-Tracker beteiligt
Unter dem Hashtag #WirVsVirus fand im März 2020 ein Hackathon der Bundesregierung statt. Zwei Tage lang haben über 20.000 Menschen an digitalen Lösungen für die Herausforderungen durch die Corona-Krise gearbeitet. Mit dabei waren auch sechs Informatik-Studierende der Technischen Universität Braunschweig. Sie haben an einem Symptom-Tracker mitgewirkt, der die Krankheitssymptome von Covid-19 digital erfassen soll. Wie es mit dem App-Prototypen nach dem Hackathon weiter gehen soll und wie die virtuelle Zusammenarbeit ablief, hat uns Masterstudent Maximilian von Unwerth erzählt.
Insgesamt 1.500 Projekte sind bei dem Programmierwettbewerb der Bundesregierung entstanden. Der Prototyp des Symptom-Trackers, an dem die TU-Studierenden mitgearbeitet haben, ist eines davon. „Die Idee dahinter ist, die Gesundheitsämter durch die digitale Erfassung der Symptome zu entlasten“, fasst Maximilian von Unwerth zusammen.
So soll es funktionieren
Positiv getestete Patientinnen und Patienten sowie Verdachtsfälle erhalten vom Gesundheitsamt einen Code. Damit können sie sich auf der Webseite oder in der App einloggen und ihre Symptome jeden Tag in einer Art Tagebuch festhalten. Der Symptom-Tracker verfügt über zwei Ansichten. Neben der Patientensicht zum Erfassen der Symptome gibt es auch einen Zugriff für das Gesundheitsamt. So erhalten die Gesundheitsämter einen Überblick über den Krankheitsverlauf und den aktuellen Gesundheitsstatus der Erkrankten. Sie können diese Daten nach bestimmten Merkmalen filtern und so beispielsweise Kontrollanrufe oder Rücksprachen besser planen.
Die Daten könnten außerdem – mit dem Einverständnis der Erkrankten – anonymisiert der Forschung zur Verfügung gestellt werden. „Die Patientinnen und Patienten sind über die Codes für die Gesundheitsämter identifizierbar. Diese Daten sind dadurch aussagekräftiger als die von Symptomtagebüchern, die jeder oder jede benutzen kann. Eine solche Datenbank zum Symptomverlauf ist für die Forschung sicherlich hilfreich“, sagt Maximilian von Unwerth.
Virtuelle Teamarbeit
Sich virtuell mit völlig fremden Menschen treffen, um gemeinsam in 48 Stunden eine Projektidee umzusetzen? „Wir haben Teams für die unterschiedlichen Aufgabenbereiche wie Frontend, Backend oder Apps gebildet und die Aufgaben in Sprints erledigt. Alle paar Stunden haben wir uns per Video- oder Sprachchat ausgetauscht: Wie läuft es, was muss noch gemacht werden, wo gibt es Schwierigkeiten? Das hat echt gut geklappt!“, sagt von Unwerth.
Das interdisziplinäre Team setzte sich aus Designer*Innen, Ingenieur*Innen, Informatiker*innen, Mediziner*Innen und Covid-19-Betroffenen zusammen. „Teilweise waren wir über 30 Personen, die gleichzeitig an dem Projekt gearbeitet haben. Da hat man dann natürlich richtig viel geschafft“, erzählt Maximilian von Unwerth. „Jedes Teammitglied hat sein Wissen eingebracht und am Ende haben wir alle voneinander gelernt.“ Die TU-Studierenden konnten dabei auf ihr Programmierwissen aus dem Informatikstudium zurückgreifen.
Nächste Stationen: Datenschutz und Tests
Inzwischen macht noch ein Kernteam aus zehn Personen weiter. Das Team arbeitet unter Hochdruck an der Weiterentwicklung der Webseite und der App. Ein wichtiger Punkt ist das Thema Datenschutz. Unterstützung erhalten sie dabei vom baden-württembergischen Landesdatenschutzbeauftragten. „Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung. Gerade im Umgang mit Gesundheitsdaten ist der Datenschutz äußerst wichtig“, sagt Maximilian von Unwerth. „Im Moment liegt die Webseite zum Beispiel noch auf Servern, die wir selbst betreiben. Eine Möglichkeit wäre es, die Webseite über die Server von Gesundheitsämtern zu betreiben, damit es datenschutzkonform ist.“
Um den Prototypen des Symptom-Trackers weiterentwickeln und unter realen Bedingungen testen zu können, möchte das Team jetzt außerdem eng mit Gesundheitsämtern zusammenarbeiten. Dafür sind sie aktuell auf der Suche nach interessierten Partnern. „Wir haben bereits ein paar Gesundheitsämter angeschrieben und würden uns natürlich freuen, wenn eine Zusammenarbeit entsteht. Wir wollen mit unserer Anwendung gerne helfen.“
Freunde gefunden
Beim Hackathon der Bundesregierung mitzumachen, war für die Informatik-Studierenden eine interessante Erfahrung. Dabei sind auch Freundschaften entstanden: „Unsere Teammitglieder sind in ganz Deutschland verstreut. Eine Person war sogar aus Schweden dabei. Wir kannten uns vorher nicht, hatten aber ein gemeinsames Ziel und haben dann so etwas auf die Beine gestellt. Wenn sich die Situation etwas beruhigt hat, wollen wir uns alle auch noch einmal physisch treffen. Wir sind Freunde geworden.“