Brückenkurse in Corona-Zeiten Braunschweigischer Hochschulbund stiftet Notebooks für Geflüchtete
Seit 2016 ebnet das Programm „Bridges4Refugees“ Geflüchteten den Weg ins Studium. In dem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Projekt werden die Teilnehmer*innen bis zu ein Jahr lang mit einem Stipendium unterstützt und erhalten am Sprachenzentrum im International House der TU Braunschweig Deutschunterricht. Ihr Ziel ist, die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) erfolgreich zu absolvieren und anschließend ein Studium zu beginnen. In Zeiten der Corona-Pandemie gibt es für die Teilnehmer*innen und Verantwortlichen der Brückenkurse viele neue Herausforderungen zu bewältigen.
Die Corona-Pandemie hat alle Bereiche des öffentlichen Lebens und auch des Hochschulbetriebs durcheinandergewirbelt. Von heute auf morgen war kein Präsenzunterricht mehr möglich, alle Kurse fanden online statt. Was bereits für deutsche Studierende eine große Umstellung bedeutete, war für die Geflüchteten in den Brückenkursen eine noch größere Herausforderung. „Die Brückenkurse leben natürlich vom persönlichen Austausch und der engen Gemeinschaft der Teilnehmenden untereinander“, erzählt Projektkoordinatorin Irene Helm. „Alles, was diesen Zusammenhalt fördert, war mit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr möglich. Das Fehlen der persönlichen Kontakte aus den Kursen ist für Geflüchtete nochmals schlimmer, da sie oft generell schon sehr wenig Kontakte haben“, erklärt sie.
Neue digitale Angebote sind entstanden
Ob Tandem-Angebote, Sprach-Café-Treffen oder der Austausch mit ehemaligen Teilnehmer*innen des Programms – all das fällt seit mehr als einem Jahr weg. Doch die Verantwortlichen der Brückenkurse haben sich neue Formate einfallen lassen, um auch die Integration der Brückenkursteilnehmer*innen in die Hochschule zu stärken: So gab es bereits zwei Theater-Workshops, die online durchgeführt wurden. Zudem wurde eine Facebook-Gruppe eingerichtet, in der die Teilnehmer*innen sich untereinander und auch mit ihren Ansprechpartner*innen aus dem International House austauschen können.
Neben dem fehlenden persönlichen Kontakt bilden vor allem die technischen Voraussetzungen für die Online-Kurse eine große Hürde für die Teilnehmer*innen der Brückenkurse. „Viele Geflüchtete haben keine eigenen Laptops, die zur Teilnahme an den Online-Kursen aber dringend benötigt werden. Außerdem fehlt in den Flüchtlingsunterkünften oft eine stabile Internetverbindung. Das kann den Lernerfolg stark gefährden, wenn während des Unterrichts ständig die Verbindung abbricht“, erklärt Helm. Der Freundes- und Förderverein der TU Braunschweig, der Braunschweigische Hochschulbund (BHB), startete deshalb einen Spendenaufruf und konnte dank der Unterstützung des Sandkasten der TU Braunschweig, des Rotary Club Braunschweig und zahlreicher Privatspender*innen kürzlich zehn Notebooks und Zubehör an das Programm übergeben, die nun an bedürftige Stipendiaten verliehen werden. Brückenkurs Teilnehmer Fatih* ist froh, dass das Programm trotz Corona stattfindet: „Ich bin sehr glücklich, dass ich trotz Corona Deutsch lernen kann. Natürlich ist ein Präsenzkurs besser als ein Online-Kurs, aber auch in den Online-Kursen kann man erfolgreich und abwechslungsreich Deutsch lernen.“
Knapp die Hälfte der eingehenden Bewerbungen stammt von Frauen
Trotz aller Herausforderungen haben die Online-Formate auch positive Auswirkungen für die Teilnehmer*innen der Brückenkurse. So können erstmals auch Geflüchtete teilnehmen, die nicht in Braunschweig oder der näheren Umgebung wohnen. Auch sei das Interesse am Programm trotz Corona ungebrochen hoch, sagt Irene Helm. „Über das Jahr gesehen, betreuen wir circa 45 Stipendiat*innen. Auch in den vergangenen Monaten sind zahlreiche Bewerbungen bei uns eingegangen. Besonders freut mich, dass immer mehr Frauen darunter sind“, so Helm. Seit Projektbeginn im Jahr 2016 steigt die Zahl der Bewerberinnen stetig – inzwischen liegt ihr Anteil bei fast 50 Prozent. Gleichzeitig haben sich auch die Herkunftsländer der Stipendiat*innen verändert. Während in den ersten Jahren der Großteil der Teilnehmer*innen aus Syrien kam, kommen mittlerweile auch viele Teilnehmende aus Ruanda, dem Sudan, dem Iran und der Türkei. Stipendiat Makosa* ist dankbar, dass es das Projekt „Bridges4Refugees“ gibt: „Deutsch ist eine schwierige Sprache, aber die Lehrer*innen am Sprachzentrum motivieren mich sehr. Mein Motto ist: Üben, üben, üben, bis ich alles verstanden habe.“
Spenden weiterhin benötigt
Da ein Ende des Online-Studiums derzeit noch nicht absehbar ist, sind die Teilnehmer*innen der Brückenkurse weiter auf Spenden angewiesen. Der Braunschweigische Hochschulbund sammelt mit einem Spendenaufruf derzeit Gelder für Webcams, Headsets und LTE-Router.
*Aus Anonymitätsgründen werden nur die Vornamen der Teilnehmer*innen genannt.