17. Januar 2025 | Magazin:

Post aus … Brisbane Physikstudent Bastian Brömer berichtet aus Down Under

Allgemeine Informationen

Hier lebe ich momentan:

Ich lebe in Brisbane, der Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, an der Ostküste von Australien.

Das mache ich in Brisbane:

An der University of Queensland führe ich ein Laborexperiment zur Untersuchung der elektrischen Eigenschaften von teilgesättigtem Sand durch. Ziel ist es, ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wie sich Wasser und Luft in porösen Medien verteilen und wie dies die elektrische Leitfähigkeit beeinflusst. Das ist wichtig, um Geoelektrik-Messungen im Feld leichter interpretieren zu können. Geoelektrik-Messungen bieten eine Möglichkeit, von der Oberfläche aus Informationen über den Untergrund zu gewinnen, ohne Bohrungen oder Grabungen durchführen zu müssen.

Für das Laborexperiment wird der Sand zunächst in einer leitfähigen Salzlösung vollständig gesättigt. Anschließend wird der Wasserspiegel verändert, um Luftblasen in den Poren einzuschließen. Bei verschiedenen Sättigungen messe ich den frequenzabhängigen komplexen spezifischen Widerstand mithilfe einer sogenannten Vierpunktanordnung, bei der zwei Elektroden einen Strom durch das Probenmaterial leiten und zwei weitere Elektroden die Spannungsdifferenz messen.

In Braunschweig beschäftige ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit mit numerischen Simulationen solcher teilgesättigten porösen Medien. Um meine Simulationsergebnisse mit der Realität vergleichen zu können, arbeite ich nun an der School of Civil Engineering in Brisbane mit der Geotechnik-Abteilung zusammen, um experimentelle Messdaten unter kontrollierten Bedingungen zu gewinnen.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:

… etwa fünf Wochen und ist selbst organisiert. Ich erhalte eine finanzielle Unterstützung aus dem PROMOS-Programm zur Steigerung der Mobilität von Studierenden deutscher Hochschulen des DAAD.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

In meinem Studium mit der Vertiefung Geophysik durfte ich zwar schon an vielen spannenden Orten auf der Welt Messungen durchführen, wollte aber auch gerne mal die Erfahrung machen, in einer anderen Arbeitsgruppe zu arbeiten. Vor allem der fachübergreifende Austausch mit der Geotechnik hat mich überzeugt, und die Zeit kurz vor dem Abschluss erschien mir als gute Gelegenheit dafür.

Leben vor Ort

Hier befinde ich mich auf dem Gipfel von Mount Coot-tha, von dem man einen tollen Blick auf Brisbane und Moreton Bay in der Ferne hat. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Der Great Court ist das Zentrum und zugleich älteste Bauwerk des heutigen Campus. Die University of Queensland gehört zu den ältesten Universitäten Australiens. Wegen der alten Gebäude aus Sandstein werden diese umgangssprachlich auch als „Sandstone Universities“ bezeichnet. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Brisbanes Stadtzentrum ist mit den vielen Lichtern besonders in der Dämmerung sehr beeindruckend. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Hier sieht man die Story Bridge, eines von Brisbanes Wahrzeichen, von einer Fähre aus fotografiert. Die Fähren sind neben den Bussen wichtige öffentliche Verkehrsmittel. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Der künstlich angelegte Streets Beach ist eine Oase mitten im Großstadtdschungel. Jedes Jahr werden dort rund 70 Tonnen neuer Sand aufgeschüttet. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Busse spielen die größte Rolle im ÖPNV. Gerade an Verkehrsknoten oder hier an einer Brücke über den Fluss stauen sich oft viele Busse. Es gibt sehr viele verschiedene Linien, die ähnliche Routen fahren, sodass man gut aufpassen muss, in welchen Bus man steigt. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Im botanischen Garten mitten in der Stadt hat man oft Begegnungen mit verschiedenen Reptilien und anderen exotischen Tieren. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Leider habe ich auf meinen vielen Wanderungen keine Koalas in freier Wildbahn entdeckt. Dafür kam ich in einem Tierpark sehr nah an die Tiere heran. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Cricket ist in Australien (ähnlich wie in anderen britisch geprägten Ländern) sehr beliebt und so habe ich mir ein Spiel im Stadion „The Gabba“ nicht entgehen lassen. Ich habe mir allerdings nur eine Kurzvariante angesehen, klassische Cricket-Matches dauern mehrere Tage. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

Am Wochenende habe ich Tagesausflüge unternommen, wie hier zur Gold Coast. Die Skyline wird von dem höchsten Wolkenkratzer der Südhalbkugel dominiert. Ich kann verstehen, warum ein Ortsteil Surfers Paradise heißt. Bildnachweis: Bastian Brömer/TU Braunschweig

So wohne ich in Brisbane:

Ich habe ein Zimmer in einem privat vermieteten Haus, in dem mehrere Menschen zur Untermiete wohnen. In Brisbane ist es für Studierende eher unüblich, alleine zu wohnen, da der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist.

Was unterscheidet das Studieren / Forschen in Australien von dem in Deutschland?

Bildung ist in Australien eher ein Business, vergleichbar mit dem US-amerikanischen System. Studierende zahlen hohe Studiengebühren. Die Universitäten sind auf hohe Studierendenzahlen angewiesen, um rentabel zu sein, weshalb die Durchfallquoten extrem niedrig sind. Die Studierenden geben außerdem Evaluationen ab, die hier allerdings einen deutlich höheren Einfluss auf die akademische Karriere der Dozierenden haben als in Deutschland.

Auch die Forschungsstruktur unterscheidet sich von der in Deutschland. Die Arbeitsgruppen sind hier in meinem Fachgebiet weniger hierarchisch organisiert. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen sind frei in der Wahl ihres Forschungsgebietes und schreiben auch ihre eigenen Projektanträge. Das bietet jungen Wissenschaftler*innen gerade am Anfang ihrer Karriere viele Chancen.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:

In Australien sind die Menschen sehr freundlich und entspannt. Das ist mir vor allem im Bus aufgefallen: Es wird nicht gedrängelt, Plätze werden sofort und ohne Aufforderung für Bedürftige freigegeben und beim Aussteigen bedanken sich alle bei der Fahrerin oder dem Fahrer. Typisch ist außerdem, dass viele Australier*innen sehr früh mit der Arbeit anfangen, aber auch früher Feierabend machen. Deshalb schließen viele Geschäfte bereits um 17 Uhr, was mit meinem Uni-Alltag manchmal etwas schwierig zu vereinbaren war.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

  • Brisbane liegt in den Subtropen. Der warme Spätfrühling war ein starker Kontrast im Vergleich zum grauen Winteranfang in Deutschland. Im Sommer gibt es viele heftige Gewitter mit starkem Regen und beeindruckenden Blitzen, die schon bei meiner Ankunft den Nachthimmel erleuchteten. Die Tage in Brisbane sind im Vergleich deutlich kürzer als in Deutschland – selbst an den längsten Sommertagen geht die Sonne schon vor 19 Uhr unter.
  • Der ÖPNV basiert in Brisbane quasi ausschließlich auf Bussen (und Fähren). Die Bahn spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Dafür habe ich eine so stark ausgebaute Businfrastruktur vorher noch nie gesehen. Es gibt eigene Schnellstraßen für Busse, Bushaltestellen mit mehreren Stockwerken und in der Innenstadt verläuft der Busverkehr teilweise unterirdisch mit U-Bahn-ähnlichen Stationen. Allerdings ist Brisbane als drittgrößte Stadt des Kontinents in manchen Aspekten eher kleinstädtisch. Ab 20 Uhr fahren die Busse nur noch sporadisch und ab 22 Uhr muss man meistens schon nach Alternativen suchen.
  • Der Campus der Universität ist von viel Grün umgeben, und es gibt zahlreiche Wasseragamen (eine Echsenart), die in den Seen dort leben. Sie sonnen sich oft auf den Gehwegen. Da sie sich gut in ihrer Umgebung tarnen, erschrecke ich mich immer wieder, wenn sie plötzlich aufspringen.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:

Da an der Universität viele Menschen recht unabhängig voneinander arbeiten, war es manchmal schwierig, herauszufinden, wer gerade Geräte oder Materialien verwendete, die ich für mein Experiment benötigte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich alles Notwendige zusammen hatte. Eine weitere Herausforderung waren die unvorhergesehenen Verzögerungen beim Aufbau des Experiments, da es einige unerwartete technische Probleme gab. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte ich das Experiment aber noch rechtzeitig vor meiner Abreise aufbauen.

Das lustigste Missverständnis, das ich aufgrund von Sprachproblemen hatte:

Es gab keine größeren Missverständnisse, die Kommunikation auf Englisch hat meistens gut funktioniert.

Diese Anekdote werde ich meinen Freund*innen zu Hause immer wieder erzählen:

Das Gebäude, in dem sich mein Arbeitsplatz befindet, ist ein relativ neues und repräsentatives Gebäude der Universität, also finden hier oft Konferenzen oder Feierlichkeiten statt. Einer der Doktoranden gibt immer allen im Büro Bescheid, wenn ein Buffet aufgebaut wird. Dann gehen alle schnell los, um einen kleinen Snack zu ergattern. Es ist immer ein lustiges Gemeinschaftsgefühl und gehört fast schon zum Büroalltag!

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Neben neuen Kontakten in der Geoelektrik-Community und Ideen für zukünftige Zusammenarbeit nehme ich einen Schnorchel mit nach Hause, mit dem ich Fische an der Gold Coast beobachtet habe.

Gut zu wissen

Mein Geheimtipp für alle, die auch nach Brisbane reisen:

In der Nähe des botanischen Gartens gibt es eine Open-Air-Bühne, auf der regelmäßig weltbekannte Künstler*innen auftreten. Ich kann nur empfehlen, bei einem Picknick oder Spaziergang im Park einem kostenlosen Konzert zuzuhören.

Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:

Vegemite! Ich habe gehört, dass nur „echte“ Australier*innen den salzigen Brotaufstrich wirklich genießen können.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden/Forschenden, die ins Ausland gehen möchten:

Falls sich die Möglichkeit ergibt – auf jeden Fall machen! Dabei ist es wichtig, genug Zeit einzuplanen – sowohl für die Vorbereitung als auch vor Ort. Unvorhergesehene Verzögerungen können immer auftreten.