13. November 2023 | Magazin:

Bodenforschung in Zeiten der Urbanisierung Magdalena Sut-Lohmann ist neue Professorin für Bodenwissenschaften am Institut für Geoökologie

Unsere Böden leiden: Urbanisierung und Globalisierung durch den Menschen belasten ihre Funktionen stark. Dazu forscht und lehrt Professorin Magdalena Sut-Lohmann seit diesem Oktober am Institut für Geoökologie der Technischen Universität Braunschweig. Im Interview erzählt die Leiterin der Abteilung für Bodenwissenschaften, warum dieses Problem uns alle betrifft.

Professorin Magdalena Sut-Lohmann leitet die Abteilung Bodenwissenschaften des Instituts für Geoökologie. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Herzlich willkommen an der TU Braunschweig, Frau Professorin Sut-Lohmann! Warum haben Sie sich für unsere Universität entschieden?

An der TU Braunschweig sehe ich ein geeignetes Umfeld, um meine Forschung fortzusetzen und vielversprechende Kooperationen mit mehreren Forschungsgruppen an der Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften zu entwickeln. Es geht darum, die wichtigsten Hebel für zukünftige nachhaltige, klimaangepasste Landnutzungssysteme zu erforschen. Der Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“ an der TU Braunschweig liefert hierzu den passenden Kontext.

Die ehemalige Abteilung für Bodenkunde und Bodenphysik, die ich übernommen habe, bietet eine ausgezeichnete Fachkenntnis und Ausstattung in Bodenphysik und Bodenhydrologie, die ich mit meiner Expertise in der Bodenchemie sehr gut ergänzen kann. Viele anthropogen, also vom Menschen beeinflusste Böden, leiden unter Verdichtung, Kompaktion und intensiven sowie verlängerten Trockenperioden. Die gemeinsam organisierte Forschung in der neuen Abteilung für Bodenwissenschaften, in den Bereichen Bodenchemie und Bodenphysik, birgt Potenzial für die Forschung an effektiven Lösungen für unsere heutigen und zukünftigen Herausforderungen.

Was genau erforschen Sie? Wie würden Sie Ihre Arbeit Person erklären, die mit dem Thema nicht vertraut ist?

Ich arbeite hauptsächlich mit Böden, die anthropogen beeinflusst sind. Das bedeutet, dass verschiedene menschliche Aktivitäten, wie Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Kriege, Unfälle, Verkehr und viele andere, die biologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens bedeutend verändert haben. Folglich können diese Böden ihre Ökosystemleistungen nicht mehr im erforderlichen Maße erfüllen. Meine Aufgabe besteht darin, diese Böden zu sanieren und ihre notwendigen Funktionen wiederherzustellen. Hier setze ich Methoden ein, die auf Pflanzen und Mikroorganismen basieren und in denen zum Beispiel Bodenverbesserungsmittel aus Abfallmaterialien verwendet werden. Weiterhin arbeite ich an der Entwicklung von ferngesteuerten Sensortechniken, um Verunreinigungs-Hotspots und die Effizienz eines angewandten Sanierungsansatzes schnell, nachhaltig und im größeren Maßstab zu überwachen und zu bewerten.

Professorin Magdalena Sut-Lohmann bei der Ernennung mit TU-Präsidentin Angela Ittel und Professor Klaus Thiele, Dekan der Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften. Bildnachweis: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Was sind die Hauptforschungsbereiche und -projekte, an denen Sie an der TU Braunschweig arbeiten werden?

In meiner Abteilung werde ich mich schwerpunktmäßig der experimentellen Erforschung von anthropogenen Einflüssen auf die Bodenentwicklung und Ökosystemfunktionen in urbanen Lebensräumen widmen. Meine Forschungsaufgabe besteht daher darin, die Bodenentwicklung im Zusammenhang mit Landnutzungsänderungen und Verstädterung zu untersuchen und die Erhaltung bzw. Entwicklung natürlicher Ökosystemleistungen in der städtischen Umwelt zu unterstützen.

Die Anpassung anthropogener Böden an funktionierende Ökosystemleistungen erfordert einen interdisziplinären Ansatz. Deswegen werden meine zukünftigen Kooperationen und Projekte von meiner nationalen und internationalen Zusammenarbeit, beispielsweise mit Universitäten in Polen, Spanien, der Tschechischen Republik und Südafrika, profitieren, welche ich insbesondere durch weitere Kontakte an der TU Braunschweig ausbauen möchte. Als einen wichtigen Teil der Nachwuchsförderung sehe ich dabei die Integration von Studierenden aller Ausbildungsstufen in meine Forschungsprojekte.

Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?

Böden sind die natürliche Ressource, die die Grundlage für das Pflanzenwachstum bilden und somit unsere tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherstellen. Darüber hinaus dienen Böden als Wasserfilter, Hotspot für die Biodiversität und als Grundlage für Gebäude und ganze Städte. Allerdings werden vom Menschen veränderte urbane Böden unterschätzt, da sie verglichen mit unveränderten Böden keine lebenswichtigen Funktionen mehr erfüllen. Daher wird im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit auf anthropogen beeinflusste Böden, insbesondere in urbanen und suburbanen Gebieten, und damit verbundene Ökosystemleistungen gelegt.

Dies führt dazu, dass das Wohlbefinden der Stadtbewohner*innen ebenso vernachlässigt wird wie das große Potenzial dieser Böden zur Bewältigung der aktuellen Klimakrise oder zur Sicherung der Lebensmittelversorgung. Die Umweltauswirkungen in Metropolregionen spiegeln den Druck der schnellen Urbanisierung und Globalisierung wider, einschließlich der Erzeugung giftiger Nebenprodukte, physischer Störungen sowie Veränderungen in der abiotischen und biotischen Umwelt. Daher besteht die Motivation und die Herausforderung meiner Forschung darin, die Bodenentwicklung im Zusammenhang mit Landnutzungsänderungen und Urbanisierung zu untersuchen und die Aufrechterhaltung natürlicher Ökosystemleistungen in urbaner Umgebung zu unterstützen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?

Forschen, Lehren und Verwalten.

Vielen Dank!