„Beziehungen zur Wirtschaft noch stärker in den Fokus rücken“ BLB-Vorstandsmitglied Prof. Thomas S. Spengler im Interview
Die Battery LabFactory, kurz BLB, ist ein Forschungszentrum der Technischen Universität Braunschweig. An der BLB erforschen und entwickeln Wissenschaftler*innen elektrochemische Speicher vom Labor- bis zum Pilotanlagenmaßstab. Ziel ist, die nachhaltige Kreislaufproduktion von Batteriezellen zu ermöglichen. Im Juni wurde der neue Vorstand gewählt. Prof. Thomas Spengler übernimmt seitdem das Ressort „Industrial Networks & Business Strategies“. Welche Rolle Industriekontakte und neue Geschäftsmodelle für ein Forschungszentrum spielen, das haben wir ihn im Kurzinterview gefragt.
Prof. Spengler, Sie sind im BLB-Vorstand verantwortlich für Industriekontakte. Diese Aufgabe wurde jetzt erstmalig so formuliert und im Vorstand angesiedelt. Ein Zeichen für eine neue Strategie der BLB?
Nein, ganz im Gegenteil. Industriekontakte und die Vernetzung der BLB mit einschlägigen Unternehmen hatten von Anfang eine große Bedeutung. Durch die explizite Einrichtung des Vorstandsressorts „Industrial Networks & Business Strategies“ sollen diese Aufgaben lediglich gebündelt werden, so dass sie auch bei der weiteren strategischen Entwicklung der BLB noch stärker in den Fokus rücken.
Welche Bedeutung haben für Sie die Beziehungen zur Wirtschaft? Wie profitiert die BLB davon?
Die Beziehungen zur Wirtschaft sind für uns als Forschungszentrum einer technischen Universität essenziell. Die Vernetzung und der Austausch zwischen der BLB und der Industrie dienen zum einen dem Transfer von Forschungsfragen in die BLB, etwa durch die Akquise von Forschungsaufträgen, aber zum anderen auch dem Transfer von erzielten Forschungsergebnissen zurück in die Industrie und Politik. Diese dienen industriellen und politischen Entscheidungsträgern zur Bewertung zukünftiger Technologien und zur Entscheidungsunterstützung bei Investitionsentscheidungen oder der Gestaltung zukünftiger politischer Rahmenbedingungen.
Was kann man sich unter der Ressort-Aufgabe „Business Strategies“ vorstellen?
Business Strategies umfassen die gesamte Wertschöpfungskette der zirkulären Batterieproduktion und die für die jeweiligen Prozesse verantwortlichen Akteure. Betriebswirtschaftliche Herausforderungen liegen in der wettbewerbsorientierten Gestaltung, Planung und Steuerung geschlossener Wertschöpfungskreisläufe unter gleichzeitiger Berücksichtigung zukünftiger Nachhaltigkeitsanforderungen. Dies kann nur im engen Schulterschluss zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik erfolgen.
Internationale Kontakte werden immer wichtiger. Welche Maßnahmen zum Ausbau des internationalen Netzwerks ergreift die BLB?
Die BLB ist seit Jahren international umfassend vernetzt, sowohl in der Wissenschaft als auch in der industriellen Praxis. Wissenschaftliche Kooperationen im Rahmen von Forschungsprojekten sowie der Austausch von Doktoranden und Studierenden stehen im Fokus der internationalen Forschung mit Partnern aus Europa, den USA, Asien und Australien. Mit der International Battery Production Conference (IBPC), die jährlich in Braunschweig ausgerichtet wird, adressieren wir aktuelle Forschungsprojekte und Praxiserfahrungen der internationalen Community.
Zeichnen sich bereits Entwicklungen im Bereich Transfer ab?
Dem Transferbereich kommt in der BLB eine ganz besondere Bedeutung zu. Neben der jährlich stattfindenden International Battery Production Conference liegen die Schwerpunkte in umfassenden Transferfeldern wie die forschungsbasierte Kooperation mit Unternehmen, das Relationship-Management zum Aufbau von Beziehungen für spätere Transferaktivitäten, die Bereitstellung von Forschungsinfrastruktur, die Unterstützung von Gründeraktivitäten, die transferorientierte Lehre und Weiterbildung, die wissenschaftliche Beratung von Entscheidern, die Beteiligung gesellschaftlicher Akteure an der Entwicklung konsensfähiger Lösungen sowie der Wissenschaftsdialog mit der Gesellschaft. Aktuelle Vorhaben sind beispielsweise der Aufbau einer Informationsstelle zu Transferangeboten, die Einrichtung eines Industriebegleitkreises sowie die für alle Forschungszentren vorgesehene gemeinsame Forschungsstrategie.